Erfurter Brunnenkresse

Grüner Scharfmacher

Seit mehr als 20 Jahren nimmt die Nonprofit-Organisation Slow Food vom Aussterben bedrohte Kulturpflanzen, Tierarten und regionale Lebensmittel an Bord ihrer „Arche des Geschmacks“. Wir stellen in jeder Ausgabe einen Passagier vor. Diesmal: Erfurter Brunnenkresse.

Je länger die Tage, desto mehr lebt sie auf – die Brunnenkresse. Nach ihrer frühen Aussaat im Februar blüht sie zwischen Mai und September, während sie erst in den kalten Monaten, den Monaten mit „r“, bis ins nächste Frühjahr geerntet wird. Im sogenannten Dreienbrunnengebiet Erfurts begann schon um 1630 der Anbau des würzig-scharfen Grüns.

Nachdem die Brunnenkresse ursprünglich aus den natürlichen Wasserläufen dieser Region geerntet wurde, entwickelte sich ab 1740 ein Anbausystem mit künstlich angelegten Becken, den „Klingen“, und dazwischenliegenden Dämmen. Bis heute existiert eine Brunnenkresse-Anlage nach diesem System in Erfurt. Sie ist die letzte ihrer Art und längst ein Thüringer Kulturdenkmal, das auch besichtigt werden kann. Ralf Fischer und seine Frau bewirtschaften die Anlage, die Mitte der 90er-Jahre wiederhergestellt wurde, auf traditionelle Art.

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Ein echtes Erfurter “Superfood”

Brunnenkresse wird auch als Bitterkresse oder Wassersenf bezeichnet – was schon eher auf ihren Geschmack und ihre Verwendung hindeutet. Sie kann frisch als Salat und verarbeitet in Senf genossen werden und dient als Zutat für Suppen, Omeletts oder Kräuterbutter. Und tatsächlich ist sie sehr gesund: Neben vielen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen wartet sie mit 60 Milligramm Vitamin C pro 100 Gramm Frischpflanze auf – ein echtes „Superfood“ für den Winter.

Von September bis April wird die Brunnenkresse frisch im Hofladen des Erfurter Kresseparks im Süden der Stadt verkauft. Und wer daran interessiert ist, selbst Brunnenkresse anzubauen, kann sich vor Ort von Ralf Fischer Tipps holen oder online Kontakt aufnehmen: ERFURTER-BRUNNENKRESSE.DE

BILD: IMAGO IMAGES/IMAGEBROKER

Die Brunnenkresse ist nicht nur aufgrund ihres feinen, würzigen Geschmacks eine Besonderheit, sondern heutzutage auch eine echte Seltenheit. In Erfurt wird sie seit den 90er Jahren wieder traditionell angebaut.

enorm Redaktion

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