Zukunftsbegriff: ökologischer Handabdruck

Die Kraft des Einzelnen sichtbar machen

Um gegen die Klimakrise vorzugehen, hilft es, zusätzlich zum ökologischen Fußabdruck den ökologischen Handabdruck zu ermitteln. Dieser zeigt, welche Möglichkeiten Menschen haben, um etwa Emissionen zu reduzieren.

Machtlos fühlen sich viele angesichts der Klimakrise. Der CO2-Fußabdruck vermittelt: Du bist das Problem. Mitte der 1990er-Jahre entwickelt, wurde der CO2-Fußabdruck erst gut zehn Jahre später bekannt – durch eine Werbekampagne des Ölkonzerns BP. Schwierig dabei: Verantwortung für Klimaschutz wird vor allem dem Individuum zugeschoben. Dabei ist längst klar, dass strukturelle Schieflagen, verursacht auch von Großemittenten wie BP, eine zentrale Rolle spielen.

Doch natürlich kann jede:r etwas tun – und tatsächlich bewirken, dass sich in der Gesellschaft etwas ändert. Der ökologische Handabdruck will diese Kraft des Einzelnen sichtbar machen: Er wächst, wenn man sein Geld grün investiert, sich für Foodsharing in der Nachbarschaft einsetzt oder einen Lastenradverleih unterstützt.

Entwickelt haben den Handabdruck indische Umweltpädagog:innen am Centre for Environment Education in Ahmedabad 2007. Anfangs Grundlage für kleinere Schul-Aktionen, wurde das Konzept 2009 als vielversprechendes Tool der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgewählt.

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Ökologischer Handabdruck: Wir können mit anpacken

Inzwischen nutzen ihn auch deutsche Vereine wie 3 fürs Klima. Sie bieten mehrere Aktionen und Projekte an, um den eigenen Handabdruck zu vergrößern. Brot für die Welt und German Watch haben gemeinsam ein Tool entwickelt, um den Handabdruck zu berechnen. Auf der Homepage handabdruck.eu heißt es: „Während man beim Fußabdruck nur seine persönliche Umweltbilanz verbessert, beeinflusst eine Handabdruck-Aktion die Situation für mehrere Menschen.“ Schon das Wort Hand statt Fuß verdeutlicht: Hier sollen Menschen anpacken, am besten gemeinsam etwas bewirken. Ein Handabdruck-Test ermittelt Handlungsmöglichkeiten, die zu einem passen. Bist du kommunikativ und interessierst dich für Energie und Rohstoffe? Dann setz dich doch dafür ein, dass die Stadtwerke Ökostrom als neuen Standard einrichten.

So konkret wie die meisten CO2-Rechner, die messen, wie viele Emissionen man verursacht, ist das Tool aber noch nicht. Angelika Paar vom Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) war an einem Bericht zum CO2-Rechner des Umweltbundesamts beteiligt. Sie empfiehlt eine Kombination aus Fuß- und Handabdruck. Beispiel: Eine Person hat einen hohen Fußabdruck. „Wenn sie 10.000 Euro in eine klimafreundliche Geldanlage investiert, bleiben die hohen Emissionen, verursacht durch das Mobilitäts-, Wohn- oder Essverhalten, ja trotzdem.“ Umso wichtiger sei es, auch Handlungsoptionen aufzuzeigen, wie die Person Emissionen reduzieren kann.

Foto: unsplash / Aaron Lee

Der Begriff Handabdruck verdeutlicht: Wir können etwas bewegen!

Marvin Richter

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