Am Ende gibt es keinen ohne Schuld. Keinen, der nicht verwundet ist. Das System frisst exemplarisch seine Anzugträger, Kostümgestalten und deren hippe Antagonisten. In der zweiten Staffel der ZDF-Serie Bad Banks geht es erneut um die durch einen Finanzskandal schwer angeschlagene, fiktive Deutsche Global Invest. Erzählt wird, das sei vorab gesagt, ebenso zynisch wie scharfkantig. Und der Episoden-Thriller ist brutal – ohne dass allzu viel Blut vergossen wird. Ok, ein schmieriger Investor kriegt zurecht was im eigenen Wellness-Keller auf die Nase und die eine oder andere Nebenfigur erwischt es schließlich endgültig. Eine solide Schlägerei gibt’s am Ende auch.
Sonst ist das alte Hauptthema der vielfach prämierten Serie von 2018 – das dunkle, böse Investmentbanking – oberflächlich einem neuen, vermeintlich guten gewichen. Der Gegenpol zum Turbo-Kapitalismus der Global Invest ist die junge Firma Green Wallet. Das Finanz-Start-up oder FinTech bietet dem wegen des Skandals gefallenen Banker-Nachwuchs aus Frankfurt eine neue Chance. Dafür müssen Jana Liekam (Paula Beer), Adam Pohl (Albert Schuch) und Thao Hoang (Mai Duong Kieu) allerdings erst den bunten Haufen aus Ex-Bankern, Produktentwicklern und Programmierern von der feindlichen Übernahme überzeugen. Mission: Imagekorrektur.
Die sympathischen Idealisten („Wir meinen das ernst“) hausen in einem Berliner Hinterhof und basteln an einem „Robo-Advisor“, der Gutes tut. Das System basiert auf Algorithmen und gibt automatisierte Tipps für die optimale Geldanlage. Das Besondere: Empfohlen werden nachhaltige, klimafreundliche Finanzprodukte und keine „toxischen“ Schrott-Papiere. Den trügerischen Menschen als Berater braucht es dann folglich nicht mehr.
Realer Strukturwandel wird thematisiert
Die Serienmacher um Autor Oliver Kienle, Regisseur Christian Zübert und die beiden Produzent*innen Lisa Blumenberg und Nicolas Steil thematisieren so realen Strukturwandel in der Branche. Banken haben FinTechs längst als Konkurrenz und Ideenlieferanten identifiziert. In der Serie gelingt es dann dem Trio um Liekam, dank einer Erpressung, bei Green Wallet dick einzusteigen.
Die Idealisten und ihre neuen Co-Chefs ziehen in den eigens von der Global Invest dafür eingerichteten Fin-Tech-Inkubator in der Hauptstadt um. Sieht dann auch nett aus: weiße Büro-Module, aufeinander gestapelt, mitten in einer Stahlbeton-Turnhalle, Sitzsäcke und Yogamatten inklusive. Ist aber, ebenso wie Green Wallet selbst, nicht viel mehr als reine, entbehrliche Kulisse.
Grüne Klischees
Alles beim Alten also, denn die zweite Staffel von Bad Banks feiert Klischees („Die deutschen Heuschrecken sind da“), Intrigen und die überraschungsarmen Überlebenskämpfe bekannter Protagonisten in Berlin und Frankfurt. Es geht darum, die Gegenspieler nachhaltig platt zu machen. Wobei die schon 2018 großartige Désirée Nosbusch als graue Witwe und Investment-Chefin der Bank, Christelle Leblanc, die unmittelbare männliche Konkurrenz um Tobias Moretti und Barry Atsma elegant und sehenswert kaltstellt.
Auch wenn alles kristallin und stilsicher gefilmt ist, die Produktionskosten lagen bei zehn Millionen Euro, fehlt der Serie erzählerische Detailtiefe und Hintergründiges jenseits der bloßen Oberfläche grüner Wände einer designten Altbauwohnung in der Green Wallet schaufensterpuppenartig anfangs haust. Das ist umso ärgerlicher, weil die Dialoge oft vielversprechend beginnen. So geht es mehr um die schwindenden Schattenränder der Figuren und nicht um die dunklen Flecken auf der Seele. Da wurde am falschen Ende gespart.
TV-Erstausstrahlung Arte:
Donnerstag, 6. Februar 2020, ab 20.15 Uhr Folgen 1-3
Freitag, 7. Februar 2020, ab 20.15 Uhr Folgen 4-6
TV-Erstausstrahlung ZDF:
Samstag, 8. Februar 2020, ab 21.45 Uhr, Folgen 1-2
Sonntag, 9. Februar 2020, ab 22.15 Uhr, Folgen 3-4
Montag 10. Februar 2020, ab 22.15 Uhr, Folgen 5-6
Alle Folgen sind seit dem 31. Januar 2020 in der ZDF Mediathek verfügbar, ab dem 30. Januar 2020 online bei Arte.
In Frankfurt scheiterten die Protagonist*innen der Serie mit „toxischen“ Schrott-Papieren. Jetzt soll alles besser werden.