Cherie Birkner über eigene Mode-Plattform

Warum ich mich für eine Fashion-Revolution engagiere

Cherie Birkner, Fotografin und Gründerin der Plattform Sustainable Fashion Matterz, über ihr Engagement – auch von zu Hause aus.

Kleidung zu respektieren, habe ich während meiner Modedesign-Ausbildung gelernt. Ich habe mich erstmals gefragt, was den Unterschied zwischen High Fashion und billig produzierter Mode ausmacht, wenn das gleiche Design wenig später in einem Fast-Fashion-Store hängt. Als Creative Director bei einem Berliner Denim Brand wollte ich anschließend eine Sustainable Line einführen, weil aus meiner Sicht Mode unter guten Bedingungen und mit hochwertigen Materialien produziert werden sollte. Das Interesse war da. Umgesetzt wurde aber nichts. Das hat bei mir zu einem Spannungsverhältnis geführt. Dass jemand den ganzen Tag mit chemisch gefärbten Textilien arbeiten und diese Gerüche einatmen muss – nur damit ich mir ein schönes Leben finanziere. Das hat sich so falsch angefühlt. Ich habe dort aufgehört und einen Neuanfang als Fotografin gewagt.

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Im Januar 2017 habe ich auf der Neonyt, der Leitmesse für nachhaltige Mode, Akteure aus der nachhaltigen Szene porträtiert. Geplant waren fünf. Nach einer Woche hatte ich 60 Porträts im Kasten von Menschen, die alle auf ihre ganz eigene Art und Weise etwas bewegen möchten. Das war der Auslöser für mein eigenes Engagement und der Startschuss für meine Online-Plattform Sustainable Fashion Matterz.

Inzwischen ist Aktivismus zu einem Trend geworden. Die Fridays-for-Future-Bewegung spielt hier eine große Rolle. Es gibt viele Formen und Formate von Protest. Menschen gehen auf die Straße. Auf Laufstegen sind Models mit Messages keine Seltenheit. Ich möchte mit meinem Handeln eine gesellschaftliche Veränderung herbeiführen und versuche, die Produktionsweise in der Textilindustrie positiv zu beeinflussen. Dass ich meine Talente dafür nutzen und etwas – auch wenn nur im Kleinen – bewegen kann, fühlt sich großartig an.

Cherie Birkner: Dank Digitalisierung können wir Aktivismus auf dem Handy betreiben

Demonstrationen sind für mich echte Highlights. Man spürt die Power und die Verbundenheit der Community. Aktuell sind Fashion-Demos kein Thema – aber die Revolution findet trotzdem statt. Dank Digitalisierung können wir Aktivismus auf dem Handy betreiben. Ich stelle im Instagram-Feed von großen Modeketten Fragen wie #WhoMadeYourClothes und „when do you wanna #payup“, um Druck auszuüben.

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Man kann Fakten über die Modeindustrie auf den Seiten dieser Unternehmen posten. Damit mache ich andere Menschen auf unsere Themen aufmerksam und zeige gleichzeitig den Unternehmen, dass ihr Handeln nicht im Verborgenen bleibt. Diese Vorgehensweise nenne ich „activism for lazy people“. Es geht darum, dass man etwas tut. Aber ein Like ist für mich noch kein Aktivismus. Wer und was mich zur Zeit inspiriert? Die Schriftstellerin und Bloggerin aus London Aja Barber (@ajabarber), Wiebke Kaiser mit ihrem Slow-Fashion-Blog sloris.de und die Internet-Plattform für bewussten Konsum theslowexposure.

Aufgezeichnet von Miriam Smend.

Bild: Cherie Birkner

Mit provokanten Fragen wie #WhoMadeYourClothes in den Instagram-Feeds großer Modeketten will Cherie Birkner Druck auf die Branche ausüben. Viele Menschen machen mit und protestieren online für eine Fashion-Revolution.

Aufgezeichnet von Mirjam Smend

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