13-jährige Tierschützerin wird Netflix-Star

Izzy, die „Koala-Flüsterin“

Seit 2019 haben verheerende Brände in Australien auch große Teile des Lebensraums der Koalas verwüstet oder gänzlich zerstört. Die Tiere sind extrem verletzlich. Bei Izzy Bee und ihren Eltern bekommen sie Hilfe. Jetzt gewährt die Familie auch bei Netflix Einblick in ihre tierisch niedliche Welt.

Die 13-jährige Izzy Bee ist eine „Koala-Flüsterin“. Sie verbringt den Großteil des Tages mit den Beuteltieren, die in der Tierklinik ihrer Eltern aufgepäppelt werden. Das macht sie so gut und mit solchem Charme, dass Netflix dem Mädchen von Magnetic Island vor der Ostküste Australiens eine eigene Serie gewidmet hat. Auch in Deutschland ist die erste Staffel von „Izzy und die Koalas“ am Start.

Rosie, Baby Chompy, Muffin und Juliet heißen einige der Eukalyptus-Esser, die die Familie aus Notsituationen gerettet hat. In der Serie können die Zuschauer*innen erleben, wie das Mädchen schon vom Aufstehen an mit den Tieren interagiert. Unschwer ist zu erkennen: Ihr Liebling ist Leia. Das Tier mit besonders großen Ohren wurde nach der Prinzessin aus dem Kinofilm „Krieg der Sterne“ benannt.

Derzeit tummeln sich 14 Koalas in der Hilfsstation der Familie Bee. „Und das ist auch das Limit von dem, was unsere Einrichtung derzeit leisten kann“, sagt Mutter Ali, die mit ihrem Mann Tim das „Magnetic Island Koala Hospital“ leitet. Insgesamt haben die beiden Veterinäre über die Jahre schon 230 hilfsbedürftige Tiere versorgt. Die Tiere leiden vor allem unter dem Verlust ihres natürlichen Lebensraums. Wo sie früher friedlich ihrem Tagesablauf nachgingen, werden sie plötzlich von Hunden angegriffen, von Autos angefahren oder beim Überwinden von Zäunen verletzt. Hinzu kommen immer schlimmere Dürren und immer schrecklichere Buschfeuer.

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Ziel der Betreuung von Izzy Bee ist es, die Koalas auf die Auswilderung vorzubereiten

Zuletzt hatten verheerende Brände von August 2019 bis März 2020 mehr als zwölf Millionen Hektar Land auf dem Fünften Kontinent verwüstet. Schätzungen zufolge könnten dabei mehr als eine Milliarde Tiere gestorben sein, unzählige weitere wurden verletzt oder haben ihr Habitat verloren. Auch viele Koalas zählen zu den Opfern. In manchen Regionen hat sich ihre Zahl gar halbiert, die Überlebenden haben sich im Flammeninferno teilweise die Pfoten schwer verbrannt. Die „Australian Koala Foundation“ schätzte bereits 2018, dass es maximal noch 85 000 Koalas gab, womöglich noch viel weniger.

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Nicht nur auf Magnetic Island brauchen sie Hilfe, auch vom Festland werden verwundete oder bedürftige Artgenoss*innen in die Klinik geschickt. Die Kleinsten sind meist Waisenkinder und leben im Haus der Familie. Während Izzy redet, klettert Neuzugang Molly ungestüm auf ihr herum. „Molly ist besessen von Nasen, sie will immer in Nasen beißen oder sie lecken. Die Kleine ist etwas seltsam, aber sehr süß.“ Überhaupt seien Koalas „voller schrulliger, lustiger Verhaltensweisen“, sagt Izzy. In ihrem Zimmer dürfen sie aber nur in Ausnahmefällen nächtigen: Die Baby-Koalas fiepsen und quieken so laut, dass ihre junge Pflegerin wohl kein Auge zumachen würde. Wenn die Tiere größer werden, kommen sie in den Koala-Kindergarten. Ziel ist es, sie auf ihre Auswilderung vorzubereiten. Izzy ist zwar jedes Mal traurig, ihre kuscheligen Kamerad*innen ziehen zu sehen, aber sie weiß als Koala-Expertin auch, dass es das Beste für sie ist.

Denn niedlich hin oder her: Koalabären sind wilde Tiere. Bären sind sie hingegen nicht, auch wenn sie mit ihren runden Ohren, dem flauschigen Fell und den Knopfaugen an einen Teddy erinnern. Der „Phascolarctos cinereus“ ist ein in Down Under endemischer Beutelsäuger, der den Großteil des Tages in Bäumen sitzend verschläft und sich ausschließlich von Eukalyptusblättern ernährt. Das ist möglich, weil das Verdauungssystem in der Lage ist, die giftigen Chemikalien in den Pflanzen zu neutralisieren.

„Seit den Buschfeuern ist das Interesse für Koalas sehr groß“

Ihr ganzes Leben lang hat Izzy mit Koalas gelebt. Sie kennt ihre verschiedenen Laute, ihre speziellen Charakteristiken und besonderen Bedürfnisse. „Morgens checke ich zunächst einmal, wie es jedem einzelnen geht und ob alle glücklich und gesund sind.“ Dafür habe sie mittlerweile ein Gespür, für das es keiner Worte bedarf. Deshalb auch der Spitzname „Koala-Flüsterin“, den die Eltern ihr gaben. „Ich weiß einfach, wenn ihnen etwas weh tut oder wenn sie etwas brauchen.“ Für die Tiere ist sie Spielkameradin, Vertrauensperson und Mutterersatz zugleich. Sie wollen in Izzys Armen liegen, schmiegen sich an sie, halten mit ihren Pfötchen ihren Daumen fest umklammert.

Die Faszination für die Beuteltiere hat sie von ihrer Mutter geerbt. „Sie sind einfach solch entzückende Dinger und so hilflos. Sie schauen Dich an und dein Herz schmilzt dahin“, sagt Ali und fügt hinzu, sie sei mächtig stolz, dass ihre Tochter auch so eine starke Bindung zu den Koalas aufgebaut habe. „Das ist nicht unbedingt etwas, was wir ihr beigebracht haben – Izzy ist einfach so.“

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„Jeder möchte wissen, wie man den Koalas helfen kann“

Das haben auch die Netflix-Macher*innen erkannt. Sie wurden auf Izzy aufmerksam, als sie vor zwei Jahren in einer Episode der Serie „Dodo Heroes – Aus Liebe zu den Tieren“ auftrat. Seit Mitte September ist die erste Staffel mit acht Folgen beim Streaming-Dienst online. Eine gute Viertelstunde dauern die Episoden, gemacht sind sie vorwiegend für ein junges Publikum. Denn Klima- und Tierschutz sind Themen, für die gerade Kinder und Jugendliche brennen.

„Seit den Buschfeuern ist das Interesse für Koalas sehr groß“, sagt Ali Bee. „Jeder möchte wissen, wie man ihnen helfen kann.“ Aber dass ihre Tochter und die Tierklinik jetzt Protagonist*innen einer eigenen Serie sind, das sei doch „ziemlich surreal“. Auch Izzy sagt: „Ich habe das alles noch gar nicht richtig realisiert.“ Eine letzte Frage noch: Wer sind denn nun die besseren Freund*innen, ihre Mitschüler*innen oder die Koalas? Izzy Bee lacht. „Das kommt ganz drauf an, um welchen Mitschüler es geht – und um welchen Koala.“

Bild: imago images / AAP

Auch viele Koalas zählen zu den Opfern der Großbrände der letzten Jahre in Australien. In manchen Regionen hat sich ihre Zahl gar halbiert, die Überlebenden haben sich im Flammeninferno teilweise die Pfoten schwer verbrannt (Symbolfoto).

Carola Frentzen, dpa

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