Kolumne Einigeln

Eine Keller-Werkstatt bauen

Das Coronavirus legt den Alltag lahm. Um uns und andere zu schützen, dürfen wir kaum noch raus. Wie man dabei trotzdem fröhlich bleibt, erklärt dienstags und donnerstags unser „Igel-Experte“ in der enorm Kolumne Einigeln.

enorm Kolumne Einigeln, Teil 14: Eine Keller-Werkstatt bauen

Mein Igel-Bau ist eine beschauliche, aber leider auch platzbeschränkte 1,5 Zimmer Wohnung im Hinterhaus eines Berliner Altbaus. Zu meinem Glück darf ich auch noch die kleine Kellerkammer Nr. 21 im Vorderhaus dazu zählen. Viele Stadt-Igel besitzen ein solches Kabuff in ihrem Mietshaus, die meisten von uns pflegen jedoch eine eher ambivalente Beziehung zu ihrem Keller. Der rote Zettel an der Tür zu meinem warnt mich schon beim Betreten vor ausgelegtem Rattengift, was nicht unbedingt meine Vorfreude auf das leicht modrig riechende, spinnenbewebte Gemäuer im schummrigen Licht weckt. Auf der anderen Seite liebe ich dieses kleine, dunkle Kämmerlein dafür, dass es all meinen ausrangierten Krempel frisst. All diese Dinge, die zum wegschmeißen zu schade sind, aber in der frisch geschniegelten Wohnung keinen Platz mehr finden – erstmal in den Keller damit. Vielleicht brauche ich es doch noch einmal, oder werde es später auf ebay Kleinanzeigen verkaufen. So mache ich es – leider – meistens mit aussortiertem Plunder: aus den Augen, aus dem Sinn! Genauso sieht es in meinem Keller deshalb auch aus. Der Kram stapelt sich bis unter die Decke und ich weiß nicht einmal genau, was sich im hinteren Teil des Raumes eigentlich befindet. 

Auch bei Good Impact: Kolumne Einigeln, Teil 13: Mit den Augen lächeln

Dass ich meinen Keller-Zustand ändern möchte, ist mir klar, seit ich vor einiger Zeit ein DIY-Video auf Youtube gesehen habe, in dem genau so ein vollgerümpelter Kellerverschlag wie meiner, zu einer charmanten, vollfunktionsfähigen Mini-Werkstatt verwandelt wurde – inklusive eines eigens in der neuen Werkstatt angefertigten Wandregals für das Werkzeug. 

Wie dringend ich als leidenschaftliche Heimwerkerin eine eigene Werkstatt brauche, hat sich bereits in Projekten der Vergangenheit gezeigt. Nachdem ich letztes Jahr ein altes DDR-Küchenbuffet auf meinem Balkon restauriert hatte, sah dieser leider aus, als wäre er in einen Sandsturm geraten. Auch die überaus kluge Idee, einen Spielbogen für das Baby meiner Freundin auf dem Wohnzimmerteppich zu bauen, lässt mich bis heute Sägespäne zwischen den Teppichfasern finden, wie man es von Konfetti nach einer Party kennt. 

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Die Zeit ist also mehr als reif, um das Projekt Werkstatt endlich in Angriff zu nehmen und den Keller zu entrümpeln. Danach muss die leicht feuchte Wand mit dem bröckelnden Putz abgeklopft und versiegelt werden. Vielleicht streiche ich sie anschließend weiß an, um den etwas unheimlich anmutenden Charakter meines Keller-Verließes verschwinden zu lassen und die zukünftige Werkstatt in helles und freundliches Licht zu tauchen. Mein Werkzeug, das sich derzeit in einem chaotischen Durcheinander unter meinem Bett befindet, soll säuberlich aufgereiht und griffbereit an der Wand angebracht werden. Am liebsten möchte ich die Werkstatt mit jenen Möbelstücken einrichten, die ohnehin seit einiger Zeit dort unten einstauben, statt Neues zu kaufen. Nach einer ersten Inventur-Inspektion des Kellers stelle ich fest: Ein ausrangierter Tisch, der als Werkbank fungieren wird sowie ein paar alte Regale und Europaletten sind vorhanden. Damit lässt sich etwas anfangen. Vielleicht schließe ich auch noch eine kleine Vorratskammer mit an, denke ich. Ich wollte doch auch schon so lange mal selber Gemüse einwecken. Eins nach dem anderen! Zurück in der Wohnung schmeiße ich die Suchmaschine an: Blaumann in Damengröße! Eine selbstgenähte Staubschutzmaske habe ich ja schon. 

ILLUSTRATION: AREZU WEITHOLZ

 

Das Wochenende kommt und unser Igel-Experte hat sich vorgenommen, endlich den Keller zu entrümpeln.

Alexandra Matthies

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