Kampf gegen die Klimakrise

Algenwälder als Hoffnungsträger

Seegraswiesen und Algenwälder können große Mengen Kohlenstoff aus der Atmosphäre ziehen und so die Erderwärmung bremsen. Davon sind nicht nur Meeresbiologen und Klimaforscher begeistert – die neuen Erkenntnisse locken auch Unternehmer an

Sie sind grünbraun, liegen am Strand und riechen streng: angespülte Seegras- und Algenreste. Worüber Badenixen und Strandläufer die Nase rümpfen, darüber geraten Biologen, Naturschützer und Klimaexperten ins Schwärmen. Denn die sturm- und wellenverzurrten Blätterhaufen an den Küsten zeigen ihnen: Hier gibt es noch Unterwasserwiesen und Algenwälder, hier können Jungfische und Seepferdchen weiden, und, je nach Klimazone, auch mal Meeresschildkröten oder eine Gabelschwanzseekuh. „Wo Seegraswiesen und Algenwälder wachsen, sind Multitalente mit einer großen Zukunft am Werk“, sagt Thorsten Reusch, Professor am Geomar Helmholtz-Zentrum für Meeresforschung in Kiel – und einer der international führenden Seegras-Experten.

Forscher wie Reusch haben herausgefunden, dass die für Küstennähe typischen Gewächse Seegras und Großalgen, auch Kelp genannt, einen entscheidenden Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten können. Sie filtern nämlich nicht nur ein Zuviel an Nährstoffen aus dem Meer und produzieren große Mengen Sauerstoff, sondern sie lagern auch auf natürliche Weise riesige Mengen des klimaschädlichen CO2 ein. Und spielen damit eine zentrale Rolle in den Ökosystemen. Weltweit versuchen Wissenschaftler nun herauszufinden: Wie viel CO2 ziehen Seegras und Co. tatsächlich aus der Atmosphäre? Und wie lassen sie sich möglichst effizient im Kampf gegen den Klimawandel einsetzen?

Ein Hektar Seegras so gut wie zehn Hektar Wald

Zuletzt sorgte die dänische Biologin Marianne Holmer mit ihren neuesten Studienergebnissen für Aufsehen. Die Professorin und Institutsleiterin an der Süddänischen Universität in Odense überraschte im Januar 2019 die Öffentlichkeit mit der Botschaft, dass ein Hektar Seegras so viel Kohlenstoff binden kann wie zehn Hektar Wald.

„Gleichzeitig haben Seegraswiesen im Vergleich zu Mikroalgen den großen Vorteil, dass sie den klimaschädlichen Kohlenstoff in luftdicht abgeschlossenen Sedimenten bunkern, so dass er für viele Jahre versiegelt bleibt“, erklärt sie. Das habe einen „unersetzlichen Vorteil“ für die Entwicklung des Klimas.

Insgesamt 20 Seegraswiesen in Dänemark und Finnland hat Marianne Holmer mit ihrem Team untersucht, verglichen und dabei entdeckt, dass die dÃ…

Titelbild: Pahala Basuki/Unsplash

Eine Studie zeigt: ein Hektar Seegras speichert so viel CO2 wie zehn Hektar Wald

Martina Hinz

Weiterlesen