Annkathrin Wolf, FDP

„Meine Aufstiegsgeschichte passt fast zu gut“

Annkathrin Wolf ist 36 Jahre alt, Jurastudentin und Mitglied in der Dortmunder FDP. Zu den Liberalen, oder wie sie sagt: „BWLern und Polohemd-Träger:innen“, wollte sie eigentlich nie. Was hat sie am Ende doch überzeugt?

„2015 war ich auf dem Christopher Street Day in Dortmund. Ich, 15, hatte mich gerade geoutet und war mit meiner ersten Freundin unterwegs. Händchenhalten in der U-Bahn. Wir wurden angespuckt und beleidigt. Da wusste ich: Ich muss etwas tun. Aufklären, mich engagieren. Nicht tatenlos zuschauen.

Ich bin in einem sehr ärmlichen Viertel groß geworden. Keiner aus meinem Freundeskreis hat sich für Politik interessiert. Und jene, die uns repräsentieren sollten, kamen nicht von hier. Also haben alle nur gemeckert: Der Staat ist scheiße. Ich wollte lieber mitmischen, statt mitmeckern. Damals habe ich gedacht: Die besten Punkte setzt die Linke. Gegen Armut, für mehr Sozialpolitik. Da wollte ich hin. Zwei Jahre lang war ich in der Linksjugend aktiv, aber oft fehlten mir Antworten: Wie soll das alles bezahlt werden? Da kam nichts. Wer zu viel hinterfragte, wurde auch nicht mehr so nett empfangen.

Auch bei Good Impact: Initiativen für mehr Vielfalt in den Parlamenten

Deshalb habe ich mich bei anderen Parteien umgesehen. SPD, Grüne, schließlich die FDP. Ich habe immer gedacht: Nein komm, diese BWLer und Polohemd-Träger:innen, das ist eine ganz andere Welt. Doch mich hat vieles im Programm überzeugt, wie etwa Wirtschafts- und Sozialpolitik zusammengedacht werden, zum Beispiel beim Bürgergeld. Meine Aufstiegsgeschichte passt allerdings fast ein bisschen zu gut zur FDP. Realschulabschluss, Krankenpflegeausbildung, nebenher Abi an einer Abendschule. Heute studiere ich Jura. Dieses liberale Aufstiegsversprechen kann (und muss) natürlich nicht jeder erfüllen. Das Klischee versuche ich aufzubrechen, auch in der FDP selbst.

Queer-Politik steht ganz oben auf meiner Agenda. Dafür ist die FDP genau richtig: Alle hier sind diskussionsfreudig, der Austausch ist konstruktiv und respektvoll, zum Beispiel bei den Liberalen Schwulen und Lesben. Aktuell bin ich nur Basismitglied, trotzdem kann ich meine Punkte setzen. Ich brauche keinen Vorstandsposten, mir ist es wichtig mitzudiskutieren. Es gibt mir Kraft, mich politisch für meine Werte einzusetzen.“

Foto: Annkathrin Wolf

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