Heat Officer ist eine Berufsbezeichnung – und einer dieser Begriffe, für den es noch kein deutschsprachiges Äquivalent zu geben scheint. Offizier:in für Hitze vielleicht? Hitze-Beamt:in? Klingt etwas umständlich. Bleiben wir erst einmal bei der englischen Bezeichnung Heat Officer, eingedeutscht und gegendert Heat Officer:in.
Das englische heat hat seinen Ursprung im altenglischen hætu und im germanischen hitjõ, woraus sich auch das deutsche Wort Hitze ableitet. Das gilt seit dem 8. Jahrhundert als belegt, seit dem Mittelalter also. Das Mittelalter lag übrigens klimatisch in einem Eiszeitalter. Eisig kalt war es aber nicht – Eiszeitalter heißt nur, dass zumindest einer der Pole vergletschert ist, selbst in einer Warmzeit. Und so war es auch im Mittelalter: Die Pole waren vergletschert und es herrschte eine Warmzeit, das Holozän.
Heute leben wir immer noch im Holozän. Nur: Diese Warmzeit droht wegen der menschengemachten Klimakrise zu heiß zu werden. Selbst wenn wir es schaffen, die Erderwärmung auf 1,5 bis 2 Grad Celsius zu beschränken, werden in diesem Jahrhundert mehrere hundert Millionen Menschen von extremer Hitze betroffen sein. Und sind es schon heute: Hitzewellen von bis zu 50 Grad Celsius in Indien, Australien oder der Sahara führen zu Bränden, Ernteausfällen und Hitzetod.
Auch in Deutschland sind 2018 um die 20.200 Menschen im Zusammenhang mit der ungewöhnlichen Hitze gestorben. Klar ist, dass die Hitze die Menschen im Süden künftig noch stärker treffen wird, vor allem in Städten.
Athen, Santiago de Chile, Miami, Phoenix und Freetown haben deshalb einen neues Berufsbild geschaffen: den bzw. die Heat Officer. Weltweit gibt es jetzt fünf Heat Officers. Officer leitet sich aus dem lateinischen officium ab und meint Amt oder Aufgabe.
Und die Aufgabe der Heat Officers ist es, dafür zu sorgen, dass mehr Grünflächen die Städte kühlen, dass der Verkehr reduziert wird, dass sich Senior:innen in kühlen Räumen aufhalten können. Dass über urbane Hotspots Daten zur Temperaturentwicklung gesammelt werden. Dass sich in der Hitze keine Tropenkrankheiten ausbreiten und sich auch ältere, kranke und finanziell arme Menschen anpassen können an etwas, das längst da ist: die Klimakrise. In Zukunft werden also noch viele Städte auf der Welt eine:n Heat Officer brauchen.
Weltweit gibt es aktuell fünf Heat Officers, eine davon ist Eleni Myrivili. Sie ist zuständig für Athen und die erste Vertreterin ihrer Zunft in Europa.