Vor allem beim Warmwasser aufpassen

So macht Wassersparen im Haushalt Sinn

Wasser ist ein kostbares Gut – und sollte dementsprechend behandelt werden. Tipps für einen niedrigen Wasserverbrauch gibt es daher viele. Nicht immer macht übertriebenes Wassersparen jedoch Sinn.

Bei der Toilettenspülung die Stopp-Taste drücken. Beim Zähneputzen das Wasser nicht laufen lassen. Und das Gemüse am Besten nicht unter dem laufenden Wasserstrahl reinigen, sondern in einer Schüssel. Tipps zum Wassersparen im Alltag gibt es viele. Doch in welchem Ausmaß macht das eigentlich Sinn? Natürlich sollte mit den Wasserressourcen grundsätzlich schonend umgegangen werden, sagt Martin Weyand, Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser beim Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Aber übertriebenes Wassersparen im Haushalt sei weder notwendig noch sinnvoll. Im Gegenteil, es führt zu Problemen in Trinkwasserleitungen und Abwasserkanälen.

Wassersparen: Kanäle müssen durchgespült werden

Der Grund: Schon heute müssten Wasserversorger*innen in vielen Regionen ihre Leitungen und Kanäle mit Wasser durchspülen. Das sei nötig, um etwa schädigende Rückstände aus den Abwasserkanälen zu waschen. Wird also zu viel Wasser gespart, kann das dazu führen, dass noch mehr gespült wird. In Weyands Worten: Kontraproduktiv. Das könnte letztlich auch die Kosten für die Kund*innen in die Höhe treiben, erklärt Weyand. Der Wasserpreis für Verbraucher*innen setze sich zu einem großen Teil aus Fixkosten für die Wasserinfrastruktur zusammen. Diese steigen, wenn die Kanäle oder Trinkwasserleitungen aus hygienischen Gründen zusätzlich gespült werden müssen.

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Umweltschützer*innen mahnen trotzdem zum Wassersparen

Ein Argument, das die Wasserexpertin Lilian Neuer vom Bund Naturschutz (BUND) nicht gelten lassen will. Das mit dem Durchspülen ist nicht die Aufgabe der Verbraucher, meint sie. Ohnehin sei es sinnvoller, die Abwasserrohre etwa nicht mit aufbereitetem Trinkwasser, sondern mit Regenwasser auszuwaschen. Viel wichtiger sind ihr aber zwei andere Punkte. Zum einen ist da der Energieverbrauch für die Wasser-Aufbereitung: Das Wasser muss erst gefördert werden, dann als Trinkwasser aufbereitet, dann zu uns transportiert und anschließend wieder gereinigt werden, erklärt sie.

Und zum anderen muss unterschieden werden zwischen Warm- und Kaltwasser: Der Energieverbrauch um Wasser zu heizen, ist sehr hoch, sagt Neuer. Insbesondere bei einer heißen Dusche oder einem Bad werde daher nicht nur Wasser, sondern auch Energie verbraucht. Nach Angaben der Verbraucherzentrale gehen rund 13 Prozent des Energieverbrauchs im Haushalt auf das Konto Warmwasser. Die Verbraucherschützer*innen bieten auf ihrer Homepage einen Duschrechner an, mit dem man die individuellen Kosten und den CO₂-Ausstoß für die Dusche nachvollziehen kann. Wer hier eine böse Preis-Überraschung erlebt, für den empfiehlt die Verbraucherzentrale etwa einen Sparduschkopf. Der koste rund 20 Euro und reduziere den Wasserverbrauch beim Duschen bis zur Hälfte.

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Aufpassen vor allem beim Warmwasser

Gerade beim Warmwasser sollte auf den Verbrauch geachtet werden – und das nicht nur aus ökologischen Gründen, sondern auch weil die Energiekosten auf den Geldbeutel gehen. Wer aber beim Zähneputzen mal das kalte Wasser laufen lässt, muss wohl nicht gleich ein schlechtes Gewissen haben, sondern trägt laut Wasserversorger*innen sogar dazu bei, Probleme in den Leitungen zu vermeiden. Aber natürlich sollte man dabei auch den Aufwand in den Kläranlagen im Hinterkopf haben. Einen Trend zum übertriebenen Wassersparen gibt es nach BDEW-Zahlen übrigens nicht. Seit Mitte der 1990er Jahre pendelt der tägliche Pro-Kopf-Verbrauch zwischen 120 und 130 Litern.

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Foto: Kazuky Akayashi/Unsplash

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dpa

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