Brot und Waschmittel selber herstellen oder Kefir züchten: Wer wegen der Corona-Krise fast den ganzen Tag in der eigenen Wohnung verbringt, hat mehr Zeit, kreativ zu werden. Auch wenn im Supermarkt schon wieder das Klopapier leer gekauft ist, stellt sich die Frage: Was jetzt? Und geht es nicht sowieso viel umweltfreundlicher?
Die Krise könnte also auch eine Chance sein: Um langfristig umzudenken, weniger Ressourcen zu verschwenden und wieder mehr selbst herzustellen.
Kein Klopapier mehr? Kein Problem!
In vielen Ländern ist sie die normale und um einiges nachhaltigere Art, sich nach dem Toilettengang zu reinigen: Die Po-Dusche. Weil wenige Toiletten hierzulande diese Vorrichtung bereits installiert haben und auch das Keramik-Bidet (vor allem in Italien und Frankreich verbreitetes Sitzwaschbecken) eher selten ist, gibt es mobile Alternativen. Diese transportablen Po-Duschen bestehen meist aus einem weichen Plastikbehälter und einem abschraubbaren Aufsatz mit Drüsenöffnung. In den Behälter kommt Wasser, per leichtem Druck mit der Hand darauf spritzt das Wasser vorne aus der Drüse und reinigt, wofür man andernfalls Klopapier verwendet hätte. Wird die zweite Hand mit etwas Seife zur weiteren Reinigung verwendet, kann das durchaus gründlicher und auch sanfter für die Haut sein als Toilettenpapier.
Ein Start-up macht damit gerade ein besonders gutes Geschäft: Happypo. Laut Hersteller soll die Po-Dusche dabei helfen, rund die Hälfte des Toilettenpapiers einzusparen, braucht man dieses schließlich nur noch zum Abtrocknen danach. Weil gerade viele Menschen Klopapier hamstern, fehlt die Ware mitunter im Supermarkt. Kürzlich habe Happypo daher seinen Umsatz versiebenfacht, sagt Gründer Oliver Elsoud gegenüber Gründerszene.
Eine andere Wegwerf-Ware für die Gesichtsreinigung kann man leicht selbst ersetzen: Wattepads. Statt täglich Baumwoll-Flecken nach dem Abschminken in den Müll zu werfen, einfach aus alten Stoffresten kleine Mehrweg-Pads schneiden. Alte T-Shirts oder Handtücher aus Baumwolle eigenen sich dafür besonders gut. Am besten einen Stoff nehmen, den man bei 60 Grad waschen kann.
Selbst Brot backen
Weil es nicht nur in Zeiten der Corona-Krise fantastisch schmeckt, hier ein einfaches Grundrezept für ein Sauerteig-Brot:
- 400 Gramm Mehl (je nach Geschmack zur Hälfte Dinkel- und Roggenvollkornmehl)
- 200 ml Wasser (tendenziell etwas mehr beim Kneten hinzufügen)
- 1 Päckchen Hefe (oder den Teig 24 Stunden gehen lassen)
- Salz: 12-15 Gramm (wenn man Hefe verwendet 16-18 Gramm)
- 150 Gramm frischer Sauerteig oder 2 Esslöffel trockener Sauerteig (im Supermarkt erhältlich)
- nach Belieben: Nüsse (etwa Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne, Haselnüsse, Walnüsse oder Sesam), Leinsamen und gemahlener Koriander
Alle Zutaten miteinander verkneten und eine Stunde zugedeckt an einem warmen Ort ruhen lassen. Falls du mehr Zeit hast, kannst du den Teig ohne Hefe, aber dafür mindestens 12, lieber 24 Stunden gehen lassen. Das Brot wird dann etwas säuerlicher und geht beim Backen nicht so stark auf, sondern bleibt etwas kompakter.
Wer keine Hefe hat, kann hier nachlesen, wie Backen auch ohne Hefe funktioniert.
Nach der Gehzeit den Teig kneten, indem du ihn etwas flach drückst und von den Seiten her faltest, solange bis auf der Oberfläche der runden Seite kleine Löcher aufreißen. Das Brot in die gewünschte Form bringen und bei 200 Grad, Ober-/Unterhitze ca. 1 Stunde bis 1 Stunde und 20 Minuten backen. Dabei eine feuerfeste Schale mit etwas Wasser in den Ofen stellen. Das Brot ist dann fertig, wenn es beim Klopfen auf die Unterseite etwas hohl klingt. Anschließend für etwa zehn Minuten in ein Tuch gewickelt ruhen lassen.
Frischen Sauerteig kannst du auch selbst herstellen. Wie genau, kannst du auf utopia nachlesen.
Sauerteig kannst du in einem Schraubglas im Kühlschrank aufbewahren. Nachdem du eine entsprechende Menge zum Backen entnommen hast, füllst du den Sauerteig wieder mit 100 Gramm Mehl und 50 ml Wasser auf. Du kannst einen Teil des Teigs nach 24 Stunden erneut verwenden.
Tipp: Den Grundteig ohne Nüsse und Leinsamen kannst du auch super nutzen, um damit eine Pizza zu backen.
Haare nachhaltig pflegen
Haarseifen und festes Shampoo sind ein guter Ersatz für Shampoos in Plastikverpackungen. Das spart Müll und ist oft langlebiger. Noch umweltfreundlicher geht es mit Roggen- oder Vollkornmehl. Die kommenden Wochen zuhause sind vielleicht der ideale Anlass, das einmal auszuprobieren und deine Haare umzugewöhnen. Denn gerade am Anfang kann es sein, dass die Haare mit dieser Technik etwas fettiger bleiben. Die Stärke im Mehl soll dafür verantwortlich sein, dass sich Fett von Haaren und Kopfhaut löst, die enthaltenen Vitamine und weitere Nährstoffe können pflegen.
Das Rezept fürs Haare waschen mit Roggenmehl: Je nach Haarlänge zwei bis vier gehäufte Esslöffel Roggenmehl mit 100 bis 200 Milliliter Wasser verrühren. Die cremige Masse etwa zehn Minuten ruhen lassen und dann auf den gesamten Haaren verteilen. Wer eher fettiges Haar hat, sollte die Mischung etwas weniger ziehen lassen, bei trockenem Haar dafür etwas länger. Nach fünf bis zehn Minuten gründlich ausspülen. Eine anschließende Spülung kannst du aus Apfelessig und Wasser machen: Ein Esslöffel Essig dabei mit einem Liter Wasser vermischen.
Wenn doch noch die Ausgangssperre kommt, fällt auch der Besuch beim Friseur erst einmal flach. Sollte dir im Homeoffice der Pony in die Augen piksen, kannst du ihn dir auch einfach selbst schneiden. Ein guter Tipp für alle, die keine professionelle Haarschere und wenig Erfahrung haben: Einfach den Rasierer nutzen. Die Haare dafür mit einer Hand festhalten und schräg von unten mit der Rasierklinge entlang fahren.
Kaffeesatz weiternutzen
Kaffeesatz kann man wunderbar nutzen, um damit die Haut zu peelen. Mische ein wenig Öl (Olivenöl eignet sich zum Beispiel ganz gut) unter den Kaffeesatz. Für ein Gesichtspeeling braucht es dafür eine etwas sanftere Mischung und genauso viel Öl wie Kaffeesatz. Die Mischung trägst du in kreisenden Bewegungen auf Körper oder Gesicht auf und wäscht sie anschließend mit lauwarmen Wasser ab.
Auch für Pflanzen im Garten eignet sich der Kaffeesatz wegen seines Stickstoffgehalts als Dünger, den man in den Boden einarbeitet. Bei Zimmerpflanzen sollte man statt des Kaffeesatzes lieber den kalten Kaffee zum Gießen verwenden, um die grünen Mitbewohner mit Nährstoffen anzureichern. Dabei sehr sparsam vorgehen: Nicht mehr als eine halbe Tasse pro Zimmerpflanze.
Auch bei Good Impact: So nachhaltig sind Zimmerpflanzen
Obst und Gemüse länger genießen
Gerade jetzt gehen viele Menschen vielleicht seltener in Supermärkte, um dort einzukaufen. Wenn wir also mehr Lebensmittel zuhause haben als normalerweise, kann es passieren, dass etwa das Obst matschig wird. Bei Bananen ist das kein Problem: Sobald die Südfrüchte (die ja leider mit Blick auf den Transportweg schlechte Karten haben) den idealen Reifegrad erreicht haben, können sie in Scheiben geschnitten eingefroren werden. Wieder aufgetaut lässt sich daraus wunderbar leckeres Bananenbrot backen.
Auch Einkochen, so wie das Oma früher immer gemacht hat, ist eine feine Sache – und gar nicht so schwer. Das meiste Obst kann etwa gut zu Marmelade verarbeitet werden. Der Vorteil vom selbstgemachten Fruchtaufstrich: Du kannst selbst entscheiden, wie süß es werden soll. Grundsätzlich können auch viele Obst- und Gemüsesorten durch Einkochen im Wasserbad haltbar gemacht werden. Der Prozess tötet Mikroorganismen ab, die ansonsten für das Faulen verantwortlich sind. Außerdem wird Luft aus dem Einmachglas gepresst und schafft so ein Vakuum, in dem Mikroorganismen nicht entstehen können.
Tannenduft für die Wäsche
Wer Kleidung nicht mit konventionellen, oft umweltschädlichen Mitteln waschen möchte, kann Waschmittel ganz einfach selbst herstellen. Dazu brauchst du:
- 20g Kernseife
- 20 bis 30 g Gallseife (es gibt auch vegane Gallseife)
- 3 Liter Wasser
- 4 EL Waschsoda
- 4 EL Zitronensäure (wenn das Wasser sehr kalkhaltig ist)
- 5 Tropfen eines reinen, ätherischen Öls (zum Beispiel Tanne oder Lavendel)
Zunächst hobelst du die Seifen mit einer Küchenraspel fein, mischt sie mit dem Waschsoda und löst alles in einem Liter kochenden Wasser auf. Nachdem die Mischung nach etwa einer Stunde abgekühlt ist, kannst du die dickflüssige Masse mit dem zweiten Liter kochenden Wasser erneut verflüssigen und dabei kräftig rühren. Erneut alles abkühlen lassen. Den dritten Liter Wasser kannst du nun kalt hinzufügen und gut verrühren. Zuletzt noch die Zitronensäure und, wenn du magst, ein paar Tropfen ätherisches Öl hinzufügen. Von dem Waschmittel brauchst du ein bis zwei Deckel pro Waschgang, jedes Mal zuvor kurz schütteln.
Dieses Rezept für Waschmittel und wie du mit Essig, Zitronensäure, Soda, Natron und Kernseife so gut wie jedes Putzmittel selbst herstellen kannst, findest du bei utopia.
Mit einem Pilz zum Ersatz-Joghurt
Kefir ist ein kohlensäurehaltiges, dickflüssiges Sauermilchgetränk mit vielen gesunden Nährstoffen, das man zuhause selber machen kann – durch einen Gärungsprozess von Milch und Kefirpilz. Die kleine Knolle ähnelt einem weißen Blumenkohl und kann in Online-Shops gekauft werden. Oft finden sich auch Menschen im Umfeld, die bereits einen Kefirpilz besitzen und gerne etwas davon abgeben.
Der Kefir ist relativ pflegeleicht und kann auch mit Pflanzenmilch hergestellt werden. Für die klassische Variante mit Kuhmilch einfach ein mittelgroßes Schraubglas mit Milch (haltbar oder abgekochte Frischmilch, um die Bakterienzahl zu minimieren) befüllen und den Pilz hineinlegen. Da der Kefir zum Fermentieren Luft braucht, den Deckel des Glases nicht ganz schließen. An einem warmen, dunklen Ort fühlt sich der Kefir besonders wohl. Dort kann er für 24 bis 48 Stunden stehen – je länger, desto saurer wird das Milchgetränk. Um den Kefir anschließend abzuseihen, dürfen nur Plastiksieb und Plastiklöffel verwendet werden, da Metall den Pilz töten kann.
Wer ein paar Tage Pause einlegen möchte, kann den Kefir einfach in einer Mischung aus zwei Dritteln Milch und einem Drittel Wasser in einem – ebenfalls nicht vollständig verschlossenen – Schraubglas im Kühlschrank pausieren lassen. Das ist problemlos für eine bis zwei Wochen möglich und auch länger, wenn zwischendurch die Milch-Wasser-Mischung ausgewechselt wird. Weil der Kefir, wenn er gefüttert wird, immer weiter wächst und sich dabei teilt, sollte man darauf achten, dass der Pilzanteil pro Schraubglas nicht zu groß wird, denn je mehr davon, desto saurer wird das Getränk.
Rauf- und Runterkommen
Um im Homeoffice und ohne Fitnessstudio oder Sportverein trotzdem ein wenig Bewegung in den Alltag zu bringen, lohnen sich Yoga und andere Muskel- und Konditionsübungen auf dem heimischen Teppich. Vom Sonnengruß über Burpees (einer Kombination aus Kniebeuge, Liegestütz und Strecksprung): Viele Youtube-Videos zeigen, wie es geht. Und solange noch keine Ausgangssperre verhängt wurde, bietet es sich natürlich auch an, eine Runde im Park zu joggen. Dass man dabei genügend Sicherheitsabstand zu Mitmenschen einhält, versteht sich von selbst.
Wer nach der Runde Sport wieder etwas runterkommen möchte – oder generell der hektischen Nachrichtenlage und der Sorge um den Corona-Virus etwas entkommen möchte, kann meditieren. Einfach in kompletter Stille zehn Minuten aufrecht sitzen, ein- und ausatmen und dabei den eigenen Körper spüren. Leichter geht es am Anfang mit Anleitung über verschiedene Apps oder Online-Videos.
Selber Brot backen: Eine nachhaltige Idee, nicht nur in Zeiten der Corona-Krise.