Die Utopie

Nachhaltiger Paketversand

Paketlieferungen auf der „letzten Meile“ in Städten belasten die Luft und verstopfen die Straßen. Barcelona hat deshalb nun die sogenannte Amazon-Steuer eingeführt. Und weiter?

Das ist das Problem:

4,51 Milliarden Pakete wurden 2020 in Deutschland verschickt, 3,9 Milliarden davon im Online-Handel. Das hat der Bundesverband Paket und Expresslogistik 2022 in einer Studie berechnet. Für jedes Paar Schuhe, jedes Ladekabel oder Buch, das ein Paketdienst nach Hause liefert, fallen laut Bundesumweltministerium im Schnitt zwischen 200 und 400 Gramm CO2 an. Jede fünfte Sendung macht den Weg als Retoure sogar zweimal.

Auf der sogenannten letzten Meile bis zur Haustür stoßen Transportwagen nicht nur CO2 und Stickstoffdioxide aus, sondern machen Lärm und verstopfen den öffentlichen Raum, vor allem wenn Paketzusteller:innen aus Zeitnot in zweiter Reihe parken, auf dem Bürgersteig oder auf Radwegen. Kurz: Der bequeme Online-Handel kostet uns was, jedoch zahlen die Händler:innen keinen Preis für die Ressourcen, die sie vor Ort verbrauchen. Stationäre Geschäfte berappen derweil kommunale Steuern, etwa für die Straßenreinigung und die Müllabfuhr.

Das ist der Impuls:

Barcelona erhebt ab März 2023 die sogenannte Amazon-Steuer: Wer in Barcelona Waren im Wert von mindestens einer Million Euro jährlich direkt an Kund:innen ausliefert, muss künftig 1,25 Prozent seiner Bruttoerlöse an die Stadt abdrücken. In Barcelona betrifft das neben Marktführer Amazon voraussichtlich 25 weitere große Kurierdienstleister.

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Die katalanische Hauptstadt stellt einer eigenen Studie zufolge bislang umgerechnet 8.300 Stellplätze für das Be- und Entladen von Lieferwagen zur Verfügung – kostenlos. Der berechnete Wert: 2,6 Millionen Euro im Jahr. Für diese Sondernutzung des öffentlichen Raums sollen die Konzerne nun aufkommen. Die Abgabe ziele darauf ab, dass mehr Sammelstellen entstehen und nicht mehr alle Pakete bis zu den Endkund:innen geliefert werden, sagte der stellvertretende Bürgermeister Jaume Collboni im Dezember 2022. Und, so Collboni: Sollten die Unternehmen die Mehrkosten an Kund:innen weitergeben, könnte das bestenfalls dazu führen, dass mehr Menschen lokaler einkaufen.

Das ist die Lösung:

Ob die Innenstadt Barcelonas durch die neue Steuer wirklich freier und die Luft sauberer wird, bleibt abzuwarten. Die Niederlande verfolgen einen anderen Ansatz, um die letzte Meile nachhaltiger zu gestalten: 14 Städte haben sich schon dazu verpflichtet, alle innerstädtischen Lieferungen bis 2025 effizienter und emissionsfrei zu organisieren – fünf Jahre vor der Empfehlung der EU-Kommission. Dafür entstehen unter anderem immer mehr sogenannte Mikrohubs, stadtnahe Depots. Von dort aus wird die Ware per Elektro-Fahrzeug oder -Lastenrad auf smart geplanten Routen in die Innenstädte gebracht.

Eine etwas ungewöhnlichere Idee probiert die Deutsche Post DHL Group in Schwerin aus: Seit Oktober 2022 werden Päckchen hier per Straßenbahn ausgeliefert. Von Montag bis Freitag gondeln täglich 450 Sendungen in einer eigenen „Paketbahn“ durch die Stadt, bedient werden City-Haltestellen mit DHL-Packstationen. Klar ist: Damit solche emissionsreduzierenden Lösungen funktionieren, muss sich auch das Konsumverhalten verändern, vor allem hinsichtlich der Retouren. 2021 haben diese in Deutschland allein 795.000 Tonnen CO2 verursacht, heißt es im Europäischen Retourentacho der Universität Bamberg – so viel wie 25,3 Milliarden Kilometer in einem Verbrenner-Auto.

Foto: Pexels / Artem Podrez

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