Die Utopie

Klimaschädlichen Sandabbau verhindern

In Indonesien verschwinden ganze Inseln, weltweit erodieren Küsten: Denn Sand ist ein elementarer Rohstoff, insbesondere für die Bau- und Technikindustrie. Abbau und Weiterverarbeitung verursachen Emissionen in Milliardenhöhe. Doch es gibt Alternativen.

Das ist das Problem:

Sand aus dem Meer und Süßgewässern ist nach Wasser der meistgenutzte Rohstoff der Welt. 50 Milliarden Tonnen Sand werden nach Schätzungen der Vereinten Nationen pro Jahr weltweit abgebaut. Zwei Drittel des Sandes enden in der Bauindustrie, die daraus Beton und Asphalt oder Glas herstellt, aber zum Beispiel auch Solaranlagen, für die Silizium aus Sand benötigt wird. Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate schütten künstliche Inseln mit Sand auf und importieren dafür die kleinen Körner aus Australien. Denn Wüstensand ist zu fein für die Produktion von Beton. Von Indien bis Südafrika gibt es eine brutale Sandmafia, die über Leichen geht, um an das begehrte Material zu kommen. Das Ergebnis: Die Ressource wird immer knapper, Küsten erodieren und werden anfälliger für Fluten, Tiere und Menschen verlieren ihren Lebensraum. In Indonesien sind bereits ganze Inseln dem Sandabbau zu Opfer gefallen. Dazu kommt, dass Beton extrem klimaschädlich ist: Allein in Deutschland war die Betonindustrie 2019 für 20 Millionen Tonnen CO2-Emissionen verantwortlich.

Das ist der Impuls:

Das Unternehmen ZaaK Technologies aus Großbeeren, Brandenburg, hat mithilfe von EU-Fördermitteln einen sogenannten Smartsand entwickelt: Aus industriellen Abfallprodukten wie Flugasche stellt ZaaK einen künstlichen Sand namens Lypors her, aus dem ebenfalls Beton produziert werden kann. Vorteil: Das Material isoliert effektiver als natürlicher Sand und ist wesentlich leichter. Das senkt Transportkosten und CO2-Emissionen. Flugasche, die sonst nur schwer recycelt werden kann und meist auf Deponien landet, wird wiederverwertet.

Das ist die Lösung:

Der Sandabbau wird bisher kaum reguliert und ist zu billig, sodass sich ökologische Alternativen bisher finanziell nicht lohnen. Dänemark macht es anders, es hat Steuern auf den Verbrauch von Meeressand erhoben. Seitdem wird dort viel mehr getan, um Sand zu sparen und Beton zu recyceln. Der Verbrauch ist um 80 Prozent zurückgegangen. Dem müssen jetzt dringend andere Staaten folgen. Erst wenn mehr Länder weltweit die Verwendung von Sand streng regulieren, ähnlich wie beim Erdöl eine Fördergrenze einrichten und den Raubbau bekämpfen, rechnen sich ökologische Ersatzprodukte wirtschaftlich. Für die Herstellung von Beton wird Zement verwendet, dessen Produktion für den Großteil der CO2-Emissionen verantwortlich ist. Doch auch dafür gibt es eine nachhaltige Alternative aus Flugasche: Geopolymerbeton. Dieser wird mittlerweile von mehreren Firmen in Deutschland und Australien hergestellt. Der dritte Teil einer globalen Lösung ist einfach: ganz auf Beton verzichten. Eine Alternative ist Hanfbeton: Er besteht aus Hanf und Naturkalk.

Bild: IMAGO / Addictive Stock

Ein See mitten in der Wüste Irans: Die Rohstoffe, die er liefert werden weltweit immer knapper.

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