Start-up Miraculix

Drogen-Check für zu Hause

Ecstasy, Cannabis, Speed: Drogen sind auch deshalb riskant, weil ihre Zusammensetzung oft unbekannt ist. Ein Start-up aus Jena entwickelt Schnelltests.

Der Mikrobiologe Felix Blei verwendet eine Metapher, wenn er erklären soll, worum es bei Drug-Checking geht: „Stellen Sie sich vor, Sie gehen in eine Bar, auf der Karte steht einfach nur ,Alkohol‘. Die einzige Chance, um herauszufinden, wie viel Prozent das Getränk hat, wäre, ein Glas davon zu bestellen und es zu trinken.“ Ein ziemlich waghalsiges Experiment, sagt Blei, ein muskulöser Mann mit Pferdeschwanz, Vollbart und Undercut, Wissenschaftler und Gründer, im Büro seines Start-ups in Jena. Die Räume sind schlicht, nur die Bilder von verschiedenen Pilzen an der Wand geben einen Hinweis auf das, was hier passiert. Das Labor, in dem Blei arbeitet, ist für Besucher:innen ohne Sicherheitsprüfung tabu. Denn dort wird mit „Betäubungsmitteln“ experimentiert. „Alkohol kann 5 Prozent haben, aber auch 40 Prozent“, fährt Blei fort. „Von einem leichten Schwips bis zum Koma wäre bei die- sem Experiment alles möglich.“ Genau das sei die aktuelle Lage in Deutschland für Menschen, die statt Alkohol ein illegales Rauschmittel konsumieren möchten.

Risiko, dass etwas schief geht

„Drogenkonsument:innen kaufen in der Regel eine bunte Pille oder eine kleine Phiole mit Pulver bei einer Person, die aus rechtlichen Gründen nicht sagen darf, bei wem sie das Produkt erworben hat“, erklärt Blei. „Qualitätskontrollen, eine Konsumanleitung oder einen Beipackzettel, der verrät, was drin ist, und auf Risiken und Nebenwirkungen hinweist, gibt es nicht, anders als etwa bei Medikamenten.“ Entsprechend hoch sei das Risiko, dass etwas schiefgeht. Und genau das, so Blei, wolle er ändern. Daher entwickelt er mit seinem Start-up Miraculix Drogentest-Kits für daheim.

Kaum Geld für Forschung zu Drogen

Blei hat in Jena in pharmazeutischer Mikrobiologie promoviert. Sein Professor am Institut, Dirk Hoffmeister, gilt als Experte für Ständerpilze – zu denen auch Magic Mushrooms, also psychedelische Pilze, gehören. Lizenzen, um mit sogenannten Betäubungsmitteln zu experimentieren, werden kaum vergeben, Forschung dazu ist selten. Als erster Wissenschaftler weltweit hat der 33-jährige Blei mit seinen Forschungskolleg:innen herausgefunden, wie halluzinogene Pilze den Wirkstoff Psilocybin herstellen und vielbeachtete wissenschaftliche Artikel veröffentlicht.

Bei seiner Arbeit fiel ihm noch etwas auf: „Die Konzentration von Psilocybin in den Pilzen schwankt.“ Sowohl bei den Pilzen, die er mit staatlicher Genehmigung unter standardisierten Laborbedingungen und strengen Sicherheitsvorkehrungen für seine Forschung züchtete, viel stärker aber noch in der Natur. „Hier in der Gegend um Jena hatten die Magic Mushrooms ein Prozent Psilocybin, in Leipzig hingegen zwei Prozent.“ …

FOTO: Miraculix

Die Drogen-Schnelltests kommen als Testkit für zu Hause. Es gibt sie für Psilocybin, LSD, MDMA sowie für die Hauptwirkstoffe von Cannabis, THC und CBD.

Marlene Halser

Weiterlesen