Als die DHL 2022 ihr erstes Elektro-Postboot Delfin auf die Spree schickte, um täglich etwa 350 Pakete in Berlin auszutragen, wurde das von vielen als verrückt belächelt oder gar als Greenwashing abgetan. Doch dann wurde daraus nach und nach eine ganze kleine Flotte. Ab dem Jahr 2029 schipperten die Postschiffe bereits 10.000 Pakete am Tag über die Wasserwege der deutschen Hauptstadt, in den Morgenstunden vor allem, um den regulären Schiffsverkehr nicht zu behindern. An festen Packstationen entlang der Berliner Flüsse warten DHL-Boten darauf, die Ware mit dem Lastenrad weiter zu transportieren. Die Berliner:innen können sich die Pakete direkt an den Packstationen am Wasser abholen, ein wunderbarer Spreespaziergang. Wer sich in eine mobile App einträgt, bekommt für jede Abholung Rabattpunkte für das Porto von privaten Sendungen. Auf dem Dach der gelben Postboote sind Solarpaneele angebracht – was sie energieautark und umweltfreundlich macht.
Seitdem es Paris bei der Olympiade 2024 vorgemacht hat, verbieten immer mehr Metropolen und Kleinstädte den Wasserverkehr mit Schwerölschiffen, egal ob Fracht- oder Tourismusboot. Schließlich erkannten auch die Verkehrsbetriebe in Berlin, einer Wasserstadt, die viel mehr Brücken hat als Venedig, dass es eine ziemliche Verschwendung ist, dieses Netz nicht für den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. Es entstanden lautlose Elektroboot-Öffis mit vier Linien von der Stadtmitte bis Spandau. Die Zahl der Tourismusboote wurden dafür massiv reduziert. Denn genau wie in Venedig fahren die Besucher:innen der Stadt mittlerweile lieber kostengünstig mit den Berliner Vaporetti als auf überteuerte Flusskreuzfahrt zu gehen. Andere deutsche Flussstädte von Köln bis Regensburg folgten dem Beispiel.
Die Spree, die Havel, der Landwehrkanal, all die Wasserarme wurden durch den Verzicht auf Schweröl sauberer. Zusätzlich führte die Kommune ein ausgeklügeltes Naturfiltersystem ein. Wer Müll in die Gewässer wirft, muss hohe Geldstrafen zahlen. Der Autoverkehr wurde entlastet, die Luft klarer und die Emissionen der Stadt sind gesenkt worden.
Der Verein Flussbad Berlin hat nach jahrzehntelangem Kampf endlich durchgesetzt, dass an den Spreeufern ein öffentliches Schwimmbad entstand, ebenfalls nach Pariser Vorbild. Nun kann man sich im Sommer vor dem Bodemuseum ins Nass stürzen, ohne Hautausschlag und Ölfilm zu fürchten. Abends gibt es eine Woche im Jahr ein Open-Air-Kino auf dem Wasser – kostenlos.
In Zukunft könnten Boote in Deutschland immer mehr als öffentliches Transportmittel und für die Post eingesetzt werden.