Die Flechte ist eine Lebensgemeinschaft aus Pilzen und Grünalgen oder Cyanobakterien. Ein kluges Konzept der Natur, denn die Beziehung ist für alle Beteiligten vorteilhaft. In strikter Arbeitsteilung versorgen die Algen oder die Bakterien die Gemeinschaft mit Nahrung durch Photosynthese. Das Pilzgeflecht dient als Reservespeicher und schützt vor dem Austrocknen und vor UV-Licht.
Organismen – Pflanzen, Tiere, Bakterien – reagieren darauf, wenn sich ihre Umwelt verändert. Wenn sich etwa die Luftqualität verschlechtert, passen sie sich an. Im schlimmsten Fall verschwinden sie. Die feinfühligsten dieser Organismen nennt man Bioindikatoren. Sie zeigen Umweltveränderungen frühzeitig an. Bestimmte Fische, wie Elritzen oder Bachforellen, benötigen sehr sauberes Wasser. So helfen sie dabei, die Wasserqualität einzuordnen.
Bioindikator Flechte: Luftqualität einfach selber messen
Auch die Flechte eignet sich als Bioindikator. Welche Flechtenart vorhanden ist – und welche nicht – gibt Aufschluss über die Luftqualität. So ist es möglich, den Grad der Luftverschmutzung genau zu bestimmen. Es gibt bereits eine artenbasierte „Luftqualitätsskala“, so der Geograf Matthew Gandy von der Universität Cambridge. Die kann nun auch von Hobby-Biolog:innen genutzt werden. Dank eines Web-Tools der Universität Nottingham können Laien selbst die Luftqualität im Stadtpark oder im Wald messen. Dafür braucht es nicht mehr als eine Lupe, ein Maßband und einen Identifikationsguide für Flechtenarten, den die App bereitstellt. Das Programm errechnet dann selbstständig ein Ergebnis.
Es lohnt sich, Bioindikatoren in Zukunft genauer zu beobachten, denn konventionelle, physikalisch-chemische Messungen von Umweltveränderungen sind kompliziert und kostspiel ig. Dank der Flechten und des Web- Tools haben wir es nun selbst in der Hand, die Luftqualität in unserer Nachbarschaft zu messen.
Weltweit gibt es rund 25.000 Flechtenarten, eine ist an diesem Felsen im Zittauer Gebirge in Sachsen heimisch.