Lesbos

So kannst du den Menschen in Moria helfen

Spenden, Aufklärungsarbeit leisten, sich freiwillig engagieren: Hier findest du fünf Wege, wie du den Geflüchteten in Moria helfen kannst.

Nachdem am 8. September 2020 ein Brand das Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos zerstört hat, ist das sogenannte Moria II entstanden: das Lager Kara Tepe. Auch hier mangelt es an sauberem Wasser, Essen, medizinischer Versorgung. Abstand zu halten, um sich vor einer Ansteckung mit Covid-19 zu schützen, ist praktisch unmöglich. Es gibt sexuelle Gewalt und einen Rattenbefall. Helfer*innen vor Ort gehen davon aus, dass hinter den schrecklichen Umständen ein politisches Kalkül steckt: Das Lager soll als Abschreckung für andere Geflüchtete dienen.

Hier sind fünf Dinge, die du tun kannst, um die Menschen in Moria zu unterstützen.

Moria helfen: An Politiker*innen schreiben

Eine politische Lösung wäre langfristig die beste Hilfe für die Menschen in Moria und alle anderen Menschen auf der Flucht. Deutschland hat sich bereit erklärt einmalig 1.553 Geflüchtete aufzunehmen, primär Familien, jedoch aus mehreren Lagern, nicht explizit nur aus Moria. Zusätzlich zu den Familien hat die Bundesregierung die Aufnahme von bis zu 150 unbegleiteten Minderjährigen beschlossen. Insgesamt sollen so rund 1.700 Geflüchtete nach Deutschland gebracht werden.

Wenn du der Meinung bist, dass das nicht reicht und insbesondere während der Coronakrise die Lager auf den griechischen Inseln vollständig evakuiert werden müssen, dann kannst du deinen direkten politischen Vertreter*innen im Landtag und im Bundestag schreiben, und sie bitten, sich dafür einzusetzen. Unter anderem Seawatch und der Bundesfachverband  für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge haben dazu aufgerufen, das hier mit dem Aktionstool der Seebrücke zu tun, so dass du nicht lange erst deine*n zuständige*n Abgeordnete*n suchen musst. Es gibt eine Textvorlage, so musst du nicht selbst Emails oder Briefe formulieren, wenn du das nicht möchtest.  So kannst du versuchen, Abgeordnete dazu zu bewegen, sich im Parlament für Geflüchtete stark zu machen. Auch das Engagement in der Kommune ist wichtig: Städte und Gemeinden können zwar nicht selbständig Geflüchtete aufnehmen, aber sie können gegenüber dem jeweiligen Bundesland und der Bundesregierung ihre Bereitschaft zur Aufnahme von Geflüchteten erklären und Druck auf die Bundesregierung ausüben. Dies haben vielen Kommunen im Rahmen der Initiative Solidarity Citys getan. Sollte deine Kommune nicht dabei sein, kannst du deine lokalen Politiker*innen darauf aufmerksam machen.

Sich vor Ort freiwillig engagieren

Freiwillige sind für die Versorgung und Rechtsberatung von Geflüchteten essentiell. Wenn du vor Ort freiwillig unterstützen willst, musst du dir jedoch bewusst machen, dass Hilfsorganisation wie etwa Fenix Aid qualifizierte, physisch und psychisch belastbare Helfer*innen benötigen. Zweiwöchiger Freiwilligentourismus hilft niemandem. Du bist Jurist*in, Jurastudierende, Mediziner*in oder arbeitest im Bereich Sozialarbeit oder Psychologie? Du sprichst Farsi, Französisch oder Arabisch? Bist vielleicht professionelle*r Übersetzer*in? Und du hast mindestens drei bis sechs Monate Zeit? Dann qualifizierst du dich zum Beispiel für die Organisation Fenix Aid, die unter anderem auf Lesbos im Einsatz ist. Auch Helfer*innen für Logistik und Transport und Expert*innen für Social Media und Fundraising werden gesucht. Auf Pädagogik spezialisierte Menschen, außerdem auch gelernte Tischler*innen und Klempner*innen sucht die norwegische Hilfsorganisation Dråpen i Havet für den Einsatz im neuen Lager Kara Tepe. Schon länger vor Ort auf Lesbos hilft auch Medical Volunteers International. Auch die Stelp e.V. Supporter on Site, eine Hilfsorganisation aus Stuttgart, ist aktuell vor Ort und sucht nach Unterstützung. Die Organisation indigo volonteers verteilt Menschen, die sich für ein freiwilliges Engagement auf Lesbos interessieren, ihren Kompetenzen entsprechend auf verschiedene Hilfsorganisationen. Für alle potenziellen Freiwilligen gibt es auch einen Information Point auf Facebook und einen Guide, der über alles, angefangen bei Einsatzmöglichkeiten bis hin zu Informationen zur Coronakrise und mögliche Risiken informiert. Du hast keine Zeit, nicht die finanziellen Mittel oder nicht die notwendigen Fähigkeiten für einen Einsatz auf Lesbos? Am meisten kannst du Freiwillige vor Ort unterstützen, in dem du an ihre Organisationen spendest.

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Moria helfen von Deutschland aus

Aktivismus-Möglichkeiten sind unbegrenzt: So kannst du etwa Petitionen unterschreiben, die die Aufnahme von Geflüchteten in Deutschland und Europa und die Auflösung der Camps fordern. Zum Beispiel die Petition #leavenoonebehind. Die Seebrücke hat eine Seite speziell für Aktionsideen zusammengestellt. Hier findest du Tipps zu Demonstrationsformen, die coronagerecht sind und Vorlagen für  Tweets und Plakate. Du kannst an Protesten teilnehmen und deine Reichweite auf sozialen Netzwerken nutzen, um Informationen über die Lage in Moria zu verbreiten. Du kannst für die Rechte von Geflüchteten auch eintreten, in dem du ihr Anliegen gezielt an medienwirksame Personen heranträgst: Bitte zum Beispiel lokale Künstler*innen zu Beginn ihrer Online-Konzerte auf die Situation der Geflüchteten hinzuweisen. So schafft man Aufmerksamkeit und erhöht eventuell Spendenbereitschaft und Engagement. Eine Frau überlegte sich beispielsweise folgenden Anreiz, um an die Seebrücke zu spenden: Wer spendet und ihr einen Screenshot der Spendenbescheinigung schickt, erhält im Gegenzug ein Bücherpaket aus dem Regal ihrer Mutter, die als Lektorin arbeitet. Auch du als Privatperson kannst solche individuellen Anreize schaffen. Engagiere dich außerdem in deutschen Organisationen wie Pro Asyl oder transnationalen Organisationen wie dem alarmphone. Beim Alarmphone kannst du ehrenamtlich Geflüchtete in Seenot unterstützen. Während deiner Alarmphone-Schichten bist du für Geflüchtete aus See telefonisch erreichbar und kannst die zuständigen Küstenwachen alarmieren. Für dieses Engagement ist es wichtig, dass du Englisch, am besten aber Französisch oder Arabisch sprichst und psychisch stabil und belastbar bist. Hier erzählt ein Helfer im Gespräch mit uns von seiner Arbeit beim Alarmphone.

An Hilfsorganisationen in Moria spenden

Du kannst Helfer*innen mit einer finanziellen Spende unterstützen. Meistens ist eine Geldspende für die jeweiligen Hilfsorganisationen besser, das sie selbst am besten wissen, welche Materialien, medizinisches Equipment oder andere Güter benötigt und gekauft werden müssen. Außerdem lassen sich Waren vor Ort oft günstiger kaufen und es fallen keine Transportkosten an.

Hier eine Auswahl an Organisationen, die sich gerade insbesondere für die Geflüchteten von Moria einsetzen. Die Links führen dich direkt zu jeweiligen Spendenaktionen für Geflüchtete in Moria und anderen Lagern.

Die Seebrücke

Aktion Deutschland Hilft

Das Rote Kreuz

Unicef Deutschland

Ärzte ohne Grenzen auf Lesbos

Help – Hilfe zur Selbsthilfe

Stelp

Internationale Hilfsorganisationen:

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Kitrinos healthcare

Movement on the ground

Refugees 4 refugees Lesbos

Sich in Deutschland für bereits hier angekommene Geflüchtete einsetzen

Desto besser Geflüchtete in Deutschland integriert werden, desto höher stehen die Chancen für die Geflüchteten aus Moria und anderen Lagern, in Europa und Deutschland Akzeptanz und eine sichere Heimat zu finden. Du kannst Geflüchtete mit potenziellen Arbeitgeber*innen vernetzen, zum Beispiel durch die Organisation Social Bee, die Geflüchteten-Jobbörse workeer oder die auf die Gastronomie spezialisierte Plattform Bantabaa. Du kannst außerdem mit deiner Universität, deinem Ausbildungsbetrieb oder deinen Arbeitgeber*innen sprechen und sie dazu anregen, Geflüchteten-Stipendien anzubieten oder Geflüchtete einzustellen. Du hast ein freie Zimmer in deiner WG, deiner Wohnung, oder deinem Haus? Auf Refugees Welcome oder NesT kannst du es Geflüchteten zur Verfügung stellen, oder dich als Mentor*in für Geflüchtete engagieren und sie zum Beispiel bei Behördengängen begleiten.

Bild: imago images / ZUMA Wire

Eine Familie inmitten der Überreste des abgebrannten Lagers Moria. Mehr als 11.000 Menschen sind auf der griechischen Insel Lesbos ohne Obdach.

Morgane Llanque

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