Sonnenstrahlen berühren deine Haut, es fühlt sich warm an, belebend, nach Sommer. Erst später bemerkst du den Schmerz: ein Sonnenbrand. Denn egal ob du deinen Urlaub dieses Jahr in Deutschland oder in einem wärmeren Land verbringst: Gerade an wolkenlosen Tagen kann die Sonne ziemlich heiß werden. Zwar braucht der menschliche Körper UV-Strahlung, um ausreichend Vitamin D zu produzieren – aber dafür reicht schon relativ wenig. Zu viel Sonne kann dir hingegen schaden. Das betont auch die Präsidentin des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) Inge Paulini: „UV-Strahlung kann zu Sonnenbrand führen und im schlimmsten Fall Hautkrebs verursachen.“ Das liegt daran, dass sowohl das Bindegewebe der Haut als auch das Erbgut der Hautzellen geschädigt werden kann, sodass die Haut nicht nur vorzeitig altert, sondern auch Krebs entstehen kann. Wie kannst du dich davor schützen, ohne der Umwelt oder deinem Körper zu schaden? Wir zeigen dir, was du zum Thema Sonnenschutz wissen musst und wie Sonnenschutz nachhaltig funktionieren kann.
Vitamin D: Unser Körper braucht Sonne
Sonne führt dazu, dass der menschliche Körper Vitamin D produziert. Das ist wiederum notwendig für den Knochenbau, die Muskulatur und das Immunsystem. Doch tatsächlich reicht dafür schon relativ wenig UV-Strahlung: In einer gemeinsamen Empfehlung raten verschiedene wissenschaftliche Behörden, Fachgesellschaften und -verbände zu einem bewussten Umgang mit natürlicher sowie künstlicher UV-Strahlung. Denn UV-Strahlung könne gesundheitsschädigend für Augen und Haut sein. Sonnenbrand sei grundsätzlich zu vermeiden. Um ausreichend Vitamin D zu synthetisieren reiche es demnach aus, Gesicht, Hände und Arme zwei- bis dreimal pro Woche unbedeckt und ohne Sonnenschutz der Hälfte der minimalen sonnenbrandwirksamen UV-Dosis auszusetzen. Damit ist die Zeit gemeint, in der man sonst ungeschützt einen Sonnenbrand bekommen würde. Für Menschen mit eher heller Haut, die auf der gebräuchlichen Skala von I (sehr helle Haut) bis VI (sehr dunkle Haut) als Hauttyp II eingestuft werden, bedeute das demnach rein rechnerisch zwei- bis dreimal pro Woche je 12 Minuten bei hoher UV-Bestrahlungsintensität (UV-Index 7). Personen mit sehr dunkler Haut (also Hauttyp VI) können sich grundsätzlich auch mehr als 90 Minuten in der Sonne aufhalten, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen.
Um besser einschätzen zu können, welcher Hauttyp du bist, hat das BfS hier einen Test veröffentlicht.
Sonnenschutz: Der UV-Index bietet Orientierungshilfe
Der UV-Index ist international einheitlich festgelegt. Er gibt die Stärke der sonnenbrandwirksamen ultravioletten Strahlung an, die zum Tagesspitzenwert am Boden erwartet wird. Je höher der Wert, desto stärker ist die UV-Strahlung und entsprechend größer auch die Sonnenbrandgefahr. Zwischen April und September veröffentlicht das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt, dem Deutschen Wetterdienst und weiteren Institutionen immer montags, mittwochs und freitags die aktuelle UV-Prognose. Gut zu wissen ist hierbei: Von den zwei UV-Index-Werten, die angegeben werden, gilt der niedrigere Wert bei Bewölkung, der höhere bei strahlendem Sonnenschein. Das Umweltbundesamt empfiehlt: Ab UV-Index 3 und zwischen 11 und 15 Uhr sollte man sich einen Platz im Schatten suchen. Ab UV-Index 8 sollte man laut der Behörde die Mittagsstunden besser im Haus verbringen. Grundsätzlich gilt ab UV-Index 3: Sonnenschutzmittel verwenden. All dies gilt noch einmal mehr für Kinder: Ihre empfindliche Haut muss besonders gut geschützt werden.
An diesen Orten und Körperteilen musst du dich schützen
Wie du dich vor zu viel Sonne schützt, hängt auch davon ab, wo du dich aufhältst: Besonders aufpassen – und gegebenenfalls auf Sonnenschutzmittel mit mehr Lichtschutzfaktor zurückgreifen – musst du am Meer oder am See. Der Grund: Wasser reflektiert die UV-Strahlung. Das gilt ebenso für Schnee oder helle Sandflächen. Auch in den Bergen gilt höhere Sonnenbrand-Gefahr. Das liegt daran, dass es dort zwar häufig kühler ist, die UV-Strahlung jedoch höher ist als an tiefer gelegenen Orten.
Nicht nur die Haut braucht im Sommer ausreichenden Sonnenschutz. Auch auf andere Körperteile solltest du achten: So kannst du auch auf den Lippen einen Sonnenbrand bekommen und solltest sie entsprechend ebenfalls mit Sonnencreme beziehungsweise einer speziellen Lippenpflege mit UV-Schutz eincremen. Und auch die Augen dürfen nicht zu viel direktes Sonnenlicht abbekommen. Sonnenbrillen oder eine Kopfbedeckung (die natürlich auch grundsätzlich ein guter Sonnen- und Hitzeschutz ist) helfen hier. Bei Sonnenbrillen solltest du auf die Angaben achten. Das Umweltbundesamt rät zu Modellen mit „100 Prozent UV-Schutz“ oder „UV 400“. So ließen sich die Augen wirksam schützen, insbesondere dann, wenn die Sonnenbrille seitlich eng am Kopf anliegt. Denn wenn Sonne deine Augen schädigt, kann das laut Umweltbundesamt gesundheitliche Schäden nach sich ziehen: Binde- und Hornhautentzündungen bis hin zu langfristigen Folgen wie dem Grauen Star sind schlimmstenfalls möglich.
Wie funktionieren Sonnencremes?
Sonnencremes und -lotionen sollten sowohl vor kurzwelliger UV-A als auch langwelliger UV-B-Strahlung schützen und können auf zwei verschiedene Arten wirken: mittels physikalischer oder chemischer UV-Filter. Letztere sind organische Moleküle, welche die UV-Strahlung absorbieren und sie als Wärmestrahlung wieder abgeben. Dazu müssen sie zunächst in die Haut einziehen, entsprechend dauert es etwa eine halbe Stunde bis der Schutz greift. Chemische Filter sind umstritten, da sie etwa in der Kritik stehen, Allergien auslösen zu können und umweltschädlich zu sein. Bei anorganischen beziehungsweise mineralischen Filtern können hingegen mikroskopisch kleine Partikel wie etwa Titandioxid oder Zinkoxid, die häufig in Bio-Sonnenschutzmitteln eingesetzt werden, UV-Strahlung reflektieren, streuen und absorbieren. Laut BfS enthalten Sonnencremes oft beide Filtertypen. Damit die Bio-Sonnencreme keinen weißen Film auf der Haut hinterlässt, werden die mineralischen Partikel manchmal so stark zerkleinert, dass Nanopartikel entstehen. Diese sind kleiner als 100 Nanometer, sprich ein zehntausendstel Millimeter. Zwar hat der wissenschaftliche Ausschuss für Verbrauchersicherheit (SCCS) der EU-Kommission sowohl Zink- und Titandioxid in Nanoform als sicher bewertet, doch ihre Auswirkungen auf den menschlichen Körper sowie die Umwelt sind bisher noch nicht eindeutig erforscht. Seit 2013 müssen Nanopartikel in Kosmetikprodukten mit dem Zusatz „Nano“ gekennzeichnet werden.
Einen aktuellen Sonnencreme-Test auf Basis von Öko-Test und Stiftung Warentest findest du bei unserem Kooperationspartner utopia.de.
Wichtig ist außerdem der Lichtschutzfaktor (LSF). Dieser ist international festgelegt und beschreibt im Wesentlichen den Schutz vor UV-B-Strahlung, zusätzlicher UV-A-Schutz wird gegebenenfalls extra auf der Packung gekennzeichnet. Durch den LSF lässt sich errechnen, wie viel länger man mit dem entsprechenden Sonnenschutzmittel die Haut der Sonne aussetzen kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen. Das Bundesamt für Strahlenschutz empfiehlt für Kinder grundsätzlich einen Lichtschutzfaktor (LSF) von mindestens 30, für Erwachsene mindestens 20. Doch wie viel du tatsächlich brauchst, hängt auch von deinem Hauttyp ab. Das BfS rechnet beispielhaft vor: Eine Person kann bei einem bestimmten UV-Index zehn Minuten in der Sonne bleiben, ohne dass sich ein Sonnenbrand bildet. Mit einem Sonnenschutzmittel mit LSF 20 kann dieser Mensch bei demselben UV-Index also 200 Minuten, sprich etwas mehr als drei Stunden, ohne Sonnenbrand draußen sein (10 Minuten mal 20 = 200 Minuten). Doch beim Lichtschutzfaktor ist Vorsicht geboten, wird er schließlich unter Laborbedingungen ermittelt. Daher ist es ratsam, sicherheitshalber etwa ein Drittel von dem errechneten Wert abzuziehen. Das BfS rät sogar, maximal 60 Prozent der durch den LFS errechneten Schutzdauer auszuschöpfen, da bereits vor einem spürbaren Sonnenbrand Schäden an der Haut entstehen können. Außerdem ist es wichtig, etwa alle zwei Stunden das Sonnenschutzmittel erneut aufzutragen, vor allem nach dem Baden. Doch Achtung: Nachcremen verlängert die Schutzdauer nicht, sondern erhält sie lediglich.
Sonnenschutz: Wie viel Sonnencreme muss auf die Haut und wann?
Die Deutsche Haut- und Allergiehilfe empfiehlt als Faustregel: „Zum Eincremen eines zweijährigen Kindes benötigt man einen großen Esslöffel voll Sonnencreme, Erwachsene brauchen etwa die vierfache Menge.“ Nur dann greife der angegebene Lichtschutzfaktor tatsächlich. Auch der Zeitpunkt, zu dem man Sonnenschutzmittel aufträgt, ist entscheidend: Die meisten Produkte müssen etwa 30 Minuten einwirken, um verlässlich zu schützen, außer sie weißen explizit einen Sofortschutz aus.
Großzügig Sonnenschutzmittel aufzutragen macht auch deshalb Sinn, weil die Produkte ohnehin nach einer gewissen Zeit ablaufen. Hersteller geben dabei sowohl ein Mindesthaltbarkeitsdatum an, bis zu dessen Ablauf sie einen Schutz garantieren, und verweisen mittels eines Tiegelsymbols sowie einer Zahl (die eine Angabe zu den Monaten macht) darauf, wie lange die geöffnete Sonnencreme verwendet werden kann.
Gerade am See stellt sich im Sommer oft eine weitere Frage: Wie verträgt sich Sonnenschutzmittel mit Mückenspray? Das Umweltbundesamt rät, mit Blick auf Repellents, also chemische Substanzen, die uns vor Mücken schützen, zuerst die Sonnencreme aufzutragen. Erst 20 Minuten später sollte dann der Mückenschutz auf die Haut.
Es gibt auch natürlichen Mückenschutzmittel: Hier erfährst du, wie du Mückenspray selbst herstellen kannst.
Wie umweltfreundlich sind Sonnencremes?
Inhaltsstoffe von Sonnenschutzmitteln stehen im Verdacht, schädlich auf die Umwelt und insbesondere auf das maritime Ökosystem zu wirken. Laut Umweltorganisation WWF sind die meisten Sonnenschutzmittel bedenklich für die Natur. WWF Chemikalienexpertin Dr. Erika Bellmann erklärt: „Forschungsergebnisse belegen vor allem die Gefahr durch Sonnencreme für Lebewesen in der Südsee. Aber auch Seen von Brandenburg bis Baden Württemberg sind durch die chemischen UV-Filter gefährdet: Die Chemikalie Octinoxat zum Beispiel steht auf der Beobachtungsliste zur EU-Wasserrahmenrichtlinie.“ In manchen Staaten sind daher bereits gewisse Substanzen von Sonnenschutzmitteln verboten, um Korallen und Fische zu schützen. Im Pazifikstaat Palau gilt dies seit diesem Jahr etwa für Sonnenschutzmittel, die die chemischen Lichtschutzfilter Octinoxat und Oxybenzon enthalten. Auch im US-Bundesstaat Hawaii und auf der Karibikinsel Bonaire sind diese Inhaltsstoffe ab 2021 verboten.
Die WWF-Expertin Bellmann erklärt, wie möglichst umweltfreundlicher Sonnenschutz beim Baden aussehen kann: „Es gibt leider noch keine völlig unbedenklichen UV-Filter in Sonnenschutzprodukten. Beim Baden keinen Sonnenschutz zu verwenden ist aber auch keine Lösung. Mit ein paar Verhaltenstipps kann man seine Gesundheit schützen und gleichzeitig die Risiken für Gewässer minimieren. Zum Beispiel sollte man Sonnencreme immer gut einziehen lassen oder besser noch erst nach dem Baden auftragen. Außerdem kann man an Seen meist auch im Schatten baden. Gerade für Kinder eignet sich zudem spezielle UV-Schutz Kleidung.“ Bellmann empfiehlt: „Aus ökologischen Gesichtspunkten sind demnach Naturkosmetik ohne Nanopartikel oder UV-Kleidung die beste Wahl für einen sonnigen Tag am See.“
Auch Kleidung bietet nachhaltigen Sonnenschutz
UV-bedingte Hautschäden können bereits entstehen, bevor du einen Sonnenbrand bemerkst. Daher gilt: Nur Sonnencreme alleine schützt dich nicht ausreichend. Auch Textilien bieten eine wichtige Barriere zwischen deinem Körper und der Sonne. Gerade locker sitzende Kleidung kann die Haut vor zu viel Sonne schützen ohne dass es dir darunter zu warm wird. Je enger und dicker gewebt ein Stoff ist, desto weniger UV-Strahlung kann ihn durchdringen. Auch die Farbe macht einen Unterschied: Helle Textilien reflektieren das Sonnenlicht, sodass sich der Körper darunter weniger aufheizt als bei dunkler Kleidung.
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Es gibt auch spezielle UV-Schutzkleidung. Dabei wird der sogenannte UV-Schutzfaktor (UPF) angegeben, dieser ist vergleichbar mit dem Lichtschutzfaktor der Sonnencreme. Doch auch der angegebene Standard ist entscheidend. Die Aussagekraft des UV-Standards 801 ist laut BfS am umfangreichsten, denn dafür wird auch am nassen, gedehnten Textil gemessen – er bildet also die mit Blick auf die Schutzwirkung ungünstigsten Tragebedingungen ab. Gerade für Menschen, die sich sehr lange im Freien aufhalten kann solche Kleidung eine sinnvolle Ergänzung zur Sonnencreme sein.
Sonnencreme auf der Haut: Nicht zu wenig auftragen!