Bundesministerium für Bildung und Forschung
Wie Bildung für nachhaltige Entwicklung an Hochschulen gelingt
4 Minuten
3 April 2023
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Copyright: BMBF
Das Ziel von Bildung für nachhaltige Entwicklung, kurz BNE, ist es, möglichst viele Menschen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln zu befähigen. Deshalb sollte sie möglichst inklusiv sein. Inklusive Bildung meint, dass hochwertige und kostenfreie Bildung für alle Menschen zugänglich ist und weder Geschlecht, soziale oder ökonomische Voraussetzungen noch besondere Lernbedürfnisse dazu führen dürfen, dass ein Mensch seine Potenziale nicht entwickeln kann. „Zukunftsfähigkeit zeichnet sich dadurch aus, dass sich Bildung an den globalen Bedürfnissen aktueller und zukünftiger Generationen orientiert“ – in diesen Worten beschreibt Jeanine Marie Rühle, Mitglied im youpaN (Jugendpanel zur Beteiligung an der Umsetzung des Nationalen Aktionsplans BNE), was BNE für sie bedeutet. Das erste Mal begegnete sie dem Konzept BNE während ihres Bachelorstudiums der Sonderpädagogik – und nun ist sie eines der vielen Gesichter der aktuellen, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ins Leben gerufenen BNE-Kampagne mit dem Motto „Lernen. Handeln. Gemeinsam Zukunft gestalten.“.
Die Kampagne würdigt das Engagement zahlreicher Akteurinnen und Akteure, die sich für BNE stark machen und diese umsetzen. In Interviews auf der Kampagnenwebseite bne-jetzt.de berichten sie über ihre Erfolgswege und ihre jeweiligen Vorbilder.

Nachhaltige Zukunft im Hochschulsystem
Das Engagement für BNE begann bei Jeanine Marie Rühle bereits während ihrer Schulzeit: Hier setzte sie sich für die Interessen ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler ein. „Später, während meines Studiums, wurde mein Engagement zunehmend politischer“, erzählt sie. So beschäftigte sie sich während ihres Bachelorstudiums der Sonderpädagogik insbesondere mit inklusiver Bildung. „Dr. Strehle, mein Dozent, ermutigte mich dazu, BNE im Kontext von Inklusion weiterzudenken.“ Aktuell befasst sich Jeanine Marie Rühle mit der Erarbeitung eines BNE-Praxisleitfadens für Lehrkräfte. „Dabei versuchen wir möglichst, den Lebensrealität von Lehrkräften zu berücksichtigen und zu verdeutlichen, dass eine ganzheitliche BNE nicht mit Mehraufwand verbunden ist“, erläutert sie. Gleichzeitig arbeitet Jeanine Marie Rühle auf politischer Ebene weiter daran, BNE in allen Bildungsbereichen noch stärker zu verankern.
Dementsprechend sieht sie das Potenzial der BNE-Kampagne auch darin, BNE in die Breite der Gesellschaft zu tragen. Denn wenn die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele, die 2015 von den Vereinten Nationen (UN) in der Agenda 2030 definiert wurden, ernsthaft umgesetzt werden sollen, braucht es die Unterstützung der Mehrheit der Bevölkerung – und „eine Kultur der Nachhaltigkeit“, um es in den Worten von Jeanine Marie Rühle zu sagen. Die Kampagne trägt dazu bei, indem sie Menschen zusammenbringt und sie befähigt, sich gemeinsam für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele zu engagieren.
BNE – andere zu zukunftsfähigem Handeln befähigen
BNE soll jeder und jedem Einzelnen ermöglichen, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Welt zu verstehen. Entwicklung ist dann nachhaltig, wenn Menschen weltweit in Würde leben und ihre Bedürfnisse und Talente unter Berücksichtigung der planetaren Grenzen entfalten können – gegenwärtig und in Zukunft. Eine solche gesellschaftliche Transformation erfordert starke Institutionen, partizipative Entscheidungen und Konfliktlösungen, Wissen, Technologien sowie neue Verhaltensmuster. Dabei stehen verschiedene Fragen im Vordergrund, etwa: Wie beeinflussen meine Entscheidungen Menschen nachfolgender Generationen in meiner Kommune oder auf anderen Erdteilen? Welche Auswirkungen hat es, wie ich konsumiere, welche Fortbewegungsmittel ich nutze oder welche und wie viel Energie ich verbrauche? Welche globalen Mechanismen führen zu Konflikten, Terror und Flucht? Was können wir gegen Armut tun?
BNE versetzt Menschen in die Lage, Antworten auf diese Fragen zu finden und verantwortungsvolle, nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Auf dem ebenfalls vom BMBF betreuten BNE-Portal können Interessierte umfangreiche Informationen zum Thema BNE und zu Fördermöglichkeiten sowie inklusive Lehr- und Lernmaterialien zu verschiedenen Aspekten von Nachhaltigkeit und BNE finden.
Eine Kultur der Nachhaltigkeit schaffen
Das Engagement junger Menschen wie Jeanine Marie Rühle für das Thema BNE liegt Prof. Dr. Dorit Schumann als Präsidentin der Hochschule Trier besonders am Herzen. Sie setzt sich für die Verbreitung von BNE-Wissen und -Kompetenzen an junge Erwachsene ein und sieht BNE als den Treiber zur Verwirklichung der globalen Nachhaltigkeitsziele der UN. Auch sie ist eines der Gesichter der aktuellen BNE-Kampagne und gehört zu den inspirierenden Menschen, die sich für BNE als Schlüssel für eine nachhaltige Zukunft einsetzen. Die Stärke der Kampagne sieht Prof. Dr. Schumann im Handeln: Erst durch gemeinsames Tun können klima- und nachhaltigkeitsorientierte Themen in die Breite getragen werden.

Neben der Leitung der Hochschule Trier ist Prof. Dr. Schumann Vizepräsidentin für Transfer, Nachhaltigkeit, Gleichstellung und Diversität der Hochschulrektorenkonferenz (HRK). In dieser Position beschäftigt sie sich mit der Umsetzung der Inhalte der HRK-Empfehlung „Für eine Kultur der Nachhaltigkeit“ und der Vertiefung der dort angelegten Handlungsfelder. Dafür hat die HRK 2022 auch eine Reihe von BNE-Workshops gestartet, die größtenteils digital und vereinzelt in Präsenz stattfinden. Die ersten Workshops befassten sich schwerpunktmäßig mit den Themen „BNE in und neben Curricula“ sowie „BNE in Kleinen Fächern“. Die Workshops werden dieses Jahr mit den Themen „Lehr- und Lernformate in der BNE“ sowie „Interdisziplinarität und Internationalität in der BNE“ fortgesetzt.
An der Hochschule Trier wird das Thema Nachhaltigkeit strategisch in allen Leistungsbereichen etabliert, als sogenanntes „Profilthema“. „Dazu wurde jüngst ein hochschulübergreifender Nachhaltigkeitsrat etabliert, in dem alle Fachbereiche, Green Offices, alle Gruppen und das Präsidium vertreten sind“, erklärt Dr. Schumann. „Projekte rund um das Lernen und Lehren, um Forschung und Transfer werden dort ebenso thematisiert wie Mobilität und Infrastrukturthemen. Wir möchten den Umwelt-Campus Birkenfeld weiterhin als den grünsten Campus in Deutschland etablieren und Vorreiterin beim Thema Nachhaltigkeit sein.“
