Fee Brauwers steht da, wo sie am liebsten ist: im Wald. Links Birke und Buche, rechts Kiefer, am Wegesrand eine Eiche mit seltsam spitzen Blättern, „die ist eingewandert aus Amerika“, sagt sie und zeigt auf einen starken, dichten Baum mit hellen, federförmigen Blättern. „Hier, eine Esskastanie, aus dem Mehl ihrer Kastanien kann man lecker Brot machen.“ Sie strahlt auffordernd, fast so wie auf Instagram, wenn sie ihren Follower:innen erzählt: „Liebe Leute, ich mag Bäume, ich mag Essen, deshalb liiiiiebe ich Bäume, die Essen geben, wie die Esskastanie, sie macht mega nice Kastanien, den obergeilsten Honig und das Holz ist auch noch wunderschön. Der beste Baum der Welt, ganz klare Kiste.“
Nur, dass Fee Brauwers jetzt live im Wald steht, westhessisches Bergland. Die Sonne funkelt wie Sterne durch die Baumkronen, leise treibt der Wind durch die Blätter, auf dem Weg knirscht Sand unter den Füßen, es duftet nach feuchter Erde. Brauwers zieht tief die Luft in die Lungen. „Wenn ich im Wald bin, geht es mir sofort gut.“ Nur gibt es ein Problem: „Dem Wald selbst, dem geht es gar nicht gut.“
Deutschland 2022. Der Wald schwitzt. Es gibt fast keinen Baum, dem die Klimakrise nicht zu schaffen macht. Für Kiefer und Fichte ist es zu trocken, der Buche ist es zu heiß. Esche, Ahorn, Ulme – am Limit. Pilze und Schädlinge breiten sich aus. Nur zwanzig Prozent der Bäume sind laut Waldstandsbericht 2021 gesund. Der Wald ist so anfällig wie nie, vier Prozent sind nach den Dürren seit 2018 akut bedroht. Von Sachsen über den Harz bis zur Rheinebene. Und das ist erst der Anfang, sagen Expert:innen.
Wald verstehen: Verantwortung als Forstwissenschaftlerin
„Ich möchte den Menschen bewusst machen, was durch die Klimakrise mit dem Wald passiert“, sagt Fee Brauwers. Sie ist 25 Jahre alt und Forstingenieurin. Natürlich, sie kann den Wald nicht selbst retten, schon gar nicht hat sie fertige Lösungen in der Tasche. „Es gibt sie leider bislang nicht.“ Aber sie kann aufklären, Zusammenhänge zeigen, Diskussionen anstoßen. Mit Baumartenkunde und Wissensspielen, Debattenvideos, Streitgesprächen und märchenhaften Streifzügen durchs dunkle Grün. „Das ist die Basis, um Lösungen zu finden. Als Forstwissenschaftlerin trage ich Verantwortung dafür.“
Waldforschung per Computer
Fee Brauwers ist Forstingenieurin, Jägerin – und Waldfluencerin.