Wie sprechen wir über Städtenamen in Osteuropa?
Seit 2022 heißt es in deutschen Medien immer öfter: Kyjiw statt Kiew. Die Nutzung ukrainischer Schreibweisen soll der russischen Besatzung zumindest symbolisch entgegenwirken. Aber sind wir dadurch respektlos gegenüber dem großen Anteil russischsprachiger Ukrainier:innen? Und was heißt das für die Verwendung deutscher Städtenamen in der Westukraine oder in Polen? 2018 warb das ukrainische Außenministerium unter dem englischen Hashtag #KyivNotKievdafür, im Ausland die ukrainische Schreibweise der Landeshauptstadt anstatt der russischen zu etablieren. Der Hintergrund: Obwohl Russisch und Ukrainisch miteinander verwandt sind, handelt es sich um zwei unterschiedliche Sprachen. Da Wladimir Putin die nationale Identität der Ukraine leugnet, verwenden seit Beginn der russischen Invasion immer mehr Medien, auch enorm, die ukrainische Schreibweise, um sich symbolisch für eine unabhängige Ukraine auszusprechen: Kyjiw statt Kiew. Aber was ist mit dem großen Teil der ukrainischen Bevölkerung, der Russisch als erste Muttersprache spricht und daher ebenfalls russische Namen für ukrainische Städte verwendet? Übergeht man diesen Teil der ukrainischen Bevölkerung? „Es stimmt, dass zum Beispiel die Einwohner:innen Charkiws zu großer Mehrheit Russisch sprechen und ihre Stadt daher Charkow nennen“, sagt Peter Oliver …