Irreführende Infos

Ikeas fast perfekter Klimaplan

Der schwedische Möbelkonzern will bis 2030 mehr CO2 einsparen als verursachen. Dafür investiert die Ingka Gruppe, so heißt der Ikea-Eigner, massiv in erneuerbare Energien. Kund:innen können derweil über den Kooperationspartner Svea Solar auch Fotovoltaikanlagen ordern. Die kommen allerdings oft aus Asien.

Jahrzehntelang war der Ikea-Katalog ein kleines Ereignis einmal im Jahr. Im Einrichtungsroman steckte stets eine aus freundlichen Bildern zusammengebaute heile Welt. Bezahlbare Sehnsuchtsorte, „demokratisches Design“. Diesen modernen Funktionalismus inklusive Bastelanteil lieben die Deutschen. Läuft hierzulande also optimal, das zeigen 54 Standorte von Kiel bis München und 20.000 Mitarbeiter:innen. Doch 2021 erschien das eigene Möbelmagazin ein letztes Mal. Das Online-Geschäft ist wichtiger als die Blätterei. Der Papiermüll fällt weg.

Ikea ist längst um Nachhaltigkeit bemüht: So beschäftige man sich intensiv mit der Kreislaufwirtschaft, unterhalte einen Möbel-Rückkaufservice und fördere die „Gleichberechtigung der Geschlechter und gleiche Bezahlung“. Fünfzig Prozent der Führungskräfte sind laut eigenen Angaben weiblich. Und man arbeitet seit 2011 mit dem Naturschutzbund (Nabu) zusammen. Der berät die deutsche Tochtergesellschaft in puncto naturnahe Standortgestaltung, Ressourcenmanagement und Foodwaste. Karin Flohr, Leiterin Unternehmenskooperationen beim Nabu, sagt dazu: „Es gibt natürlich noch viel zu tun, aber in unserer Wahrnehmung handelt Ikea Deutschland im Bereich Nachhaltigkeit zukunftsorientiert.“

Es gab in den vergangenen Jahren auch international Kritik: Die britische NGO Earthsight warf dem Konzern 2021 vor, illegal in Sibirien geschlagenes Holz für Möbel zu verwenden. Die Zusammenarbeit mit den fragwürdigen Firmen sei beendet, heißt es dazu auf Nachfrage.

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In den nächsten acht Jahren will Ikea klimapositiv werden, also „mehr Treibhausgasemissionen einsparen, als die […] Wertschöpfungskette erzeugt“. Dafür sind Energieversorgung und -verbrauch mitentscheidend – und damit der Einsatz erneuerbarer Quellen. Die Ingka Gruppe, der Ikea-Eigner, investiert vier Milliarden Euro. 340 Millionen Euro fließen in neun Solarparks in Deutschland und Spanien. 2023 soll der Betrieb starten. Die geplante Kapazität von 440 Megawatt soll den Stromverbrauch des Unternehmens in beiden Ländern decken. Heute schon kann via ikea.de eine Solaranlage fürs Eigenheim geordert werden. Kosten: bis zu 17.400 Euro. Verkauf und Installation erledigt das schwedische Start-up Svea Solar. Super, oder?

„Es ist vorbildlich, dass Ikea einen starken Fokus auf Erneuerbare setzt und breit aufgestellt ist“, sagt Carolin Dähling vom Energieversorger Green Planet Energy. Aber Nachhaltigkeitsberichte seien „ohne externes Audit schwer überprüfbar“. Gewollt oder ungewollt könnten Infos auch irreführend sein – Ikea gibt etwa an, vier Windparks an Land in Deutschland zu besitzen. Dähling dazu: „Wenn Ikea bestehende Windanlagen kauft, die ihren Strom im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) produzieren, ist die Klimaschutzwirkung auch dem von der Allgemeinheit finanzierten EEG zuzurechnen und nicht dem Konzern. Ikea hat dann eine Finanzinvestition getätigt, aber nicht den Klimaschutz gestärkt.“ Ikea hatte die Anlagen vom spanischen Unternehmen Gamesa 2010 erworben.

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Auch das Thema Photovoltaik kann heikel sein. Hauptherstellungsland ist China. „Transparente Lieferketten und die Vermeidung von Menschenrechtsverletzungen sind fast unmöglich“, so Dähling. Die Antwort von Svea Solar ist eindeutig und ehrlich: In der Regel arbeite man mit asiatischen Herstellern zusammen, weil sie ein „gutes Preis-Leistungs-Verhältnis“ bieten. Die Wechselrichter und Batterien kämen von Huawei, die Module von Trina Solar (beide China) und Sunpower (USA). Ende Juni ist aber ein deutscher Hersteller hinzugekommen.

Bild: IMAGO / UIG

Gibt’s nur noch bei Sammler:innen: Ikea-Katalog in der Print-Version (Archivbild).

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