Schwerpunkt: Schatzinseln

Starke Stimmen einer sinkenden Nation

Versunkene Inselreiche wie der Mythos von Atlantis sind für die meisten Menschen fantastische Romanerzählungen. Für die Einwohner:innen des Inselstaates Kiribati ist diese Bedrohung bitterer Ernst. Die „Pacific Islander“ Ruth Arotaing Garry, Oten Thomas, Mererita Thomas, Claire Anterea und Nawere Tatake kämpfen um die Existenz ihrer Heimat.

Kiribati ist bekannt als das Inselparadies, dessen winzige Punkte bald von unseren Landkarten verschwinden könnten, wenn wir den Anstieg des Meeresspiegels nicht aufhalten. Die weit abgelegene Pazifik-Inselgruppe besteht aus einer erhöhten Insel und 32 flach liegenden Atollen entlang des Äquators. Zwischen blauen Lagunen, weißen Stränden und grünen Palmen spielt sich das Leben der I-Kiribati (Selbstbezeichnung der Bewohner:innen von Kiribati, Anm. d. Red.)  normalerweise in „Coconut Time“ ab. Doch der entspannte Inselalltag, den die kiribatische Redewendung beschreibt, gerät zunehmend in Unruhe: Kiribatis ehemaliger Präsident Anote Tong glaubt, dass sein Land in 30 bis 60 Jahren aufgrund des Meeresspiegelanstiegs nicht mehr bewohnbar sein wird. Daten des Weltklimarats IPCC kommen zum gleichen Schluss. 2014 kaufte Tong deshalb Land auf Fidschi zur Umsiedlung der Einwohner:innen von Kiribati.

Taneti Maamau, der 2016 Tongs Amt übernahm, folgt einer neuen Strategie: Eine teure Landanhebung und eine stark umstrittene wirtschaftliche Kooperation mit China sollen das Land retten. Doch auch dadurch können das Korallensterben, die Küstenerosion und die Versalzung von Boden und Süßwasser auf Kiribati nicht verhindert werden. Das Errichten neuer Deiche und die Suche nach sauberem Trinkwasser gehören für die Bewohner:innen bereits heute zum Alltag. Hier erzählen fünf Einheimische, wie sie durch ihren Aktivismus die Weltgemeinschaft in die Verantwortung für ihre Zukunft ziehen wollen. Außerdem teilen sie das Wissen ihrer Vorfahr:innen, das sie gegen die ökologische Krise vor Ort anwenden.

Als „Pacific Islander“ möchte ich im globalen Diskurs über den Klimawandel für mein Land einstehen. Eine der liebsten Redewendungen meines Vaters „Te tei ibukin abam“ bedeutet wörtlich übersetzt, für sein Land und seine Herkunft aufstehen. Das habe ich bei unseren kiribatischen Festen früh gelernt, bei denen die Gäste der Reihe nach aufstehen, um sich und ihre Familie vorzustellen. Als ich für mein Studium von Recht und internationalen Beziehungen nach Brisbane zog, kam diesem Spruch immer mehr Bedeutung zu. Ich fokussiere mich im Studium stark auf das Thema Klimaflucht. Leider wird meine Sorge um die Auswirkungen der Klimakrise außerhalb meiner Heimat oft nicht verstanden. Zwar bemitleiden viele das Schicksal meiner bedrohten Insel, aber ich habe nicht das Gefühl, dass in der Folge etwas dagegen unternommen wird. Unsere Menschenrechtserklärung verordnet die internationale Gemeinschaft dazu, die Rechte der zukünftigen Generationen zu sichern. Menschenrechte und Umweltschutz sind also untrennbar mite…

Bild: IMAGO / VWPics

Kiribati von oben: eine Landschaft aus 33 Korallenatollen und Inseln. Der ansteigende Meeresspiegel bedroht die Existenz des Inselstaates, doch die Einwohner:innen Kiribatis geben den Kampf um ihre Heimat nicht auf. 

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