Wie macht man Wettervorhersagen zuverlässiger und die Bewässerung von Feldern effizienter? Wie kann man den Wasser-Fußabdruck der Industrie senken? Wie wird die Kreislaufwirtschaft zum alternativlosen Modell, auch wenn es um Profit geht?
Um diese Fragen zu diskutieren, trafen sich am 28. November Experten aus der Wirtschaft, IT und der Medienlandschaft aus 25 verschiedenen Ländern auf der Konferenz „How technology is fast-tracking global climate goals“ in Stockholm.
Auf elf Panels wurden verschiedene Fallbeispiele besprochen: Die zentrale Frage war dabei stets, wie man die Transparenz von Lieferketten verbessern kann, um sowohl den Energie- und CO2-Verbrauch der Produktion zu senken, als auch faire Löhne und sichere Arbeitsbedingungen zu gewährleisten.
Hierzu sprach der französische Unternehmer Luc Domissy vom Schweizer Warenprüfkonzern SGS über die Frage „Wer beliefert ihre Zulieferer?“ Technologie allein könne keine Lösung sein: „Blockchain ist großartig, aber nur weil die Informationen in einer Datenbank nicht geändert werden können, heißt das nicht, dass sie wahr und genau sind“, erklärt Domissy. „Deshalb müssen wir Lieferketten zunächst anständig kartieren und transparent machen. Erst dann ist eine Blockchain sinnvoll.“
Keine Technologie kann ohne politische Vorgaben effizient eingesetzt werden
Für echte Transparenz müsste es jedoch vor allem strengere Vorgaben aus der Politik geben, darüber waren sich alle Teilnehmenden einig. In Frankreich und dem Vereinigten Königreich gibt es zum Beispiel Gesetze, die Hersteller dazu zwingen, bei ihren Lieferketten ethische Verantwortung zu übernehmen. In Deutschland gibt es bislang nur den vor allem vom Auswärtigen Amt verfassten „Nationalen Aktionsplan“ (NAP), der Unternehmen ohne jede Verpflichtung dazu ermutigen soll, ihre eigenen Wertschöpfungsketten zu kontrollieren.
Im Koalitionsvertrag steht: „Falls die wirksame und umfassende Überprüfung des NAP 2020 zu dem Ergebnis kommt, dass die freiwillige Selbstverpflichtung der Unternehmen nicht ausreicht, werden wir national gesetzlich tätig und uns für eine EU-weite Regelung einsetzen.“ Vor Ende 2020 kann man also nicht mit bindenden Richtlinien rechnen. Bis dahin könne die Industrie nur mit wirtschaftlichen Argumenten überzeugt werden: „Effizientere Kreisläufe führen nämlich auch auf lange Sicht zur Steigerung des Umsatzes“, sagte Ben Combes, Direktor für Nachhaltigkeit und Innovation von der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers International.
Smarte Systeme für Wassereinsparung
Bei allen Ankündigungen zur CO2-Einsparung die Dosierung von Wasser nicht zu vergessen, dazu rief David Martin von Ecolab, einer der größten Firmen weltweit für industrielle Reinigung und Hygiene, auf. Das Unternehmen setzte sich 2018 zum Ziel, bis zum Jahr 2030 insgesamt 300 Milliarden Gallonen Wasser weltweit durch Techlösungen für seine Kunden einzusparen.
„Ein guter CO2-Fußabdruck bedeutet nicht automatisch einen guten Wasserfußabdruck“ erklärte der Unternehmer. Er wies daraufhin, dass die Industrie mit Abstand der größte Wasserkonsument der Welt sei, weit vor der Landwirtschaft und der Summe der privaten Haushalte. Deshalb sei es notwendig, smarte Wasser-Management-Lösungen zu finden: vor allem bei den aufwendigen Kühlungs-und Säuberungsprozessen von Firmen. Martin wies auf den drohenden Day Zero in Kapstadt hin, der den Verbrauch aller lokalen Wasserressourcen markiert und durch kluges Wassermanagement hinausgezögert werden konnte. „Aber selbst dieses Management war noch mangelhaft. Die meisten Firmen haben einfach nicht das Know-How, welche Technologien sie einsetzen müssen, um am effizientesten Wasser zu sparen.“ Zugang zu Wasser sei ein Menschenrecht und werde für immer mehr Menschen zu einem Luxus.
Gastgeber und Veranstalter der Konferenz war Microsoft. Daher verwunderte es auch nicht, dass jeder Podiumsgast direkter Kooperationspartner der Techfirma war.
Auf eine kritische Frage nach Microsofts Zusammenarbeit mit Waffenherstellern, dem US-amerikanischen Militär und der Erdölindustrie wichen die Teilnehmer der Live-Diskussion am Ende der Veranstaltung jedoch aus: „Es sei gefährlich, die großen Player aus der Ölindustrie aus der Diskussion auszuschließen“, hieß es. Man wolle gemeinsam einen Weg in eine nachhaltigere Zukunft suchen. Im Februar 2019 hatten zahlreiche Angestellte von Microsoft in den USA gegen einen millionenschweren Deal über den Verkauf von VR-Brillen an das Militär protestiert.
Der Bericht wurde durch eine Pressereise von Microsoft ermöglicht.
Mit smarten Systemen können Firmen Wasser einsparen und ihren CO2-Fußabdruck verbessern.