Umweltverschmutzung, Feinstaubbelastung und verheerende Klimakatastrophen sind nur einige Beispiele, wie der Klimawandel unsere Gesundheit heute schon belastet. Die Folgen muss das Gesundheitswesen auffangen, das jedoch etwa 6 % der jährlichen Treibhausemissionen hierzulande verantwortet und selbst zum Klimawandel beiträgt. Es müssen also Lösungen her, die das Klima schonen und uns zeitgleich aufzeigen, wie wir mit den nicht mehr vermeidbaren Gesundheitsfolgen des Klimawandels umgehen können.
Um wegweisende Projekte in der Gesundheitsbranche sichtbar zu machen und andere zu inspirieren, hat die BARMER gemeinsam mit der Stiftung Gesunde Erde – Gesunde Menschen und der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis den „Deutschen Nachhaltigkeitspreis Gesundheit“ (DNP Gesundheit) ins Leben gerufen. Die folgenden drei Projekte wurden als Gewinner des DNP Gesundheit 2025 gekürt.
Pflege geht klimafreundlich
Nachhaltigkeit beginnt im Alltag: Beispielhaft dafür ist das Projekt „klimafreundlich pflegen – überall!“ des AWO Bundesverbands, das sich intensiv mit Themen wie Ernährung, Energieverbrauch und Entsorgungssystemen in Pflegeeinrichtungen auseinandersetzt und damit sowohl das Klima schont als auch den Pflegebetrieb verbessert. Ein Beispiel ist der „Veggie Monday“, an dem in den Einrichtungen an jedem Montag auf Fleisch verzichtet wird. Dadurch werden pro teilnehmender Einrichtung jährlich über eine Tonne Fleisch eingespart – gut für die Umwelt und die Gesundheit. In anderen Einrichtungen wurde ein farbiges Mülltrennkonzept eingeführt, das dazu führte, dass der Sonderabfall auf die Hälfte reduziert wurde – eine erhebliche Verbesserung im Bereich Abfallmanagement. Auf dem Dach des AWO-Seniorenheim Bobingen wurde eine Photovoltaikanlage installiert, die fast 30 % des eigenen Strombedarfs deckt und rund 2,77 Tonnen CO2-Emissionen jährlich einspart.
Mitarbeitende sowie Bewohner und Bewohnerinnen werden dabei aktiv eingebunden. Das stärkt das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und fördert das Engagement aller Beteiligten. Die Maßnahmen sind zudem langfristig angelegt, einfach umzusetzen und dauerhaft in den Arbeitsalltag integrierbar.
Neue Ansätze für umweltfreundliche Antibiotikaproduktion
Bei der Antibiotikaproduktion gelangen oft aktive Substanzen ins Abwasser und so in die Umwelt. Dies kann die Entstehung und Ausbreitung von multiresistenten Keimen fördern. Laut Schätzungen des RKI erkranken allein in Deutschland jährlich ca. 54.000 Menschen an multiresistenten Keimen. Um die Wirkung von Antibiotika auch für zukünftige Patienten und Patientinnen zu sichern, müssen Anreize für die umweltgerechte Produktion von Antibiotika geschaffen werden. Daher hat die AOK Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit dem IWW Rheinisch-Westfälischen Institut für Wasserforschung und mit Unterstützung des Umweltbundesamts eine Studie zur ökologischen Nachhaltigkeit in der Antibiotikaversorgung initiiert und umgesetzt. Dafür wurden die Lieferketten bis an den Anfang der Herstellung zurückverfolgt und es gab Untersuchungen des Abwassers in Indien, China und Europa. Die Pilotstudie bringt mehr Klarheit darüber, wie umweltfreundlich die Herstellung von Wirkstoffen ist, die die Basis für globale Arzneimittel-Lieferketten bilden.
Soforthilfe im Krisenfall
Spricht man über Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen, ist auch die Zugänglichkeit von Angeboten ein wichtiger Aspekt. Ein Dienst, der sehr einfach erreichbar ist und dabei präventiv für eine gesündere Zukunft vorsorgt, ist krisenchat. Das Online-Beratungsprogramm wurde während der Corona-Pandemie im Mai 2020 gegründet. Es ist ein Angebot für junge Menschen unter 25 Jahren in Deutschland, die unter psychischen Belastungen leiden. Über 350 psychologisch ausgebildete Krisenberaterinnen und -berater und 90 Angestellte stehen jungen Hilfesuchenden rund um die Uhr zur Verfügung und bieten Gespräche, Unterstützung und Begleitung.
Diese niedrigschwellige Form der Unterstützung sorgt dafür, dass sich Hilfesuchende nicht mit komplexen Prozessen oder langen Wartezeiten auseinandersetzen müssen. Zusätzlich trägt krisenchat durch seine Kommunikation dazu bei, das Bewusstsein für die psychische Belastung junger Menschen zu erhöhen und somit einen wichtigen Beitrag zur Entstigmatisierung von psychischen Problemen zu leisten.
Fazit:
Die Gewinner des DNP Gesundheit zeigen, dass der Gedanke „Klimaschutz ist Gesundheitsschutz“ in der Praxis funktioniert und Veränderungen herbeiführen kann. Denn Nachhaltigkeit ist die Voraussetzung für einen gesunden Planeten und fördert die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Menschen.
BARMER/Getty Images, Westend61