Nach dem Aufstehen erst mal eine Tasse Kaffee – zack, 140 Liter Wasser verbraucht. Denn während der Herstellung des Kaffeepulvers wird an verschiedenen Stellen Wasser benötigt. Es beginnt beim Anbau: Die Kaffeepflanzen brauchen Wasser zum Wachsen. Nach dem Ernten werden die Bohnen gewaschen. Sie werden geröstet, verschifft, verpackt und schließlich zum Supermarkt transportiert. Die Menge an Wasser, die in der Herstellungskette eines Produktes verbraucht oder verschmutzt wird, nennt man virtuelles Wasser. 140 Liter für den Kaffee am Morgen sind schon mehr virtuelles Wasser, als eine Person in Deutschland täglich an Trinkwasser verbraucht. Gut 120 Liter fließen pro Kopf und Tag beim Duschen, Spülen, Kochen, Waschen aus dem Hahn.
Wenn man das direkt und das virtuell verbrauchte Wasser eines Menschen addiert, erhält man seinen Wasserfußabdruck. Man kann diesen auch für Produkte, Unternehmen und Länder berechnen. Das Konzept unterscheidet drei Wasser-Arten: grünes, blaues und graues. Deren Nutzung beziehungsweise Verursachung ist unterschiedlich problematisch.
Grün, blau, grau: Der Wasserfußabdruck und die Wasser-Arten
Grünes Wasser ist das natürlich vorkommende Boden- und Regenwasser, das von Pflanzen aufgenommen und verdunstet wird. Grün ist also gut. Blau ist schon problematischer: Es steht für das Grund oder Oberflächenwasser, das zur Herstellung eines Produktes genutzt und nicht mehr in ein Gewässer zurückgeführt wird – etwa bei der künstlichen Bewässerung in der Landwirtschaft. Als graues Wasser wird die (theoretisch) benötigte Menge an Wasser bezeichnet, die man bräuchte, um die während der Herstellung eines Produktes verschmutzte Menge Wasser wieder aufzubereiten. Viel Grau ist also schlecht.
Aus umweltökonomischer Sicht ist das reine Berechnen der Mengen bewegten Wassers im Fußabdruck-Konzept jedoch „sinnfrei“, so Erik Gawel vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung.
„Ich kann nicht einfach die Ziffern nebeneinander legen und sagen: Kaffee hat einen hohen Wasserfußabdruck, deshalb sollte man Kaffee meiden.“ Der Umweltökonom zieht den Vergleich zum CO2-Fußabdruck: „Egal wo, wie und wann eine Tonne CO2-Äquivalent in die Atmosphäre gelangt, ist die Wirkung die gleiche. Das ist beim Wasser nicht der Fall.“
Dazu liefert Süßwasser-Experte Johannes Schmiester von der Naturschutzorganisation WWF ein Beispiel: Es ist ein Unterschied, ob man Tomaten in den Niederlanden anbaut oder in Südspanien, wo viel weniger Wasser verfügbar ist. Die reine Zahl – wie viel Wasser steckt in einem Produkt – sage nichts über die Wasserverfügbarkeit im Produktionsgebiet aus, so Schmiester. „Ich muss Wasser immer im geografischen Kontext sehen.“ Doch der Verbraucher, der im Laden steht, hat die dafür benötigten Informationen selten. „Es ist ein generelles Problem, das nicht auf der Ebene des einzelnen Konsumenten zu lösen ist“, betont Gawel.
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Virtuelles Wasser: Welche Lebensmittel sollte ich kaufen?
Dennoch kann der Einzelne etwas beitragen, besonders bei Lebensmitteln. Diese sind für den Großteil unseres virtuellen Wasserverbrauchs verantwortlich. Obst und Gemüse regional und saisonal zu kaufen, ist ein guter Ansatz – nicht nur aufs Wasser bezogen. Und weniger wegschmeißen, denn „Lebensmittelverschwendung ist auch Wasserverschwendung“, sagt Schmiester. Bei anderen Produkten wie Textilien gilt: Je länger man sie nutzt, desto besser.
Die 120 Liter, die ein Durchschnittsdeutscher täglich verbraucht, seien ein sehr guter Stand, sagt Wasserexpertin Corinna Baumgarten vom Umweltbundesamt. Den Verbrauchern sollte jedoch bewusst sein, dass für das Bereitstellen von Trinkwasser Ressourcen benötigt werden. «Das Wasser muss gefördert, je nach Region unterschiedlich stark aufbereitet und teilweise erwärmt werden», erklärt Baumgarten.
Für Warmwasser wird zusätzlich Energie gebraucht, was Klimagase freisetzt. Deshalb rät das Umweltbundesamt: Besonders warmes Wasser sparsam verwenden, etwa nicht zu lange duschen. Weitere Tipps für den verantwortungsvollen Umgang: Wasser nie unnötig laufen lassen. Geschirrspüler und Waschmaschine immer voll beladen. Biologisch abbaubare Reinigungs- und Waschmittel verwenden.
Gemüse in einem Kölner Supermarkt: Obst und Gemüse regional und saisonal zu kaufen, ist ein guter Ansatz – auch im Hinblick auf unseren indirekten Wasserverbrauch.