Du hast schon 12 Gefängniskonzerte in Deutschland und der Schweiz gespielt. Warum machst du das?
Ich habe die Motivation, dorthin zu gehen, wo sonst niemand hingeht. In den Nachrichten hört man, dass jemand zu so und so vielen Jahre Haft verurteilt wurde – und dann ist er einfach weg. Aber was machen diese Leute dann? Wie leben sie? Gefängnisse sind eine Art Paralleluniversum. Ich glaube, dass meine Auftritte auch in irgendeiner Form ermutigen. Allein schon, dass ich einfach nur da bin, dass ich extra zu ihnen gekommen bin. Sie fühlen sich dadurch wertgeschätzt und nicht direkt abgestempelt. Darin sehe ich auch meine Verantwortung: Ich schaue sie nicht mit hochgezogenen Augenbrauen an und zeige ihnen somit eine Perspektive, dass das wohl auch nach der Haft nicht jeder machen wird. Die Menschen haben oft großen Respekt davor, wieder rauszukommen, weil sie im Gefängnis in einer Welt leben, in der quasi die Zeit stehen bleibt. Natürlich haben sie Fernsehen, aber die Welt wird immer schneller und auch digitalisierter. Sobald sie dann rauskommen, hat sich viel verändert.
Wie kam dein erster Auftritt in einem Gefängnis zustande?
Ich mache Musical Camps für Teenager. Bei einem war auch ein Gefängnisseelsorger vom Jugendgefängnis in Neustrelitz, ein Mönch. Ich habe ihn angesprochen und gefragt, ob ich mal vorbeikommen darf. Er sagte dann: Ja klar. Seither habe ich einfach weitere Gefängnisse angeschrieben und gefragt, ob sie Lust auf ein Konzert hätten. Die meisten sind super offen dafür.
Welches Konzert hat dich persönlich besonders berührt?
Bei einem Konzert in der JVA Dieburg haben ein paar jüngere Leute nebenbei viel gelabert. Ich weiß, sie kennen die Situation vielleicht nicht so und hören Singer-Songwriter-Musik nicht im Radio, aber ich zweifle dann immer wieder auch an mir selbst. Aber am Ende bei dem Teil zum Mitsingen haben dann viele gestandene Männer gesungen. Einer besonders inbrünstig, da dachte ich schon, der übertreibt und will mich verarschen. Aber danach kam er auf mich zu, mit Tränen in den Augen, hat die Hand auf seine Brust gelegt und gesagt, dass es ihn so berührt hat und er es nie vergessen wird. Das passiert immer wieder. Da denke ich mir dann: Krass, dass ich das Privileg habe, so etwas auszulösen. Das ist einer der Punkte, warum ich weiter machen möchte. Ich habe diese Gabe, die meine Stimme ist, für die ich sehr dankbar bin. Jeder hat etwas, das er einsetzen kann. Man muss nur kurz mal über den eigenen Tellerrand hinausblicken. Man muss dafür ja nich…
Seit Diana Ezerex Gefängniskonzerte spielt, weiß sie: „Du siehst es den Leuten nicht an, wo sie herkommen, wo sie hingehen oder was sie gemacht haben.”