Green Friday

Schnäppchen machen mit gutem Gewissen?

Der Green Friday verspricht das Prinzip des Black Friday umzudrehen: Von den Rabattschlachten vor Weihnachten soll die Natur profitieren. Am 27. November 2020 sind einige deutsche Shops mit speziellen Green-Friday-Angeboten dabei.

Ende der Woche findet erneut der berühmt-berüchtigte Black Friday statt: Hunderte Shops bieten on- und offline ihre – oft nur vermeintlichen – Schnäppchen an und machen innerhalb weniger Stunden Millionenumsätze. Oft wird der Aktionstag auf ein Wochenende oder sogar eine ganze Woche verlängert.

Die Werbung verspricht, dass Käufer*innen am „schwarzen Freitag“ von satten Rabatten profitieren – doch wo bleibt dabei die Umwelt? Hier kommt der Green Friday ins Spiel: Er will als Gegenmodell zum Black Friday verstanden werden. Ähnliche Ziele verfolgen auch der White Monday, der Giving Tuesday oder der radikalere Kauf-nix-Tag.

Green Friday: Ein Shirt für mich, ein Baum für dich

Am „grünen Freitag“ soll auch die Umwelt von unserer Kauflust profitieren. Wie genau, das bleibt den einzelnen Händler*innen überlassen: Manche pflanzen Bäume, andere spenden den Gewinn für soziale Zwecke. Ist der Green Friday also der bessere Black Friday? Mit der Lizenz zum Geldausgeben bei gutem Gewissen?

Eines steht außer Frage: Der Green Friday lenkt den Blick auf nachhaltigeren Konsum. Es geht darum, mit dem eigenen Einkauf auch einen Nutzen für Umwelt und Klima zu schaffen. Deshalb beteiligen sich bislang vor allem Unternehmen bei dem Aktionstag, die sich auch sonst um Nachhaltigkeit bemühen oder Teil einer (eher) nachhaltigen Branche sind.

In manchen Shops, die einen Green Friday anbieten, profitiert nur die Umwelt vom Einkauf. Manchmal gibt es aber auch für dich als Käufer*in einen Rabatt. Meist liegt der Nachlass zwar nicht bei über 50 Prozent, wie es manches Black-Friday-Angebot verspricht, aber 20 oder 30 Prozent kannst du auch bei Green-Friday-Angeboten sparen – und natürlich zugleich etwas für die Umwelt tun.

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Diese Shops sind beim Green Friday dabei

Der Green Friday hat sich zwar längst noch nicht so durchgesetzt wie sein böser Zwilling. Trotzdem machen bereits viele Händler*innen mit. Eine kleine Auswahl:

  • Deuter: Der Shop für Outdoor-Mode und -Zubehör spendet 10 Prozent des Umsatzes aus seinem Green-Friday-Wochenende an ein Projekt, bei dem die letzten hochalpinen Lebensräume geschützt werden sollen.
  • Loveco: Am Green-Friday-Wochenende spendet der Onlinestore für faire Mode seinen vollständigen Gewinn an die Kampagne für Saubere Kleidung.
  • MyGreenSize:  Verkauft faire Kleider und Röcke und spendet die gleiche Summe, die Kund*innen sparen, an den Verein Calcutta Rescue Deutschland e.V.
  • Nikin: Der Fashion-Shop pflanzt normalerweise einen Baum pro verkauftem Produkt – am Green-Friday-Wochenende sind es zwei.
  • Palmono: Der Onlinestore für Einrichtung pflanzt einen Baum für jeden Einkauf, der Produkte aus seinem Green-Friday-Sale enthält.
  • Rebuy: Die Gebraucht-Plattform hat sich zum Green Friday zwar keine (zusätzlichen) Umweltmaßnahmen ausgedacht, bietet aber 20 Prozent auf antiquarische Bücher an.
  • Auch Outdoor-Händler Globetrotter beteiligt sich und hat dazu die „Grünere Woche“ ins Leben gerufen. Kund*innen können gebrauchte Ausrüstung in die Filiale bringen und erhalten dafür einen Gutschein. Außerdem bietet Globetrotter in ausgewählten Filialen (z.B. Frankfurt, Berlin, Bonn, Hannover) selbst Secondhand-Ausrüstung zum Verkauf an (bis in den Dezember hinein). 10 Prozent des Umsatzes aus dem Bereich „Eine Grünere Wahl“ gehen an den Deutschen Wanderverband, bei Hausmarke Frilufts sogar 20 Prozent.

Green Friday: Leider auch anfällig für Greenwashing

Leider ist nicht alles, was „grün“ beworben wird, auch tatsächlich nachhaltig: Mit einem eigenen Green-Friday-Angebot beteiligt sich zum Beispiel auch die Fluggesellschaft Cathay Pacific. Sie verspricht, für alle gebuchten Flüge im Aktionszeitraum den CO2-Ausstoß kostenfrei in doppelter Höhe auszugleichen. Eine Vorstoß, den andere Fluggesellschaft nachahmen sollten – der aber nichts daran ändert, dass unnötige Flüge den Klimawandel vorantreiben, selbst wenn sie nachträglich kompensiert werden.

Kund*innen sollten also auch bei Green-Friday-Angeboten genau hinschauen, ob die beworbenen Produkte und Dienstleistungen tatsächlich nachhaltig sind. Oder ob eine Marke versucht, den jährlichen Kauf-dich-glücklich-Tag für Greenwashing zu missbrauchen.

Wie immer solltest du dir auch die folgenden Fragen stellen: Brauche ich das Produkt tatsächlich? Gibt es den Artikel nicht auch gebraucht oder zum Ausleihen? Besonders deutlich wird zum Beispiel der Online-Shop Deuter: „Solltet ihr jedoch unsicher sein, ob ihr überhaupt etwas Neues braucht, dann verzichtet lieber. Der Umwelt und eurem Geldbeutel zuliebe“, heißt es auf der Webseite.

Unsere Kooperationspartner*innen

Enorm kooperiert mit Utopia.de, einer deutschsprachigen Website über nachhaltiges Leben und bewussten Konsum.

Bild: imago images/agefotostock

Der Green Friday verspricht Sonderangebote mit Impact.

Sven Christian Schulz, Utopia.de

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