Zukunftstalk und Kapitalismuskritik

Medien-Tipps für die Feiertage

In jeder Good Impact Ausgabe geben dir Redakteur:innen Empfehlungen zum Lesen, Hören, Schauen – diesmal: ein Buch und ein Podcast.

Vollbremsung auf britische Art

Text von Anja Dilk

1978 fühlte sich das Leben, erinnert Ulrike Herrmann, kaum anders an als heute. Star Wars kam in die Kinos, Argentinien wurde Fußballweltmeister, Kinder spielten mit Bonanzarädern und im Urlaub gings drei Wochen nach Italien. Bei all dem hat Deutschland gerade mal halb so viel konsumiert und CO2 in die Luft gepustet wie heute. Dahin müssen wir wieder zurück, schreibt Herrmann. Sofort.

Das Ende des Kapitalismus ist ein bestechend klares Buch der Wirtschaftsexpertin der Berliner taz. Ihre Argumentation: Der Kapitalismus muss crashen, weil er nur mit endlosem Wachstum funktioniert, das die Menschheit in den Abgrund treibt. Denn ohne fossile Rohstoffe lässt sich schlicht nicht genug Energie produzieren, um dieses Wachstum zu erzeugen. Grünes Wachstum bleibt eine Illusion. Fazit: Tschüss Kapitalismus, hallo grünes Schrumpfen, hallo Kreislaufwirtschaft. Der Clou bei Herrmann: Im Unterschied zu vielen Degrowth-Vordenker:innen bleibt sie nicht bei der Beschreibung einer Postwachstumsgesellschaft stehen, sondern fragt:

WIE KANN DER WEG DAHIN KONKRET AUSSEHEN – OHNE DASS ES BEI EINER VOLLBREMSUNG ZUM ZUSAMMENBRUCH VON WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT KOMMT?

Einen Ansatz findet sie im Modell der britischen Kriegswirtschaft ab 1940. Denn die Brit:innen haben damals fast aus dem Stand geschafft, was uns gelingen müsste, um wieder beim ökologischen Fußabdruck des Jahres 1978 anzukommen. Inwieweit sich das genau auf heute übertragen ließe, dekliniert Herrmann allerdings nicht durch. Dennoch: ein extrem lesenswertes Buch.

Ulrike Herrmann: Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind – und wie wir in Zukunft leben werden. KiWi 2022, 24 Euro

Talktreff mit Zukunftsmacher:innen

Text von Paula Binz

Täglich prasselt eine Flut an negativen Nachrichten auf uns ein. Doch Stopp: Es gibt so viele inspirierende Menschen, die sich für ein besseres Morgen einsetzen. Die Journalistin Nike Wessel bietet mit ihrem Podcast „Studio36 presents“ einen Raum für den Austausch mit solch kreativen Visionär:innen. Die Themen sind bunt gemischt: von nachhaltiger Forstwirtschaft über den Kampf gegen Rassismus bis zu Pornos. Der Podcast erscheint ein- bis zweimal im Monat. Eine Folge ist 30-60 Minuten lang und endet stets mit der Frage, welche gute Nachricht die Gäst:innen zuletzt aufgeschnappt haben. Die Medienagentur Studio36 produziert mit 100 Prozent Naturstrom und unterstützt Initiativen wie #fairbylaw, die sich gegen Menschenrechtsverletzungen einsetzt – auch eine good news.

Bild: Unsplash/Priscilla Du Preez

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