Poesiealbum

Zwölf Fragen an Katja Urbatsch

Sie ist die Erste in ihrer Familie mit Hochschulabschluss und hat gemerkt: Das ist nicht einfach. Um auch anderen jungen Menschen Mut zu machen, diesen Weg zu gehen, gründete Katja Urbatsch gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten und ihrem Bruder 2008 die gemeinnützige Organisation ArbeiterKind.de, die Studierende aus nicht-akademischen Familien berät.

Wer möchtest du sein, wenn du groß bist?

Weiterhin jemand, der anderen Mut macht, größer zu träumen und ihr Potenzial zu entfalten – und dabei das Staunen und die Neugier auf das Leben niemals zu verlieren.

Welches Tabu würdest du am liebsten sofort enttabuisieren?

Klassismus – also wie sehr die soziale Herkunft unsere Chancen bestimmt. Zeit, dass wir mehr über Bildungsungleichheit und Privilegien sprechen. 

Wir lösen die Klimakrise, indem … 

… wir aufhören, Umweltschutz und soziale Fragen gegeneinander auszuspielen. Und endlich eine gerechte Transformation schaffen, die alle mitnimmt.

Wovor bist du schon mal weggerannt?

Ich konfrontiere mich eher mit meinen Ängsten und suche aktiv nach Lösungen. So entstand auch ArbeiterKind.de – eine Community, die Zugehörigkeit und Austausch bietet.

In welche Zeit würdest du gerne reisen?

In eine Zukunft, in der Diversität als Stärke gesehen wird und Herkunft Teil unserer Vielfalt ist.

Was glaubt dir kein Mensch?

Früher hatte ich bei Referaten in der Uni Panik, habe in den ersten Semestern kaum etwas gesagt. Heute macht es mir Freude, vor Menschen zu sprechen und meine Geschichte zu teilen.

Was möchtest du lernen?

Mit mehr Ruhe auf das zu schauen, was ich nicht kontrollieren kann – und mir selbst gegenüber milder zu sein. 

Was tust du, wenn du nichts tust?

Tee trinken, still sein, bei mir sein. Oder durch die Natur streifen und den Vögeln beim Zwitschern zuhören.

Mit welchem Tier würdest du dich gerne unterhalten? Und worüber?

Mit einem Vogel. Ich würde fragen, wie es ihnen gelingt, in perfekter Formation gen Süden zu fliegen. Und ob sie wissen, wem sie folgen – oder sie einfach ihrer Intuition vertrauen.

Du schließt die Augen, wenn …

… ich meditiere und einfach bei mir sein möchte.

Was würdest du dir als Freund:in raten?

Mehr auf meine Erfolge zu schauen: Du hast viele Leben positiv beeinflusst, viele Biografien verändert und mehr
bewegt, als du denkst. Sei stolz darauf.

Dein Leben schmeckt wie …

… grüner Tee – klar, ruhig und erfrischend, aber auch voller Herausforderungen und harter Arbeit. Etwas, das immer wieder aufgegossen wird, um die nächste Runde zu meistern.

Katja Urbatsch gründete  ArbeiterKind.de noch während ihres Studiums. Heute sind mehrere tausend Ehrenamtliche in 80 lokalen Gruppen aktiv, unterstützt von einem 30-köpfigen Team bei  ArbeiterKind.de.  2018 bekam Urbatsch das Bundesverdienstkreuz am Bande. In der öffentlichen Debatte setzt sie sich für Bildungsgerechtigkeit ein.

Foto: Sophia Lukasch

Katja Urbatsch, Gründerin von Arbeiterkind.de

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