„EU, Green Deal, LGBTQ-Rechte – darüber spreche ich viel in sozialen Netzwerken. Ich will, dass Menschen die Chancen Europas sehen – und kritisch mitdiskutieren. Gerade habe ich die Registrierung für eine Simulation online gestellt, in der Schüler:innen in die Rollen von EU-Staaten schlüpfen und Ideen für eine europäische Verfassung entwickeln können.

Mit neunzehn habe ich bei meiner ersten Kampagne mitgemacht. Es ging um die Beteiligung junger Bürger:innen an der Europawahl 2019. Viele Menschen in Tschechien sehen die EU skeptisch. Dem Vorläuferstaat Tschechoslowakei ist die Souveränität oft genommen worden, erst durch Nazideutschland, dann durch die Sowjetunion. Es blieb die Sorge, dass wieder jemand über uns bestimmen könnte – wie die EU. Deshalb habe ich mich gefragt: Ist diese Skepsis gerechtfertigt? Wie funktioniert dieser Staatenverbund eigentlich? Mein Aktivismus hat mich direkt in die Politik geführt. Ein Abgeordneter im tschechischen Parlament hat mich gefragt, ob ich für ihn arbeiten will. Heute bin ich neben dem Studium Referent für Martin Dvořák, Minister für Europäische Angelegenheiten.

In unserer liberalen „Partei der Bürgermeister und Unabhängigen“ (STAN) werden besonders junge Menschen ermutigt, sich einzubringen. Ich bin Vorsitzender der Gruppe für EU-Integration und Außenpolitik. Über die EU-Erweiterung habe ich meine Bachelorarbeit geschrieben, jetzt arbeite ich im Kabinett des Ministers mit. Da sitze ich in Meetings mit Abgeordneten und werde ernst genommen wie alle anderen auch. Manchmal zweifle ich aufgrund meines Alters noch an meinem Fachwissen, aber ich habe offenbar genug, um nicht gefeuert zu werden. Als junger Mensch in einer Partei gleichberechtigt mitwirken zu können, ist toll. Die Politiker:innen in Tschechien sind meist sehr alt. Das ist nicht unbedingt schlecht, aber Politik sollte repräsentativ sein. Es fehlt sonst einfach die Perspektive von Jüngeren. Bei der nächsten Europawahl kandidiere ich vielleicht selbst.“