Die Utopie

Eine Welt ohne Glücksspielwerbung

Um Geld spielen oder wetten kann Menschen süchtig machen und in den Ruin treiben. Dennoch wird man von allen Seiten mit Werbung für Sportwetten und Casinos bombardiert. Ein Verbot von Glücksspielwerbung könnte helfen.

Das ist das Problem:

Die Nächte am Automaten verzocken oder per Handy auf den Lieblingsverein wetten: Glücksspiel kann süchtig machen und ein Leben durch hohe Schulden zerstören. Dennoch nimmt die Zahl der Glücksspielsüchtigen in Deutschland zu. Laut Bundesgesundheitsministerium zeigen etwa 500.000 Menschen ein problematisches Glücksspielverhalten oder sind spielsüchtig. Die Zahl derjenigen, die sich über die nationale Sperrkartei für Glücksspiele sperren lassen, hat sich zwischen 2020 und 2023 vervierfacht. Daran verdient vor allem der deutsche Staat. Er hat 2022 so viele Steuern aus Glücksspielen eingenommen wie nie zuvor. Der Mitteldeutsche Rundfunk hat dazu Daten des Statistischen Bundesamts ausgewertet: Deutschland nahm 2022 bundesweit 2,56 Milliarden Euro durch Erträge aus Steuern für Lotterie, Sportwetten, Online-Poker und virtuelle Automaten ein, zehn Prozent mehr als 2021. Wichtiger Grund: 2021 wurden Online-Spielautomaten legalisiert. Sie stehen Tag und Nacht offen, das Suchtpotenzial ist riesig. Hochgefährlich sind auch Sportwetten. Anbieter wie Tipico sponsern Bundesliga-Teams, Tipico ist sogar offizieller Partner der Deutschen Fußball Liga und der Sportschau. So werden Kinder, Jugendliche und vor allem junge Männer mit Glücksspiel-Werbung überhäuft, die laut dem Sucht- und Drogenbeauftragten der deutschen Regierung statistisch besonders anfällig für Spielsucht sind.

Das ist der Impuls:

In Großbritannien haben sich die Clubs der Premier League freiwillig verpflichtet, ab 2025 keine Werbung für Sportwetten-Anbieter mehr auf ihren Trikots zu tragen. Seit 2022 dürfen im United Kingdom (UK) zudem Prominente und Sport-Stars nicht mehr für Wettbüros und Glücksspiele werben. Eine repräsentative Studie im Auftrag des Sucht- und Drogenbeauftragten der Bundesregierung von 2023 zeigt, wie sehr sich auch in Deutschland die Menschen Maßnahmen gegen Glücksspiele wünschen: 57 Prozent der Befragten befürworten ein generelles Werbeverbot für Glücksspiele, 66 Prozent wollen, dass beim Fußball das Sponsoring durch Sportwetten-Anbieter untersagt wird. 70 Prozent sprechen sich für Werbebeschränkungen für Sportwetten in Fernsehen und Internet aus.

Das ist die Lösung:

Glücksspielen generell zu verbieten, würde die Branche vermutlich in den Untergrund treiben und kriminalisieren. Der Staat könnte das Glücksspiel dann noch weniger kontrollieren. Aber die Werbung dafür lässt sich verbieten. Als EU-weit erstes Land hat Italien ein Verbot bereits 2018 umgesetzt. Glücksspielanbieter (außer der staatlichen Lotterie) dürfen seitdem keine TV- und Radioprogramme oder Sportevents sponsern. Wer es doch tut, muss mit einer Strafe von mindestens 50.000 Euro rechnen. 2022 wurde bereits Alphabet, der Konzern hinter Google, wegen versteckter Glücksspielwerbung zu einer Strafe von 750.000 Euro verurteilt. In Deutschland fordert ein solches Verbot unter anderem der Bremer Senator Ulrich Mäurer. Institutionen wie die Deutsche Fußball Liga und die Sportschau könnten sich selbst dazu verpflichten, nicht mit Sportwettenanbietern zusammenzuarbeiten. Die englische Zeitung The Guardian macht es seit 2023 vor: Sie veröffentlicht auf ihrer Seite keine Form von Glücksspielwerbung mehr. Ganz anders etwa die Bild-Zeitung. Sie betreibt sogar ein eigenes Portal für Sportwetten.

Foto: Unsplash / Krzysztof Hepner

In Deutschland sind etwa 500.000 Menschen spielsüchtig oder zeigen ein problematisches Glücksspielverhalten.

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