2018 warb das ukrainische Außenministerium unter dem englischen Hashtag #KyivNotKievdafür, im Ausland die ukrainische Schreibweise der Landeshauptstadt anstatt der russischen zu etablieren. Der Hintergrund: Obwohl Russisch und Ukrainisch miteinander verwandt sind, handelt es sich um zwei unterschiedliche Sprachen. Da Wladimir Putin die nationale Identität der Ukraine leugnet, verwenden seit Beginn der russischen Invasion immer mehr Medien, auch enorm, die ukrainische Schreibweise, um sich symbolisch für eine unabhängige Ukraine auszusprechen: Kyjiw statt Kiew.
Aber was ist mit dem großen Teil der ukrainischen Bevölkerung, der Russisch als erste Muttersprache spricht und daher ebenfalls russische Namen für ukrainische Städte verwendet? Übergeht man diesen Teil der ukrainischen Bevölkerung?
„Es stimmt, dass zum Beispiel die Einwohner:innen Charkiws zu großer Mehrheit Russisch sprechen und ihre Stadt daher Charkow nennen“, sagt Peter Oliver Loew, Leiter des Deutschen Polen Instituts und Professor für osteuropäische Geschichte. „Es ist wichtig diesen Kontext zu erwähnen. Dennoch halte ich es persönlich gerade für richtig, im Ausland die ukrainischen Schreibweisen zu verwenden, um dem russischen Anspruch auf das ukrainische Territorium etwas entgegenzusetzen.” Auch nehme der Anteil der ukrainisch-sprachigen Bevölkerung im Osten des Landes immer mehr zu – dank einer jahrzehntelangen Stärkung der Sprache durch ukrainische Politik.
Mit Blick auf unser Nachbarland Polen tut sich jedoch anlässlich des ukrainischen Diskurses die Frage auf: Warum nennen wir in Deutschland die polnischen Städte Poznań, Gdańsk und Wrocław immer noch bei…
Die Altstadt von Poznań, in Deutschland immer noch Posen genannt. Die polnische Stadt wurde lange von Preußen besetzt. Ist es in diesem historischen Kontext in Ordnung, immer noch den deutschen Namen zu verwenden?