Verantwortungseigentum

Selbstenteignung für den guten Zweck

Unternehmen sollten nicht ihrem Gewinn, sondern der Gesellschaft nützen. Das muss rechtlich abgesichert werden, fordert die „Stiftung Verantwortungseigentum”. Einige Unternehmen gehen den Weg bereits jetzt.

Unternehmen, die sich quasi selbst enteignen, indem sie unverkäuflich werden. Statt Gewinnerzielung verschreiben sie sich dem Unternehmenszweck, den Mitarbeitenden und der Gesellschaft im Allgemeinen – das nennt sich Verantwortungseigentum. Es geht darum, nachhaltig und glaubhaft zu wirtschaften. Einige Unternehmen arbeiten so bereits in der Praxis. Eine Rechtsform dafür, wie es sie etwa für GmbHs und Aktiengesellschaften gibt, fehlt in Deutschland jedoch bisher.

Die „Stiftung Verantwortungseigentum” will das ändern. 32 Unternehmen haben sich der neu gegründeten Stiftung bereits angeschlossen, unter anderem die Handelskette Globus, der Bio-Produzent Alnatura, die GLS Gemeinschaftsbank, die BMW-Stiftung und das Start-up für vegane Kondome und Perioden-Produkte Einhorn. 

Die Initiatoren der Stiftung schätzen, dass es in Deutschland bereits 200 Unternehmen gibt, die – häufig ohne es explizit so zu nennen – auf diese Weise für die Gesellschaft wirtschaften und dabei 270 Milliarden Euro umsetzen sowie 1,2 Millionen Mitarbeitende beschäftigen. Was vor rund 130 Jahren etwa bei den Technologie-Firmen Zeiss und Schott in Pionierleistung entstand, blühe gerade wieder auf. Viele Start-ups und mittelständische Unternehmen wirtschaften mit Verantwortungseigentum – ein relativ neuer Begriff für eine nicht ganz so neue Idee also.

Dänemark als Vorbild

Ein Vorbild für diese Unternehmensform ist Dänemark: Dort sind sogenannte Stiftungsunternehmen weit verbreitet. Rund 60 Prozent des dänischen Aktienindexes werden von Unternehmen in Verantwortungseigentum erwirtschaftet, wie die Stiftung mitteilt. „Auch finanziell lohne sich diese Unternehmensform”, sagte Professor Steen Thomsen bei der Gründungsveranstaltung der Stiftung. Er forscht an der Copenhagen Business School zu Unternehmensführung, seit Mai wird sein Lehrstuhl von der im Medizin- und Pharmabereich angesiedelten Novo Nordisk Stiftung, die ebenfalls in Verantwortungseigentum wirtschaftet, gesponsert. „Langfristig sind sie genauso profitabel wie andere Firmen.” Ihre Überlebenschancen seien höher als bei anderen Unternehmensformen. „Mitarbeiter dort werden im Schnitt besser bezahlt und bleiben länger”, sagte Thomsen. Darüber hinaus zeige seine Forschung, dass die Unternehmen viel spenden, insbesondere für Forschung. Sie sorgten für gute Arbeitsplätze und würden Wohlstan…

TITELBILD: NATALIE GRAINGER/UNSPLASH

Beim Verantwortungseigentum geht es darum, nachhaltig und glaubhaft zu wirtschaften.

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