Gute Geschäfte

Handel statt Entwicklungshilfe

Felix Ahlers ist Chef von Frosta. Und Gründer von Solino, einer Kaffeefirma. Er will zeigen, dass Handel mehr bewirkt als Entwicklungshilfe – die in Afrika nur zu Lethargie führt

Auf dem Weg zu Felix Ahlers, einem Unternehmer mit mehreren Firmen. Es wird um die mit dem Namen Solino gehen. Eine Marke, die Ahlers geschaffen hat, um Kaffee in Deutschland zu verkaufen, der in Äthiopien geröstet wird. Üblich ist das nicht. Normalerweise kommen Kaffeebohnen roh und entsprechend günstig nach Europa und werden dort zu einem Produkt verarbeitet, mit dem gutes Geld verdient wird. In die Anbauländer fließt nicht viel davon. Solino soll dafür sorgen, dass der größere Teil der Wertschöpfung, also des Geldes, in Äthiopien bleibt. Und somit besser als die klassische Entwicklungshilfe funktioniert.

Ahlers bekannteste Firma ist Frosta. Der Hersteller von Tiefkühlprodukten ist nach eigenen Angaben Marktführer in Deutschland. Frosta spielt eine Rolle, will man Felix Ahlers ganz verstehen. Solino und Frosta, das ist erst einmal ein starker Kontrast. Wer allerdings genau hinschaut, findet auch Übereinstimmungen. Offensichtlich ist: 56 Prozent der Anteile der Frosta Aktiengesellschaft gehören Ahlers und seiner Familie. Sein Vater ist Aufsichtsratsvorsitzender, auch die Schwester arbeitet im Betrieb. Frosta muss Dividende erwirtschaften. Solino nicht. Sollte Solino scheitern, wird das Frosta, das Unternehmen der Familie, nicht schädigen.

Ein Innenhof im Hamburger Stadtteil Bahrenfeld nahe der A7. Hinter einem Lidl-Supermarkt stapeln sich Paletten. Auf den Lieferrampen liegen Berge gefalteter Umzug-Kartons. Der Hof wirkt schäbig. An seinem Ende steht ein hohes Bürogebäude. Darin sitzen Film-, Computer-, Online-Firmen oder Immobilienentwickler, einige Etagen stehen leer. Die Eingangstür ist offen. Im dritten Stock über einer versteckten Klingel ein Klebeschild. An einer Glastür ist das Logo von Frosta, auf ein DIN-A-4-Blatt gedruckt, von innen mit viel Klebestreifen angebracht. Da will einer nicht protzen. Alles wirkt bescheiden. Solino steht nirgends zu lesen.

Frosta ist gerade hier eingezogen, die Zentrale steht weiterhin in Bremerhaven, produziert wird schon lange vor allem in Polen. Ein zusätzliches Büro in Hamburg sei nötig. Nach Bremerhaven könne man Top-Kräfte nicht locken, sagt Felix Ahlers. Und dass er Frosta und Solino strikt trenne, „weil der Handel das nicht unter einen Hut bringt. Frosta und Kaffee, das ist dem Handel zu kompliziert.“ Was auch an der Tradition liege – Frosta wurde 1905 gegründet. Solino gibt es erst seit 2008. Die Produkte müssten klar positioniert sein, sagt Ahlers. Sie werden nicht zusammen angeliefert und von den Marktleitern verschieden geordert.

Das Solino-Büro befindet sich in einem anderen Zweckbau in Bahrenfeld. Ein einziger Angestellter sitzt dort. Ahlers geht voran zum Konferenzraum. Er pendle, sei einen Tag pro Woche hier in Hamburg, sagt er. Die Etage entpuppt sich als großes Loft, mit halbhohen Trennwänden unterteilt, an einer Seite noch Büros hinter Glaswänden. Ahlers, schlank, groß, dunkelhaarig, mit neugierigen Augen, führt in eines davon. Im Raum „Konferenz 2“ steht ein Flipchart mit italienischen Worten in Handschrift. Frosta produziert auch für Marken in Italien. Ahlers wirkt scheu und zurückhaltend, trotzdem selbstbewusst. Eine seltsame Mischung.

Frosta und Solino – beides gehört zu Ahlers

Er geht zwei Tassen Kaffee holen. Im Nebenraum, vermutlich „Konferenz 1“, lautes Lachen, immer wieder, sehr laut, sehr lustig. Manchmal sogar Kreischen. Ahlers kommt zurück, mit großen Tassen – und gutem Kaffee. Darum geht es. Die Geschichte des Felix Ahlers ist zwar die eines Mannes, der ein Unternehmen erbt, es umpositioniert vom …

Titelbild: Kurniawan Adhi / Unsplash

Die äthiopischen Solino-Kaffeebohnen werden vor Ort geröstet und verpackt – so verbleibt ein großer Teil der Wertschöpfung in Afrika

Christian Litz

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