Nachhaltigkeitsinitiativen in Afrika

Wer rettet den Kakao?

Die meisten Kakaobauern in Westafrika leben in extremer Armut. Dagegen kämpfen nun immer mehr Schokoladenhersteller mit eigenen Nachhaltigkeitsprogrammen an. Sind Kinderarbeit und die Abholzung des Regenwalds bald Vergangenheit? Ein Besuch bei der Cocoa-Life-Initiative in Ghana

Akweley Addo hebt ihr Buschmesser zum Schlag an. Sie hält kurz inne, dann ein kräftiger Hieb. Die 43-jährige Frau hält die goldgelbe Kakaofrucht, die eben noch eng am Stamm des rund drei Meter großen Baumes hing, fest in der linken Hand und wirft sie auf einen Haufen von Schoten. Dann ein nächster Hieb. Schlag um Schlag wächst der Berg aus Früchten.

Es heißt, jede Schote liefert ungefähr so viele Bohnen, wie für eine Tafel Schokolade gebraucht werden. Doch obwohl die Frucht Schokolade ihr einzigartiges Aroma schenkt, kennt Addo, wie die meisten Kakaobauern, die beliebte Süßigkeit bloß aus Erzählungen. Sie weiß, dass in vielen reicheren Ländern die Menschen sie lieben. 9,5 Kilogramm Schokolade isst laut der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten im Schnitt jeder Deutsche pro Jahr.

Addo wischt sich unterhalb des braungemusterten Tuchs, das sie sich um den Kopf gewickelt hat, kleine Schweißperlen von der Stirn. Sonnenstrahlen tanzen über ihr Gesicht. Mal hier, mal da bahnen sie sich einen Weg durch die Blätter der jungen Kakaobäume und das Laub einiger hoher, rotblühender Bäume, die der Plantage wichtigen Schatten spenden. „Später werde ich die Hülsen aufklopfen und die Bohnen aus der Schale herauslösen“, erklärt die Ghanaerin in der lokalen Sprache Twi. „Anschließend kommen sie zum Fermentieren in ein Paket aus Bananenblättern. Zuletzt lege ich sie zum Trocknen in die Sonne. Dann können sie verkauft werden.“

Sechs Tage pro Woche steht Addo ab sieben Uhr morgens unter dem Blätterdach. Seit 23 Jahren – eigentlich sogar schon länger. Denn auch als Kind hat Addo nach der Schule ihrem Vater auf dem Feld geholfen. Als 20-Jährige heiratete sie dann einen Kakaobauern und bekam sechs Kinder. Von Koforidua aus, der Hauptstadt von Ghanas östlicher Region, erreicht man ihren Hof im Ort Otwebediadua nach knapp eineinhalb Stunden auf Landstraßen und kilometerlangen Sandpisten. Sie führen dort ein Leben in Armut.

Konzerne für nachhaltigen Kakao?

Im Schnitt haben die rund 3,2 Millionen Menschen, die in Ghana als Bauern und Landarbeiter vom Kakaoanbau leben, 73 Cent pro Tag zur Verfügung. Zu dem Ergebnis kam eine Kalkulation für das Cocoa Barometer 2015. Auch Addo und ihre Familie ernähren sich überwiegend von dem, was auf ihrer kleinen Farm wächst. Mais, Maniok, Yam, Platanen. Außerdem hält sie in Ställen ein paar Kaninchen und drei Schweine. Hühner und Puten laufen umher.

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Addo kämpft dafür, dass sich ihre Situation verbessert. Ihr sei es wichtig, die teuren Schulgebühren für ihre Kinder bezahlen zu können, erklärt sie. Mit guter Bildung haben sie bessere Chancen im Leben. Deshalb hat sie mitgemacht, als Leute von Cocoa Life in ihr Dorf kamen und versprachen, durch Kurse in modernen Anbaumethoden und Bonuszahlungen den Bauern zu einem besseren Einkommen zu verhelfen.

Die Ghanaerin ist eine von über 37.000 Bäuerinnen und Bauern aus 447 Genossenschaften, die in dem westafrikanischen Land mittlerweile an dem Nachhaltigkeitsprogramm Cocoa Life teilnehmen. 2012 hat es der US-amerikanische Süßigkeitenproduzent Mondelez für sechs Länder ins Leben gerufen und angekündigt, bis 2022 mindestens 400 Millionen US-Dollar (rund 313 Millionen Euro) in das Programm zu investieren. Milka, Marabou, Oreo, Cadbury und andere seiner Marken, die in Europa und den USA die Süßwarenabteilungen füllen, will Mondelez so nachhaltiger machen. Die Zwischenbilanz: Nach über sechs Jahren Engagement stammen dem Unternehmen zufolge 35 Prozent seiner Kakaobohnen aus geförderten Kooperativen.

Der Schokoladenmulti ist mit seinem Engagement für die Kakaobauern keineswegs allein. Mars will sogar eine Milliarde US-Dollar in sein Nachhaltigkeitsprogramm „Cocoa for Generations“ stecken. Nestlé plant, mit über 110 Millionen US-Dollar Kleinbauern aus der Armut zu helfen. Barry Callebaut, der weltgrößte Kakao- und Schokoladenverarbeiter, hat sich vorgenommen, seinen Kakao bis 2025 zu 100 Prozent aus nachhaltiger Produktion zu beziehen. Und Ritter Sport geht im Auftrag der Nachhaltigkeit noch einen Schritt weiter und unterhält seit 2011 in Nicaragua auf 1200 Hektar eine eigene Kakaoplantage. Seine Arbeiter, so das Versprechen des Waldenbucher Familienunternehmens, sollen mindestens 30 Prozent mehr als den lokalen Mindestlohn bekommen.

Niedrige Preise werden zum Problem

Doch was bedeuten die Ankündigungen der Unternehmen genau? Darf man hoffen, dass Kinderarbeit, die Ausbeutung der Kleinbauern und die massive Abholzung von Regenwäldern für den Kakaoanbau bald der Vergangenheit angehören? Und schaffen es die Konzerne mit ihren Nachhaltigkeitsinitiativen, die Basis für die künftige Schokoladenproduktion zu sichern? Denn ihr Engagement ist der Versuch, eine vielschichtige Krise zu bewältigen, die die Zukunft des Kakaoanbaus gefährdet.

Das Hauptproblem: die niedrigen Preise am Weltmarkt. Daneben haben aber auch unwirtschaftliche Anbaumethoden, zu alte und kranke Bäume sowie der Mangel an Geld für Investitionen dazu geführt, dass die Farmerfamilien vom Kakaoanbau kaum noch leben können. In der jüngeren Generation wollen deshalb immer weniger Menschen Kakaobauern werden.

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„Im Grunde genommen muss das Ziel von Nachhaltigkeitsinitiativen sein, die Einkommen der Farmer ungefähr zu verdoppeln“, sagt Friedel Hütz-Adams, der am Siegburger Südwind-Institut über den Kakaosektor forscht. „Erst wenn das gelingt, würden die Kakaobauern nicht länger unterhalb der Grenze zur absoluten Armut leben.“ Laut Definition der Weltbank liegt diese bei 1,90 US-Dollar pro Kopf und Tag. Leicht wird es nicht zu erreichen sein.

Selbst viele Bauern, die ihre Kakaobohnen an Fairtrade verkaufen, leben einer Studie zufolge unterhalb der Armutsgrenze. In der Elfenbeinküste sind es über 58 Prozent von ihnen. Dabei zahlt die Organisation den Bauern mit einem Mindestpreis am Hof von 2000 US-Dollar pro Tonne und einer zusätzlichen Prämie für die Kooperativen schon deutlich mehr als andere Käufer.

Viele der neuen Nachhaltigkeitsinitiativen verfolgen dagegen einen anderen Ansatz – sie wollen die Ernten der Bauern vergrößern. Kann es so gelingen, die Einkommen signifikant zu steigern?

Erste Erfolge sichtbar

Sechs Jahre nach Gründung von Cocoa Life stellt Mondelez in Ghana erstmals einer Gruppe von Journalisten aus Frankreich, Russland und Deutschland seine Initiative vor. Denn erste Erfolge sind sichtbar: Plantagen wurden neu bepflanzt und die Bauern in modernen Anbautechniken geschult, mehr als 30.000 Farmen per GPS vermessen, Schulen gebaut und Fahrräder für Kinder gekauft, die weiter als drei Kilometer von der nächsten Schule entfernt leben.

Gleichzeitig ist aber auch die Armut weiterhin allgegenwärtig: Die meisten Menschen leben in kleinen Blechdach-Hütten aus Lehm oder Steinen. Das Essen kochen die Frauen auf Feuerstellen. Und in jenen Dörfern, die überhaupt eine Schule haben, gibt es teilweise nicht genügend Tische, Stühle und Bücher für die Kinder.

„Wir gehen in einem ganzheitlichen Ansatz von den Bedürfnissen einer Gemeinschaft aus“, erklärt Yaa Amekudzi, Leiterin von Cocoa Life in Ghana. „Es geht darum, gemeinsam mit den Bauern herauszufinden: Was ist für uns alle gut? Was läuft bisher falsch? Was muss besser funktionieren?“ Dazu arbeitet das Mondelez-Programm an mehreren Zielen parallel: die Steigerung der Produktivität, die Weiterentwicklung der Kooperativen und die Förderung der Jugend und ihrer Berufsmöglichkeiten im Kakaoanbau. Zur Agenda gehören zudem Initiativen gegen Kinderarbeit sowie die Stärkung der Rolle der Frau. Außerdem sind Umweltschutz und die Bekämpfung des Klimawandels Teil der Nachhaltigkeitsinitiative.

Denn seit einigen Jahren beklagen die Farmer in Westafrika ein neues Problem: die Trockenheit. 2016 war die Dürre so schlimm, dass Buschfeuer eine Vielzahl der Plantagen und Teile von Nationalparks vernichtet haben. Eine Studie des Centro Internacional de Agricultura Tropical im kolumbianischen Palmira hat noch Schlimmeres angekündigt: Bereits bis 2030 könnte es so warm werden, dass dann in vielen Regionen der Kakaobaum nicht mehr wächst. Die Anbauregionen würden so Stück für Stück zusammenschrumpfen.

Hybridbäume gegen Ernteausfälle

Schokolade könnte damit in Zukunft eine seltene und ziemlich teure Spezialität werden. Nicht nur für Schokoladen-Liebhaber und ihre Hersteller wäre das ein Schreckensszenario, auch für Ghana. Nach der Elfenbeinküste ist es der zweitgrößte Kakaoproduzent der Welt. Schon jetzt hat das staatliche Cocoa Research Institute of Ghana deshalb Pflanzen gezüchtet, die offenbar weniger anfällig für Temperaturschwankungen sind und doppelt so viele Schoten tragen sollen wie die alten Sorten.

Als ein Partner des Ghana Cocoa Board stellt auch Cocoa Life sie den Bauern in den geförderten Communities kostenlos zur Verfügung: Über fünf Millionen der Hybridbäume hat die Initiative bislang verteilt, zudem über eine Million Setzlinge für hohe Schattenbäume. Es scheint sich schon einiges zu tun.

Allerdings stehen allein auf einem Hektar Plantage im Schnitt 1000 Kakaobäume. Die Verjüngungskur von Ghanas Plantagen wird demnach viele Jahre dauern und braucht Überzeugungskraft. Denn das Neubepflanzen der Plantagen bedeutet für die Bauern zunächst einen Ernteausfall. Erst nach drei Jahren beginnen die Bäume mit der Produktion von Schoten.

Addo hat in ihre Plantage bereits die neuen Hybridbäume gepflanzt. Die Teilnahme an Cocoa Life habe sich bereits für sie ausgezahlt, sagt die Bäuerin. „Früher habe ich auf der kleinen Plantage nur 3 Säcke Bohnen geerntet. Dieses Jahr waren es 16.“ Spricht man mit anderen Bauern im Ort, hört man ähnliche Geschichten. Auch Francis Oko Lanquaye erzählt, dass die alten Bäume auf seinen Plantagen in den letzten Jahren immer weniger Früchte trugen. „Maximal 36 Säcke Kakaobohnen kamen jährlich auf einer Fläche von 3,6 Hektar zusammen“, berichtet der 65-jährige Bauer. Nachdem er die neuen Bäume gepflanzt hat, erntet er inzwischen Bohnen für 72 Säcke. Seine Familie, die in drei Generationen auf dem Hof lebt, habe dadurch aus dem Kakaoanbau mittlerweile 350 Euro pro Monat zur Verfügung. Das ist mehr als früher. Für das Leben einer 12-köpfigen Familie ist es aber immer noch nicht genug.

Kakaoanbau allein reicht nicht

Kakaoanbau allein, so scheint es, reicht oft nicht, damit die Farmer genügend Einkommen erwirtschaften – selbst wenn sie es schaffen, ihre Erträge zu steigern. Die Felder der Bauern in Westafrika sind zu klein, gleichzeitig sind die Preise für Kakao am Weltmarkt zu niedrig und schwanken zu stark: So kostete beispielsweise im September 2016 eine Tonne Bohnen noch knapp 3000 US-Dollar, Ende Juni 2017 waren es nur noch 1900. Im Januar 2019 lag der Preis dann etwas höher bei 2330 US-Dollar. Für die Kakaobauern ist das ein Drama, auch wenn in Ghana das staatliche Cocoa Board versucht, die Preisschwankungen abzufedern.

Für die Schokoladenproduzenten bedeutete es dagegen zuletzt ein riesiges Plus in den Bilanzen: Bei einer weltweiten Ernte von über 4,7 Millionen Tonnen Kakaobohnen konnten sie allein 2017 im Einkauf gemeinschaftlich mehr als vier Milliarden Euro sparen. Den Preis der Kursschwankungen zahlen vor allem die Bauern und ihre Familien. Und das bedeutet: Sie können nie genau wissen, ob ihnen der Kakao im nächsten Jahr genug einbringen wird, um davon zu leben.

Cocoa Life will deshalb Gemeinschaften schaffen, die neben dem Kakao auch andere Einnahmequellen haben. In Gegenden mit schwacher Wirtschaft, wie Ghanas östlicher Region, scheint das ein ambitioniertes Vorhaben zu sein. Erreicht werden soll der zusätzliche Verdienst durch die Förderung von Frauen.

Cocoa Life sorgt auch für mehr Gleichstellung

Denn bis heute prägen Ghanas Gesellschaft in ländlichen Gegenden patriarchalische Strukturen. Noch immer gibt es Väter, die glauben, ihre Töchter bräuchten keine Bildung. Zahlreiche Mädchen hören daher bereits nach der Junior High School mit der Schule auf und entscheiden sich für den gleichen Weg wie Akweley Addo vor 23 Jahren: Früh heiraten, Kinder bekommen, dem Mann auf der Farm helfen. Fortbildungen und Existenzgründungshilfen von Cocoa Life sollen das ändern und es Frauen ermöglichen, mit eigenen Geschäftsideen das Einkommen der Familie zu steigern.

Im Dorf Ningo Nankese haben Leute von Cocoa Life Frauen beigebracht, Seife zu produzieren, die sie später auf dem Markt anbieten können. Andere backen neuerdings Brötchen und verkaufen sie. Nun baut die Kakao-Community für die Frauen eine neue Bäckerei. Dafür investiert die Genossenschaft einen Teil der Bonuszahlungen, die sie von Mondelez zur Entwicklung der Gemeinschaft bekommt – 80 Dollar gibt es pro Tonne Bohnen.

Mathilda Broni, die bei Cocoa Life in Ghana für die Entwicklung der Gemeinschaften zuständig ist, sieht bereits Veränderungen in der Einstellung der Bauern: „Es gibt immer mehr Männer, die ihre Frauen ermutigen und unterstützen, ihr eigenes Unternehmen zu führen und über unabhängige Einkommensquellen zu verfügen“, erzählt sie. „Sie haben gemerkt, dass dadurch auch der Druck, der auf ihnen lastet, abnimmt.“

Und noch etwas hat Broni beobachtet: Wenn die Frauen selbst Geld verdienen, setzen sie sich auch eher dafür ein, dass die Kinder zur Schule gehen. Frauenförderung, ist sie überzeugt, ist also auch wichtig im Kampf gegen Kinderarbeit. Ob der Nachwuchs arbeiten muss oder nicht, hängt aber vor allem auch davon ab, ob sich die Eltern während der Ernte die Beschäftigung von Arbeitern leisten können.

Unternehmen müssen Verantwortung übernehmen

Doch bisher ist unklar: Wie stark steigert Cocoa Life das Einkommen der Kakaobauern in Ghana tatsächlich? Im Laufe dieses Jahres soll eine Studie Klarheit liefern, heißt es von Mondelez. Eine Erhebung aus Indonesien hat bereits ergeben, dass dort die Einkommen um 32 Prozent angewachsen sind. Das ist eine wichtige Steigerung. In einem Land wie Ghana würde es allerdings nicht reichen, um die Bauern aus der Armut zu holen.

Hütz-Adams sieht daher nur eine wirksame Lösung im Kampf gegen die Armut: die Unternehmen müssen direkte Verantwortung für ihre gesamte Wertschöpfungskette übernehmen – so wie es die UN-Leitprinzipien für Menschenrechte ohnehin verlangen. „Sie müssen wissen, wo ihr Kakao herkommt. Sie brauchen Transparenz in der Lieferkette. Und sie müssen dann innerhalb dieser Kette dafür sorgen, dass sie Kakaopreise zahlen, die existenzsichernd sind“, erklärt der Forscher am Südwind-Institut.

Unternehmen wie Tony’s Chocolonely aus Holland machen bereits vor, wie das gehen kann. Es hat direkte Verträge mit Kooperativen und schaut: Welchen Preis brauchen die Bauern? Den Weltmarktpreis stocken sie dann um eine entsprechende Prämie auf. In Ghana zahlten sie den Kooperativen vergangenes Jahr, die Fairtrade-Prämie mit einberechnet, 21 Prozent zusätzlich zum üblichen Preis.

Konzerne fordern gesetzliche Regelungen

Bei einem Konzern, der wie Mondelez jährlich viele tausend Tonnen Kakaobohnen verarbeitet, wäre das allerdings deutlich schwieriger zu realisieren. Das betont auch Hütz-Adams. „Die Konzerne wären gezwungen, die Schokolade teurer zu verkaufen. Das gelingt aber nur, wenn der Wettbewerber es auch macht.“

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Eine ausweglose Situation also, weil das Kartellrecht Absprachen unter Konzernen verbietet? Nicht zwangsläufig, ist der Kakao-Experte überzeugt. Denn er hat schon von Unternehmen gehört, die von der EU eine gesetzliche Regulierung fordern. Diese würde alle Unternehmen zur Einhaltung der Menschenrechte in der Lieferkette verpflichten.

Vielleicht gelingt es so, dass Kakaobauern wieder ein gutes Auskommen haben, wie es Mathilda Broni aus ihrer Kindheit in Erinnerung hat: „Mein Vater war Kakaobauer und damals ein reicher Mann mit einem großen Haus, zwei Frauen und 22 Kindern“, erzählt die 49-Jährige. „Wenn die Erntezeit war, schlugen die Männer die Schoten auf, die Frauen kochten. Und abends gab es traditionelle Musik mit Trommeln, alle tanzten und wir hatten Spaß.“ Broni hofft, dass es irgendwann wieder so wird. Dass Kakao eine Zukunft hat, daran glaubt sie ganz fest: „So lange wie ihr in Europa Schokolade esst, wird es hier auch Kakao geben.“

 

Transparenzhinweis: Die Fahrt der Autorin nach Ghana fand im Rahmen einer Pressereise von Mondelez statt.

Prince Gyasi, 23, porträtiert die Bewohner seiner Heimatstadt Accra, der Hauptstadt Ghanas. Der iPhone-Fotograf zeigt in seinen Kompositionen meist Fotos von Menschen vor farbig leuchtenden Kulissen. Einige seiner Bilder sind Teil der Serie „BoxedKids“. Mit dem gleichnamigen Projekt, dessen Mitgründer Gyasi ist, will er benachteiligten Kindern aus Accras Slums helfen: Ein Zugang zu Bildung soll ihnen die Möglichkeit geben, ihr kreatives Talent zu entwickeln

Xenia von Polier

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