Wenn die Sonne rauskommt, drehen sich die Fensterrollos der Grundschule an der Sewanstraße in Berlin-Lichtenberg automatisch hoch, die Holzfassade leuchtet golden. Klingt gar nicht nach der Realität, wie sie viele Berliner*innen in ihrer Schulzeit erlebten – lange graue Gänge, verziert meist nur mit bunt gestalteten Postern der Schüler*innen, vielleicht eine Cafeteria, vielleicht keine. Die bisher noch namenlose 35. Grundschule in Lichtenberg hingegen wartet mit einer geräumigen Mensa auf, einer grünen Tartan-Sprintbahn auf dem Hof und jeder Menge Licht.
Die Schule ist hell, modern und neu. Sie besteht komplett aus zusammengesetzten Holzmodulen. Das ist doppelt originell: Auf der einen Seite ist Holz als nachwachsende Ressource immer häufiger als nachhaltiger und regenerativer Baustoff im Gespräch. Auf der anderen Seite vergünstigt die Modularität, also das Baukastensystem, in dem alle genormten Teile ineinandergreifen können, diese bisher noch recht teure Ressource. Das Design für die 35. Grundschule in Lichtenberg stammt von dem Frankfurter Architekturbüro NKBAK und verbindet gekonnt die Praktiken des Holz- mit denen des Modulbaus.
Das erste Projekt dieser Art begann 2013 für das NKBAK Team zunächst mit dem Auftrag, eine Containerschule zu bauen: „Aber den Gedanken, Kinder in Container zu setzen, fanden wir fürchterlich“, sagt Andreas Krawczyk, neben Nicole Berganski einer der beiden Inhaber von NKBAK. Deshalb begannen sie zu überlegen, wie man die Schule auch anders planen könnte. Aufgrund von wenig Zeit und zur Kostenminimierung sollte sie auf jeden Fall aus Modulen bestehen, womit die Architekt*innen lediglich beim Material Spielraum besaßen. „Als wir über Holz nachdachten, stellten wir schnell fest: Es ist das perfekte Material“, so Krawczyk. Gebäude wie Kindergärten oder Schulen seien auch deshalb so geeignet für dieses Bauprinzip, weil sich in ihnen das gleiche Raummodul oft wiederhole. Das erleichtert das Zusammensetzen der genormten und vorgefertigten Teile.
Bauen mit Holz: Die Infrastruktur aufstocken
Und es braucht dringend schnelle, kostengünstige und nachhaltige Möglichkeiten, Lernräume zu schaffen und die Infrastruktur der Innenstädte aufzustocken. Denn wie die meisten deutschen Großstädte verdichtet sich auch Berlin immer weiter. Mit steigenden Einwohner*innenzahlen muss auch die Versorgung mitwachsen: Supermärkte, Bahnanschlüsse und vorweg Kitas und Schulen werden benötigt. Deshalb hat der Berliner Senat im Jahr 2018 die Schulbauoffensive beschlossen und ein Budget von insgesamt rund 5,5 Milliarden Euro für Sanierungen, Instandhaltungen und Neubauten von Schulen kalkuliert. Parallel zu der 35. Grundschule wurden in kürzester Zeit noch zwei andere Schulen aus Holz gebaut.
Besonders Bezirke wie Lichtenberg müssen Infrastruktur für Familien aufstocken: „Viele junge Paare ziehen aus der Innenstadt etwas weiter raus, wenn sie Kinder bekommen“, erklärt Florian Dettmer, Schulleiter der 35. Grundschule Lichtenberg. Er beobachtet schon seit einiger…
Anders, futuristisch, freundlich: Die 35. Grundschule in Berlin-Lichtenberg ist ein Paradebeispiel für nachhaltige Gesamtkonzepte in der Architektur.