Seit zehn Jahren wütet die Terrorgruppe Boko Haram im Nordosten Nigerias. Fast zwei Millionen Menschen wurden seither vertrieben, 80 Prozent davon Frauen und Kinder. Der Terror hat das Land immer weiter in die Armut getrieben: Etwa zwei Drittel der rund 23 Millionen Menschen im Nordosten des Landes leben unter der Armutsgrenze. Gerade junge Nigerianer ohne Perspektive werden von Boko Haram rekrutiert.
„Es sieht sehr düster aus”, sagt Mohammed Danjuma von der nigerianischen Regierungskommission North East Development Commission (NEDC) während einer Podiumsdiskussion auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas zu „Peace Building and Technology”, ausgerichtet von der Weltbank. Die NEDC soll sich vor allem um eine bessere Infrastruktur- und sozioökonomische Defizite kümmern. Kurzzeitig geht es insbesondere darum, die besonders betroffenen und abgelegenen Gegenden besser zu erreichen. „Es stellt uns vor große Herausforderungen, dorthin zu gelangen, auch aus Sicherheitsgründen”, sagt er. Denn beinahe täglich würden Menschen im Nordosten des Landes umgebracht. „Erst gestern starben 35 Menschen.”
In Zusammenarbeit mit der Weltbank wird daher spezielle Technik zur sogenannten Fernerkundung eingesetzt. Abgelegene Orte können so mittels Satellitenbildern beobachtet werden. Dadurch soll schnell klar werden, wo Hilfe gebraucht wird. Im vom Konflikt stark betroffenen Bundesstaat Adamawa richtete das Internationale Rote Kreuz in Kooperation mit verschiedenen Universitäten außerdem ein Zentrum für humanitäre Hilfe ein. Dort sollen am 3-D-Drucker Prothesen für Gewaltopfer entstehen.
Nicht nur in Nigeria, sondern weltweit verschärft sich die Situation. Mark Polyak von der Risikoanalyse-Abteilung des Marktforschungsunternehmens Ipsos stellt fest: „In den vergangenen fünf Jahren haben die Konfliktzonen weltweit zugenommen. Wir müssen die Situationen vor Ort schnell und präzise verstehen, um Handlungsmöglichkeiten zu erkennen.” Gerade in Ländern, die fragil sind, von Konflikten oder Gewalt betroffen sind, sei es entscheidend, Frühwarnsysteme zu installieren und Unsicherheit zu reduzieren. „Während eines Desasters wird man mit immer neuen Gerüchten, Falschmeldungen und Manipulationen konfrontiert. Da ist es manchmal schwierig zu verstehen, was wirklich an den Orten vorgeht. Und nicht immer hat man Partner, mit denen man vertrauensvoll zusammenarbeiten kann.” Um das zu ändern und etwa Berichte zu verifizieren, könne die richtige Technologie helfen.
Technik für den Frieden: Drohnenaufnahmen zeigen, wo Hilfe benötigt wird
Satelliten können Aufnahmen von abgelegenen Orten in Konfliktregionen liefern – sie zeigen, wo Hilfe benötigt wird.