Aufmerksamkeitsökonomie
Ökonomische Theorie, nach der Aufmerksamkeit eine Währung geworden ist. Die Qualität des Produktes oder gar das Produkt selbst wird durch Aufmerksamkeit ersetzt. In den von Werbeeinnahmen abhängigen Medien wird nach dieser Logik nicht mehr für den journalistischen Beitrag selbst bezahlt, sondern nur für die Aufmerksamkeit / Klicks, die durch die gezielte Provokation von Emotionen (sogenanntes „Clickbaiting“) in der Beschreibung und Bewerbung des Beitrags gewonnen wird. Diesen Effekt sieht man insbesondere in der Verbreitung von Nachrichten in Sozialen Netzwerken.
In der Aufmerksamkeitsökonomie sind Medien immer auf der Suche nach dem Außergewöhnlichen und springen dabei auf Hypes auf. Die Folgen: Nachrichtenthemen überschlagen sich – Geschichten werden nur angerissen und nicht zu Ende erzählt oder gehen ganz unter. Es entstehen „blinde Flecken“ in der Nachrichtenberichterstattung.
Slow Journalism / Entschleunigter Journalismus
Ein Gegenkonzept zu dem weltweiten Medien- Trend, bei dem zugunsten von Geschwindigkeit und Aktualität auf Einordnung, ausgiebige Recherche und Konstruktivität verzichtet wird. Ein Aspekt des Konzeptes ist es, Themen auch und gerade am Ende eines „Aufmerksamkeitszyklus“ wieder aufzugreifen. Entschleunigte Medienformate sind oft mitgliederfinanziert und dadurch werbefrei.
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Verfügbarkeitsheuristik / Availability Heuristic
Prinzip, bei dem Menschen zu fehlerhaften Urteilen kommen, weil sie zum Beispiel durch die Themenauswahl der Medien zu bestimmten Dingen mehr Informationen und Bezug haben, als zu anderen. So wird die Wahrscheinlichkeit und Bedeutung eines Ereignisses danach beurteilt, wie häufig das Ereignis in den Medien auftaucht. Ein Beispiel aus dem Guardian, 2018: Flugzeugunglücke kämen selten vor, aber gelangten immer in die Nachrichten, Autounfälle passierten ständig, gelangten aber selten in die Nachrichten. Obwohl die Wahrscheinlichkeit, in einem Auto zu sterben, hoch sei und die, in einem Flugzeug zu sterben, sehr gering, hätten deutlich mehr Menschen Flugangst.
News Avoidance und News Fatigue als Folgen der Aufmerksamkeitsökonomie
Phänomen, bei dem Menschen durch die ständige Überreizung infolge einer Informationsflut aus insbesondere negativen Nachrichten ihren Nachrichtenkonsum reduzieren oder ganz einstellen, um „News Fatigue“ – passive Ermüdung und Gefühle wie Traurigkeit, Frust, Wut und Hoffnungslosigkeit – zu vermeiden. Studien zufolge ist der Anteil negativer Nachrichten seit den 1950er-Jahren stark gestiegen, obwohl die Welt seitdem deutlich sicherer, gerechter und gebildeter geworden ist.
Nachrichten kommen und gehen heute wellenartig. Dadurch gehen viele wichtige Themen unter (Symbolbild).