Feuchtgebiete
Feuchtgebiete sind Orte des Übergangs, die sich einer eindeutigen Zuordnung zu Land oder Wasser entziehen. Oft liegen sie in den Grenzbereichen zwischen permanent feuchten und dauerhaft trockenen Landschaften. Wasser ist in ihnen allgegenwärtig und prägt die Beschaffenheit des Bodens ebenso wie die Tier- und Pflanzenwelt.
Zu den natürlichen Feuchtgebieten zählen Moore, Sümpfe, Seen- und Flusslandschaften, feuchtes Grasland, Oasen, Gebiete mit unterirdischen Wasserläufen, Mangroven sowie marine Feuchtgebiete wie Wattenmeere und Korallenriffe. Doch es gibt auch menschengemachte Feuchtgebiete: Fischteiche, Reisfelder, künstliche Seen und Salzpfannen.
Die 1971 verabschiedete Ramsar-Konvention zum Erhalt von Feuchtgebieten ist eins der ältesten internationalen Abkommen zum nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Bei seiner Verabschiedung stand noch vor allem der Schutz von Watt- und Wasservögeln im Zentrum.
Inzwischen ist klar, wie untrennbar auch das Schicksal des Menschen mit funktionsfähigen Feuchtgebieten verknüpft ist. Land oder Wasser entziehen. Zum Beispiel dienen Feuchtgebiete dem Hochwasserschutz: Wie Schwämme sind sie imstande, gewaltige Wassermassen aufzunehmen. Auch haben sie, ähnlich wie Nieren, die Fähigkeit, Wasser zu filtern. So verbessern Feuchtgebiete die Wasserqualität und liefern frisches Trinkwasser. Und in Hitzeperioden kühlen sie das Umland und schützen es vor dem Austrocknen.
Unter den besonderen Bedingungen wasserreicher Landschaften entstehen vielfältige, oft miniaturartige Lebensräume, die Feuchtgebiete zu kostbaren Rückzugsorten für zahlreiche Tiere und Pflanzen machen. In Mitteleuropa zählen etwa Flussauen zu den artenreichsten Landschaften überhaupt.
Trotz des von 172 Staaten ratifizierten Ramsar-Abkommens zählen Feuchtgebiete weltweit zu den am stärksten bedrohten Ökosystemen.
Niedermoore
Niedermoore entstehen in Landschaften, in denen Wasser aus der Erde kommt. Ihre Kinderstuben sind Senken im Boden, in denen sich durch angesammeltes Grundwasser Sümpfe bilden; Flussniederungen, oder auch verlandende Seen. Weil sie direkt mit dem Grundwasser verbunden sind, wachsen Niedermoore kaum über dessen Spiegel hinaus, und haben meist eine ebene Oberfläche.
Tritt Grundwasser in Mulden, Senken, Flussniederungen oder auch an Hängen in der Nähe von Quellen aus dem Boden, ist es gesättigt mit mineralischen Stoffen. Weil Mineralien vielen Lebewesen als Nährstoffe dienen, weisen Niedermoore einen großen Artenreichtum auf. Vor allem wo das Grundwasser reich an Kalk und der Boden nicht zu sauer ist, wachsen für moorige Verhältnisse üppige Pflanzengesellschaften mit Erlen, Enzianen, Orchideen und Schilf. Sterben sie ab, tragen sie, zusammen mit Moosen, zum Anwachsen der Torfschicht bei.
Niedermoore kommen vor allem in den kühlfeuchten Klimazonen der Nordhalbkugel vor. In Deutschland bedecken sie größere Flächen in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Doch auch in Bayern und Baden-Württemberg gibt es Niedermoore.
Natürliche Moore, die sich unabhängig von menschlichen Eingriffen entwickeln konnten, gibt es jedoch nicht mehr. Selbst naturnahe Moore, in denen keine Entwässerung stattgefunden hat, existieren nur noch auf einem Bruchteil ihrer einstigen Fläche. Außerdem gibt es ungenutzte Moore, die nur gegenwärtig nicht wirtschaftlich genutzt werden. Oft handelt es sich um entwässerte Moore, auf denen in der Vergangenheit Landwirtschaft betrieben oder Torf abgebaut wurde.
Je nach Standort und Ausmaß der menschlichen Eingriffe sind Niedermoore unterschiedlich gut zu renaturieren. Da sie auf fließendes Grund- und Oberflächenwasser angewiesen sind, spielen bei ihrer Wiedervernässung oft größere Gebiete eine Rolle. Wurden Gräben, Rohre und Pumpen für die Trockenlegung zugeschüttet oder zurückgebaut, kann etwa ein Bach helfen, ein ausgetrocknetes Niedermoor wiederzuvernässen.
Moorwälder
Moorwälder wachsen meist in Randgebieten von Hochmooren. Die Bäume müssen mit extremen Bedingungen klarkommen. Es gibt kaum Nährstoffe; sie wachsen auf torfreicher, sehr saurer Erde. Bei Regen saugt sich der Torf noch voller mit Wasser als ohnehin – auch mit Staunässe müssen sie leben.
In deutschen Moorwäldern wachsen genügsame Baumarten wie Moorbirken, Spirken und Erlen – und selbst diese Überlebenskünstler entwickeln sich oft in Zeitlupe. Um in die Höhe zu schnellen, mangelt es ihnen an Nährstoffen. Allerdings würde eine starke Gewichtszunahme die Bäume ohnehin in Lebensgefahr bringen; in dem feuchten Boden könnten sie unter ihrer eigenen Masse versinken. Folglich reicht der Baumbestand kaum über wenige Meter hinaus. Unter ihm wachsen Sträucher wie Sumpfporst, Faulbaum oder Heidelbeere. Der Boden wird von Torfmoosen bedeckt.
In Deutschland findet man Moorwälder vor allem im Norden, in Bayern und einigen Mittelgebirgen. Weit größere gibt es in Südostasien, im südamerikanischen Amazonasgebiet sowie im afrikanischen Kongobecken. Der Torf bildet sich dort vornehmlich nicht aus Moosen, sondern aus den Wurzeln der Bäume.
Seit ungefähr zwei Jahrzehnten werden jedoch auch diese gewaltigen Kohlenstoffspeicher zunehmend entwässert und gegerodet, um Holz zu gewinnen und Landwirtschaft zu betreiben. Vor allem in Indonesien und Malaysia wurden großflächig Moorwälder abgeholzt und an ihrer Plantagen errichtet.
Die gute Nachricht: Waldmoore in Deutschland bieten oft günstige Voraussetzungen für eine Renaturierung. Sie wurden weniger stark entwässert als baumfreie Moore, zudem bestehen seltener Zielkonflikte mit der Landwirtschaft. Spezifisch für die Wiedervernässung bewaldeter Moore ist, dass manchmal auch der Baumbestand verändert wird. So werden mitunter etwa Nadelbäume entnommen, die dem Boden besonders viel Wasser entziehen.
Hochmoore
Hochmoore entstehen in Landschaften, in denen Wasser vom Himmel kommt. Sie bilden sich, wo mehr Regen fällt als Wasser verdunstet oder wieder abfließt. Wachsen an solchen Orten Torfmoose, lagern sich deren Überreste Schicht um Schicht am Boden ab, wodurch Hochmoore pro Jahr um ungefähr einen Millimeter wachsen. Als eine Art großflächige Polster können die Torfmoose sogar über den Spiegel des Grundwassers hinauswachsen, bis der Kontakt abreißt und nur noch Niederschlag das Moor vernässt. In Jahrhunderten haben viele Hochmoore so ihre namensgebende, uhrglasförmige Wölbung ausgebildet.
Weil sich Hochmoore vom Grundwasser abgekapselt haben, müssen sie ihre Nährstoffe allein aus dem Regen beziehen. Nur hartgesottene Lebensformen kommen mit der kargen Diät und den sauren, wasserdurchtränkten Böden zurecht. Deswegen sind Hochmoore in der Regel baumfreie Landschaften, in denen neben Torfmoosen unter anderem Wollgräser, Binsen und Heidekräuter gedeihen.
Hochmoore finden sich in Alaska ebenso wie in den Tropen und in Neuseeland. Die größten noch erhaltenen Gebiete liegen in Sibirien und in Nordamerika. In Deutschland sind naturnahe Hochmoore wegen des jahrhundertelangen Abbaus von Torf fast vollständig verschwunden. Nur in Niedersachsen gibt es sie noch, auf kleinen Flächen auch in Bayern und Schleswig-Holstein. Zur Wiedervernässung von Hochmooren können Dämme beitragen, die das Wasser in der Landschaft halten.
Für ihren 336.000 Bau wird Torf verwendet, der – etwa durch Überfahren mit einem Bagger – verdichtet wird, bis möglichst kein Wasser mehr abfließt. Eine Alternative ist der Einsatz lösungsmittelfreier Teichfolie, die in den Boden eingezogen wird. Das Regenwasser wird wie in einer Wanne gesammelt, sodass sich der ausgetrocknete Torf wieder vollsaugen kann. Wegen ihrer Artenarmut stehen die Chancen recht gut, dass sich in wiedervernässten Hochmooren wieder charakteristische Tier- und Pflanzengesellschaften bilden.
Stillleben im Moor.