Die Pazifikinsel Neuguinea verfügt wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge über die reichste Inselflora der Welt. Fast 14 000 Pflanzenarten umfasst die Liste, die ein internationales Forscher*innen-Team unter Federführung der Universität Zürich kürzlich für Neuguinea und umliegende Inseln erstellt hat.
Damit ist Neuguineas bekannte Inselflora um etwa 20 Prozent reicher als die von Madagaskar oder Borneo, wie die Wissenschaftler*innen im Fachblatt „Nature“ mitteilen. Sie hatten die Pflanzennamen aus Online-Katalogen und anderen Datensammlungen zusammengetragen und dann von Botaniker*innen überprüfen lassen.
Auch bei Good Impact: Mikroorganismen im Südpazifik – die ewigen Bewohner der Tiefe
Die weitaus artenreichste Familie sind demnach die Orchideen und fast ein Drittel auf der Liste sind Bäume. Außerdem sind den Forschern zufolge 68 Prozent der Pflanzen endemisch, das heißt sie kommen nur auf der Insel vor. „Ein derart hoher endemischer Artenreichtum ist im tropischen Asien unübertroffen“, sagte der Erstautor der Studie, der Evolutionsbiologe Rodrigo Cámara-Leret. „Damit tragen die beiden Staaten Indonesien und Papua-Neuguinea, zu denen die Insel Neuguinea gehört, große Verantwortung für das Überleben dieser unersetzlichen Artenvielfalt.“
Neuguinea ist die zweitgrößte Insel der Welt
Das nördlich von Australien gelegene Neuguinea ist mehr als doppelt so groß wie Deutschland und nach Grönland die zweitgrößte Insel der Welt sowie die größte Tropeninsel der Welt. Sie umfasse „ein komplexes Mosaik von Ökosystemen – vom Tiefland-Dschungel bis zum hochgelegenen Grasland mit Berggipfeln höher als der Mont Blanc“, heißt es in einer Mitteilung der Uni Zürich. Schon lange war demnach bekannt, dass Neuguineas Wildnis viele Pflanzenarten birgt, doch die Schätzungen zur genauen Zahl schwankten bislang stark.
Große indigene Sprachenvielfalt
Neuguinea ist zudem für seinen indigenen Sprachenreichtum bekannt. So gibt es allein im Staat Papua-Neuguinea, zu dem der Ostteil der Insel gehört, 851 indigene Sprachen, die von den rund acht Millionen Einwohner*innen gesprochen werden. Von insgesamt weltweit 7000 gesprochenen Sprachen gelten 4000 als indigen.
Allerdings sind viele Indigene, ihr Lebensraum und somit ihre Kulturen und Sprachen weltweit massiv von Verdrängung und dem Klimawandel bedroht. Die Coronakrise hat die Lage vielerorts noch verschärft. Nicht selten werden Indigene angegriffen, verjagt und ermordet. Die Vereinten Nationen hatten zuletzt 2019 zum Jahr der indigenen Sprachen erklärt, insbesondere um dem Thema öffentlich deutlich mehr Gewicht zu geben.
Endloses, vielfältiges Grün: Neuguineas Regenwälder sind besonders artenreich (Archivbild).