Woran liegt es, dass das Thema alternative Männlichkeit vor allem für heterosexuelle Männer immer noch ein Tabu ist?
Es ist gar nicht lange her, dass Töchtern gesagt wurde: „Mach dich mal zurecht, zieh dir was Nettes an, schmink dich, sonst findest du keinen Kerl.“ Nach der traditionellen Rollenverteilung ist der Mann der wirtschaftlich Überlegene, der Versorger – was ja heute längst nicht mehr so sein muss. Frauen werden nicht mehr „vom Markt genommen“, sie haben sich in den vergangenen 40 Jahren aktiv aus dieser Rolle befreit. Sie verdienen ihr eigenes Geld, sehen das Gründen einer traditionellen Familie vielleicht gar nicht mehr als oberste Prio. Für „Hegemoniale Männlichkeit“ ist das natürlich ein Moment der Irritation, denn Männer haben sich in den vergangenen Jahren eher passiv mitentwickelt. Sie fragen sich: „Bin ich noch der Versorger? Bin ich noch das „starke‘ Geschlecht?“ Da viele queere Personen klassischen Männlichkeitsanforderungen zu entkommen versuchen und sich nach einer neuen Freiheit sehnen, sind sie auch alternativen Männlichkeitsbildern gegenüber eher aufgeschlossen.
Was meinst du mit neuer Freiheit konkret?
Statt sich ihrer Macht und Privilegien beraubt zu fühlen, können Männer neue Geschlechterrollen auch als Chance begreifen: Ich muss als Mann nicht länger den Macker raushängen lassen, den „Boss“ spielen, der wirtschaftlich Überlegene sein, der körperlich und seelisch Starke. Ich darf auch schwach sein, um Hilfe bitten, über Probleme sprechen, nicht nur auf dem Fußballfeld heulen, mich zum Essen einladen lassen, in Elternzeit gehen. Es gibt ja durchaus schon Männer, die das leben, also auch heterosexuelle. Aber genauso gibt es Stimmen, die sagen: „Früher war alles besser. Warum muss Männlichkeit und Weiblichkeit neu definiert werden? Warum müssen wir unsere ganze Weltordnung auf den Kopf stellen?” Das sind nicht nur Männer, die das so empfinden, sondern auch Frauen. Guck mal.
Er entsperrt sein Handy und zeigt mir den Instagram-Account von Barbara Schönebergers Magazin „Barbara“, auf dem sie gerade
Fabian Hart setzt sich für eine alternative Maskulinität ein– zum Wohle von Männern und Frauen.