Alternative für die Hautreinigung

Sind synthetische Tenside besser als Seife?

Syndets stecken in vielen Produkten für die Hautreinigung. Was hinter den waschaktiven Substanzen steckt, wie sie sich von Seife unterscheiden und woraus sie bestehen, erfährst du hier.

Seife ist für unsere Hygiene unerlässlich, insbesondere seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist die Effektivität dieses Alltagsgegenstandes ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Eine Alternative zu Seife sind sogenannte Syndets: Syndet ist ein Kunstwort, das sich aus der Bezeichnung synthetische Detergentien ableitet. Syndets sind synthetisch hergestellte waschaktive Substanzen, also Tenside – das wiederum ist eine andere Bezeichnung für Detergentien. Eine chemische Eigenschaft von Tensiden ist, dass sie Wasser und Fett verbinden können.

Stiftung Warentest nennt Beispiele, wo dir Syndets in der Körperpflege begegnen können:

  • feste Waschstücke, die wie ein Stück Seife aussehen
  • flüssige Seife im Spender
  • Duschbad oder Waschlotionen

Seife ist genau genommen ebenfalls ein Tensid, und zwar eines natürlichen Ursprungs.

Syndet oder Seife? Der Unterschied für die Haut

Seifen und Syndets unterscheiden sich durch verschiedene pH-Werte. Entsprechend anders ist ihre Wirkung auf der Haut.

Syndets: Das Fachmagazin Die PTA erklärt, dass sich der pH-Wert von synthetischen Tensiden auf die Haut abstimmen lässt. Die Hautoberfläche hat einen leicht sauren pH-Wert von etwa 5,5. Daher sind Syndets meist leicht sauer eingestellt. Die Skala für pH-Werte reicht von null bis vierzehn, wobei Werte unter sieben als Säuren gelten, darüber liegt der alkalische Bereich.

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  • Der natürliche Hautschutz kann erhalten bleiben: Syndets in der Hautpflege sind vielfach pH-neutral oder hautneutral.
  • Dadurch arbeitet der Säureschutzmantel und kann Schadstoffe abwehren.
  • Syndets trocknen die Haut aus: Die Tenside reinigen die Haut gründlich. Manchmal zu gründlich: Sie waschen bei übermäßiger Anwendung auch den hauteigenen Talg ab, der die Haut geschmeidig halten soll.
Seife ist genau genommen ebenfalls ein Tensid, besteht aber aus natürlichen Zutaten. Syndets hingegen werden synthetisch hergestellt.
Bild: Thanos Pal/Unsplash

Seife: Seifen sind immer alkalisch. Der pH-Wert von Seife liegt über sieben, also im alkalischen Bereich.

  • Der Säureschutzmantel löst sich auf: Durch die alkalische Seife wird auch die Haut alkalisch und quillt etwas auf. Für einige Stunden bleibt die Haut ungeschützt – solange, bis sich der Schutzmantel wieder gebildet hat. Dieser ist eine Barriere der Haut gegen schädliche Stoffe wie Bakterien, Keime oder Allergene, so Stiftung Warentest.
  • Rückstände von Kalkseife: Sie trocknen die Haut aus. Treffen Seife und hartes, also kalkhaltiges, Wasser zusammen, kann sich Kalkseife bilden. Diese Rückstände können empfindlicher und trockener Haut noch weiter zusetzten. Sie fühlt sich rau und spröde an. Es können Hautreizungen entstehen, die sogenannten Alkaliekzeme.

Bei Syndets kommt es auf die Rohstoffe an

Die Tenside in Syndets können teilweise aus problematischen Rohstoffen bestehen. Für die Umwelt kritisch sind vor allem:

  • Erdöl: Die Tenside verbrauchen die fossilen Rohstoffe der Erde. Ohne Aufbereitung in Kläranlagen könnten die Tenside Tiere und Pflanzen im Wasser schädigen. Das Bayerische Landesamt für Umwelt erklärt, dass Tenside daher biologisch abbaubar sein müssen. Laut vorgeschriebener Testmethode heißt vollständig biologisch abbaubar, dass sich das Tensid innerhalb von 28 Tagen zu mindestens 60 Prozent zersetzen muss.
  • Palmöl-Derivate: Mit chemischen Verfahren können aus Palmöl oder Palmkernöl Tenside entstehen. Umweltorganisationen wie Rettet den Regenwald e.V. sehen den zunehmenden Bedarf an Palmöl kritisch. Die Plantagen entstehen dort, wo der Regenwald vor Kurzem noch Tieren und Pflanzen einen vielfältigen Lebensraum bot. Die Organisation wendet sich gegen die Abholzung des Regenwaldes, um das Artensterben zu verlangsamen.
  • Kokosöl: Laut dem Onlineportal CodeCheck gelten Kokostenside als schonende Alternative für die Haut. Rettet den Regenwald e.V. weist jedoch darauf hin, dass Kokosöl wenig nachhaltig ist. Auch die Kokosplantagen entstehen oftmals auf gerodeten Regenwaldflächen.

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Seife besteht im Grunde aus natürlichen Zutaten. Die Herstellung erfolgt durch Verseifung. Das Onlineportal DocCheck erklärt, dass die Zutaten für Seife Fettsäure und Lauge sind. Beide Zutaten reagieren miteinander, sodass eine seifige Masse entsteht.

  • Tierische Fette: Üblich sind Fette mit tierischem Ursprung, wie Rindertalg.
  • Pflanzliche Fette: Seife kann auch vegan sein. Pflanzliche Alternativen sind unter anderem Lein- oder Olivenöl. Eine solche Naturseife ist beispielsweise die traditionelle Alepposeife aus Olivenöl. Es gibt auch Seife aus Kokosöl, mit den schon genannten Problemen für den Regenwald.

Woran du Syndet und Seife unterschieden kannst

Ob es sich bei einem vermeintlichen Stück Seife um eine echte Seife oder ein Syndet handelt, kannst du nur an der Beschriftung erkennen. Namen wie Waschstück oder der Hinweis auf einen sauren pH-Wert deuten meist auf ein Syndet hin. Besser erkennst du Syndets an den INCI-Codes der Tenside.

Tenside, die meist für Umwelt und Haut problematisch sind, enden beispielsweise mit Sulfat. Sie können aus Erdöl bestehen und der Haut zusetzen. Du findest sie zum Beispiel in Shampoos oder Duschbad. Laut DocCheck steht das Tensid Sodium Lauryl Sulfate im Verdacht, Allergien auszulösen.

CodeCheck nennt einige der meistbekannten Bezeichnungen:

  • Sodium Lauryl Sulfate (SLS)
  • Sodium Laureth Sulfate (SLES)
  • Ammonium Lauryl Sulfate (ALS)
  • Sodium Myreth Sulfate

Naturkosmetik verwendet meist schonendere Tenside und setzt nachhaltige Rohstoffe ein, wie Palmöl aus nachhaltigem Anbau, gekennzeichnet mit dem RSPO-Siegel.

Laut CodeCheck sind Zuckertenside schonend für die Haut. Dieser Tenside sind beispielsweise:

  • Sodium Cocoyl Glutamate
  • Coco Glucoside
  • Sodium Cocoyl Hydrolyzed Soy Protein
  • Decyl Glucoside
  • Sodium Lauroyl Lactylate

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Syndet oder Seife: Das Fazit

Ob du mit einem Syndet oder einer Seife besser zurechtkommst, richtet sich zum Teil nach deinen Vorlieben und deinem Hauttyp.

Für Syndets spricht eine vielfältige Auswahl. Du erhältst Waschstücke speziell für empfindliche oder fettige Haut. Auch unter den Marken der Naturkosmetik findest du Syndets für diese Hauttypen. Ihr Nachteil sind die mitunter wenig nachhaltigen Inhaltsstoffe.

Seife, vor allem Naturseife, ist den Syndets in puncto Nachhaltigkeit überlegen. Mit Haarseife sparst du außerdem einiges an Plastikmüll. Der Nachteil von Seife ist, dass sie bei übermäßiger Anwendung den Hautschutz abwäscht. Die Rückstände von Kalkseife können Haut und Haare strapazieren. Wichtig ist daher die richtige Pflege nach der Wäsche, mit Creme oder saurer Rinse für die Haare.

Egal, ob Syndet oder Seife – vergiss danach nicht, dich einzucremen.

Unsere Kooperationspartner*innen

Enorm kooperiert mit Utopia.de, einer deutschsprachigen Website über nachhaltiges Leben und bewussten Konsum.

Bild: Matthew Tkocz / Unsplash

Der Vorteil synthetischer Detergentien in Hautreinigungsprodukten ist die vielfältige Auswahl für verschiedene Hauttypen. Dafür bestehen sie oft aus nicht nachhaltigen Substanzen.

Martina Naumann, Utopia.de

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