Nach Coronavirus-Mutation

Massentötung von Nerzen in Dänemark ist illegal

Dänemark hat vor einer Woche die Tötung aller Nerze im Land angeordnet. Bei Untersuchungen wurde bei einigen Tieren eine mutierte Variante des Coronavirus entdeckt. Nun gibt die Regierung zu: für die Massenschlachtung gibt es keine Gesetzesgrundlage.

In Dänemark herrscht zunehmend Verwirrung um die von der Regierung veranlasste Massenkeulung aller Nerze im Land. Für die Tötung von gesunden Pelztieren außerhalb bestimmter Risikozonen gibt es nämlich noch keine rechtliche Grundlage, wie Lebensmittelminister Mogens Jensen einräumte.

„Wir haben einen Fehler begangen. Es gibt keine gesetzliche Befugnis, um Nerzzüchter*innen außerhalb der 7,8-Kilometer-Zonen zu bitten, ihre Nerze zu schlachten“, sagte Jensen am Dienstag dem Sender TV2. Dies habe er bei der Bekanntgabe nicht gewusst, ändere aber nichts daran, dass durch die Nerzzucht in Dänemark in Corona-Zeiten ein Risiko bestehe. Die Züchter*innen sollten mit Blick auf die Volksgesundheit damit weitermachen, die Tiere zu töten, sagte er.

Die Nerzzucht in Dänemark soll ab Dezember 2021 ganz verboten werden

Regierungschefin Mette Frederiksen hatte bei der Ankündigung der Maßnahme am vergangenen Mittwoch davon gesprochen, dass alle 15-17 Millionen Nerze in Dänemark getötet werden sollten, um so sicherzustellen, dass eine bei den Nerzen aufgetretene Coronavirus-Mutation eingedämmt werde. Auch bei zwölf Menschen wurde die Virusvariante nachgewiesen. Die dänische Regierung ordnete daraufhin die Keulung aller Nerze an, um weitere Ansteckungen zu verhindern. Das mutierte Virus könne auch weltweit verheerende Folgen haben, hieß es zur Begründung. Unter anderem könne die Wirksamkeit von Impfsstoffen beeinträchtigt werden. Auch in einer Mitteilung des Umwelt- und Lebensmittelministeriums hieß es: „Die Regierung hat auf Grundlage einer neuen Risikobewertung der Gesundheitsbehörden beschlossen, alle dänischen Nerzbestände zu schlachten.“

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Den Pelztierzüchter*innen wurde eine Bonuszahlung in Aussicht gestellt, wenn sie ihre Tiere innerhalb weniger Tage keulten. In einem neuen Brief der Lebensmittelbehörde Fødevarestyrelsen an die dänischen Nerzzüchter*innen hieß es nun am Dienstag, man bedauere, dass aus einem vorherigen Schreiben vom Freitag nicht hervorgegangen sei, dass es sich lediglich um eine „Aufforderung“ – nicht um eine Anordnung – der schnellstmöglichen Tötung gesunder Bestände außerhalb der 7,8-Kilometer-Zonen gehandelt habe.

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Wie TV2 berichtete, deckt die Gesetzlage nur infizierte Nerzfarmen sowie Bestände in einem bestimmten Umkreis ab – besagte 7,8 Kilometer. Die Regierung wollte zunächst im Schnellverfahren die gesetzliche Grundlage schaffen, dass auch gesunde Nerze über diese Zonen hinaus getötet werden dürfen. Jensen brachte nun aber am Dienstag einen regulären Gesetzesvorschlag ins Parlament ein, wonach alle Pelztiere auf dänischen Farmen getötet werden sollen. Zugleich soll demnach die Haltung von Nerzen bis einschließlich 31. Dezember 2021 verboten werden. Für Zoos, Zirkusse oder die Privathaltung von maximal fünf Nerzen sollen Ausnahmen gelten. Momentan handelt es sich bei Dänemark um den größten Nerzfell-Produzenten der Welt. Die Niederlande hat die weitere Nerzzucht bereits dieses Jahr verboten.

Massentötung von Nerzen: WHO ist skeptisch

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht derzeit dagegen noch keine Hinweise auf stark erhöhte Risiken bei der in Dänemark von Nerzen übertragenen Variante des Coronavirus.  WHO-Chef-Wissenschaftlerin Soumya Swaminathan sagte am Freitag, dem 6. November, in Genf. „Es ist zu früh dafür, voreilige Schlüsse zu ziehen, welche Folgen diese neue Mutation für die Übertragung, Schwere der Erkrankung, klinische Symptome, Immunantwort oder mögliche Impfstoff-Wirkung hat.“

Der WHO seien bislang weltweit über 170 000 Gensequenzen des Virus bekannt, sagte Swaminathan. Ein Stab von Wissenschaftler*innen werte die Veränderungen des Erregers seit Beginn der Pandemie ständig aus. Eine erste Risikobewertung der WHO zur Situation betont, dass es wichtig sei, der Übertragung durch Sicherheitsmaßnahmen in Tierbetrieben vorzusorgen. In der Empfehlung heißt es: „Erste Funde deuten darauf hin, dass die Variante bei Nerzen und 12 infizierten Menschen eine mäßig verringerte Empfindlichkeit gegenüber neutralisierenden Antikörpern verursache. Weitere wissenschaftliche und laborbasierte Studien sind erforderlich, um die gemeldeten vorläufigen Ergebnisse zu überprüfen und mögliche Auswirkungen dieses Befundes auf Diagnostik, Therapeutika und Impfstoffe in der Entwicklung zu verstehen.“

Für viele Nerze kommen die Warnungen jedoch zu spät: Die Danish Verterinary and Food Administration hat mitgeteilt, dass die Massentötung von Nerzen auf 116 Farmen von 1000 bereits abgeschlossen ist. Währenddessen hat die dänische Tierschutzorganisation Dyrenes Beskyttelse in Dänemark gegen die Maßnahmen Klage eingereicht. Die Organisation kritisierte zudem die Bedingungen, unter denen die Nerze getötet werden: so kursierte in Dänemark bereits ein Video in den sozialen Netzwerken, dass zeige, wie noch lebende und tote Tiere zusammengequetscht würden. Nerze werden weltweit unter grausamen Bedingungen gehalten: sie leben in winzigen Käfigen in Massenhaltung.

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Bild: Imago Images/Ritzau Scanpix

Ein Nerz in Gefangenschaft auf einer dänischen Pelzfarm.

enorm Redaktion, dpa

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