Periodenarmut bekämpfen

Schottland macht Menstruationsartikel umsonst zugänglich

Schottland verpflichtet als erstes Land weltweit alle öffentlichen Einrichtungen dazu, Periodenartikel umsonst zugänglich zu machen. Insbesondere die Coronakrise hat in Großbritannien zu mehr Periodenarmut geführt.

In Schottland sollen Binden, Tampons und ähnliche Artikel künftig kostenlos erhältlich sein. Das Parlament in Edinburgh verabschiedete am Dienstagabend einstimmig einen entsprechenden Gesetzentwurf der Labour-Abgeordneten Monica Lennon. Demnach muss die schottische Regierung ein landesweites Programm zur Bereitstellung von Menstruationsprodukten einrichten. Zum Beispiel Schulen und Universitäten, sowie alle anderen öffentlichen Einrichtungen sind verpflichtet, eine Auswahl dieser Artikel kostenlos in Toiletten anzubieten.

In Deutschland macht sich der Verein Social Period für ein solches Gesetz stark. Am Abend des 26. November starteten die Gründer*innen Undine Mothes und Katja Dill eine Petition. Sie fordern, dass in allen öffentlichen Räumen nicht nur Toilettenpapier, sondern auch Tampons und Binden zur freien Verfügung stehen sollten. Zwar wäre das Problem der Periodenarmut damit nicht sofort gelöst, aber es wäre ein großer Schritt im Kampf gegen die physischen und psychischen Auswirkungen von Periodenarmut. „Durch einen Mangel an Hygieneprodukten werden Menstruierende vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen und haben beispielsweise nicht die Möglichkeit, während ihrer Menstruation an Veranstaltungen teilzunehmen, zur Arbeit, oder in die Schule zu gehen.“ Fast 15.000 Unterschriften sind im Laufe eines Tages bereits zusammengekommen.

Auch auf Good Impact: „Verein Social Period- „Wir wollen Periodenarmut bekämpfen“

Internationaler Vorreiter

Bereits vor zwei Jahren hatte Schottland dies für öffentliche Schulen verpflichtend gemacht, England und Wales waren vergangenes Jahr mit entsprechenden Gesetzen nachgezogen. „(Ich bin) stolz darauf, für diese bahnbrechende Gesetzgebung gestimmt zu haben, die Schottland zum ersten Land der Welt macht, das kostenlose Menstruationsprodukte all denjenigen zur Verfügung stellt, die sie brauchen“, twitterte Regierungschefin Nicola Sturgeon. Es sei eine wichtige Maßnahme für insbesondere Menstruierende, die in wirtschaftlich schwachen Verhältnissen leben.

Corona hat Periodenarmut verstärkt

In Großbritannien gilt Schottland als Vorreiter im Kampf gegen die sogenannte Perioden-Armut. Viele haben zu wenig Geld für Artikel wie Periodentassen, Binden oder Tampons und greifen während ihrer Periode zu alten Zeitungen, Stofflappen und Klopapier. Der am Dienstag verabschiedete Gesetzentwurf verpflichte die lokalen Behörden dazu, entsprechende Artikel unentgeltlich bereitzustellen, schrieb die BBC. Die jeweiligen Kommunalverwaltungen müssten nun entscheiden, welche praktischen Vorkehrungen getroffen werden, aber Tampons und Binden müssten „einigermaßen leicht“ und mit „angemessener Würde“ zugänglich gemacht werden.
Es handele sich um einen „fortschrittlichen“ Gesetzentwurf, der wegen der Corona-Pandemie umso wichtiger sei, zitierte die Nachrichtenagentur PA die Labour-Abgeordnete Monica Lennon. Eine Studie der Kinderrechtsorganisation Plan International hatte dieses Jahr ergeben, dass 3 von 10 Mädchen im Vereinigten Königreich Schwierigkeiten beim Zugang zu Periodenartikel hatten. Dadurch, dass die Schulen und Universitäten geschlossen waren, mussten viele auf die dort angebotenen Artikel verzichten.

Bild: Unsplash/ Monika Kozub

Obdachlose und Menstruierende in Armut können sich Periodenartikel oft nicht leisten: Schottland will das mit einem Gesetz ändern.

enorm Redaktion, dpa

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