Als die ersten Strahlen der Morgensonne die Savanne golden einfärben, bringt Amani, die Gepardin, ihren drei elf Monate alten Jungtieren das Jagen bei. Es ist ein Safari-Auftakt mit Action, Drama und einem Wechselspiel der Gefühle. Denn als Amani lossprintet, erwischt sie zwar die Impala-Antilope, die sich zu weit entfernt hat von ihrer Herde. Doch ein Dieb stiehlt die Beute: Gegen die Knochenbrecherzähne einer Hyäne kommt man als federleichte Gepardin nicht an, da kann man noch so fauchen. Minuten später folgt der dritte Akt: Eine grollende Löwin springt aus dem Busch, versetzt der Hyäne einen Schlag mit der Pranke, und krallt sich den Kadaver.
Das alles spielt sich vor den Augen von einer kleinen Gruppe Homo sapiens turistici ab. Denn die Olare Motorogi Conservancy ist ein privates Schutzgebiet, das direkt an das staatliche Maasai Mara National Reserve grenzt.
Camps von fünf Safariunternehmen liegen hier versteckt in den Galeriewäldern entlang der Flüsse und thronen über einer Schlucht, dem Revier einer fotogenen Leopardin. Die Unterkünfte haben maximal zwölf Zelte. Pro Gästebett stehen mindestens 141 Fußballfelder Land zur Verfügung, diese Regel haben sich die Betreiber selbst gegeben. Die Besucher müssen dadurch das Naturschauspiel nur mit wenigen anderen Zuschauern teilen. Wäre Amani dagegen im staatlichen Maasai Mara National Reserve jagen gegangen, würden jetzt nicht nur Dutzende von Weißrückengeiern einfliegen. Es käme wohl auch ein Schwarm anderer „weißer Geier“ angedüst.
So nennt Joseph Sengeny jene Minibusse, an deren Steuer nicht ausgebildete Safari-Guides sitzen wie er, sondern unqualifizierte Taxifahrer. „Leute aus Nairobi, die in der Hoffnung auf ein paar Dollar Trinkgeld extra gerne mal den Motor aufheulen lassen, damit ein ruhender Löwe seine Augen öffnet.“ Einige Fahrer ließen ihre Gäste in den Nationalparks sogar aussteigen, wenn die Gnus bei der „Great Migration“ den Mara River queren, empört Sengeny sich. Auch das ist illegal, doch was soll’s: Wenn bis zu 300 Fahrzeuge darauf warten, gibt es eben nur so eine gute Fotoposition.
Viele Maasai bauen freiwillig ihre Zäune in der Mara ab
Joseph Sengeny ist ein 39-jähriger Mann vom Volk der Maasai und arbeitet als Guide für die Naturschutzorganisation Great Plains Conservation. Beverly und Dereck Joubert, zwei National-Geographic-Filmemacher, haben sie 2006 gegründet. Sie waren überzeugt: Staatliche Schutzgebiete brauchen Pufferzonen, damit sie ihre Aufgabe erfüllen können. In Kenia betreiben sie nahe eines wichtigen Korridors für wandernde Elefanten am Amboseli-Nationalpark die Lodge Ol Donyo. Ebenso ist das Mara Plains Camp in der Olare Motorogi Conservancy ein wichtiger Baustein des länderübergreifenden Ökosystems von Maasai Mara und Serengeti, für das sich Great Plains Conservation engagiert.
Joseph Sengeny ist in der Olare Motorogi Conservancy nicht nur Guide, sondern auch Landeigentümer. Ihm gehören 60 Hektar Land. Theoretisch könnte er ein Haus darauf bauen. „Mache ich aber nicht“, schmunzelt er. „Wie viele andere Maasai habe ich freiwillig die Zäune abgebaut und mir eine neue Bleibe gesucht, außerhalb des Geländes der neu gegründeten Conservancy.“ Knapp 3000 Dollar erhält Sengeny als jährliche Pacht. Er hat vor Ort einen Job, der noch viel mehr einbringt, und der es ihm ermöglicht, seine Kinder zur Schule zu schicken. Außerdem besitzt er 80 Rinder – für die Maasai ein Statussymbol. Einen Teil der Tiere darf er zum Weiden auf das Gelände der Conservancy schicken.
Pionier des Conservancy-Modells in der Maasai Mara ist Jake Grieves-Cook: Vor 15 Jahren überzeugte der Chef der Porini Safari Camps die Chiefs der Maasai, etwas gegen die drohende Aufteilung der Savanne zu unternehmen. Hunderte von Eigentümern machten mit und formten die Ol Kinyei Conservancy.
14 Conservancys in Kenia, 82 in Namibia
Das Modell machte Schule: Heute profitieren von den 14 Conservancys in der Maasai Mara 100.000 Menschen. Ihre Fläche ist fast so groß wie das staatliche Schutzgebiet. Auch in anderen Ländern Afrikas wird das Konzept umgesetzt: In Namibia sind annähernd 20 Prozent der Fläche als kommunale Conservancys ausgewiesen. In 82 Schutzgebieten profitiert die lokale Bevölkerung vom Tourismus und ist an den Einnahmen aus der staatlich kontrollierten Trophäenjagd beteiligt.
Initiiert haben das Prinzip dort Margaret Jacobson und Garth Owen-Smith von
Prince Gyasi, 23, porträtiert die Bewohner seiner Heimatstadt Accra, der Hauptstadt Ghanas. Der iPhone-Fotograf zeigt in seinen Kompositionen meist Fotos von Menschen vor farbig leuchtenden Kulissen. Einige seiner Bilder sind Teil der Serie „BoxedKids“. Mit dem gleichnamigen Projekt, dessen Mitgründer Gyasi ist, will er benachteiligten Kindern aus Accras Slums helfen: Ein Zugang zu Bildung soll ihnen die Möglichkeit geben, ihr kreatives Talent zu entwickeln