Zukunftsbegriff: Elektrodialyse

Aus Meerwasser wird Süßwasser

Weltweit herrscht Wasserknappheit, doch ein Verfahren könnte Abhilfe schaffen: Die Elektrodialyse filtert Salz aus Meerwasser und verwandelt es in trinkbares Süßwasser. Eine Lösung für die drohende Krise?

Unser blauer Planet trocknet aus. Zwar sind über 70 Prozent der Erdoberfläche von Gewässern bedeckt; doch diese bestehen vor allem aus Salzwasser. Nur drei Prozent der Wassermassen sind trinkbares Süßwasser – und nur ein Drittel davon ist für Menschen erreichbar. Schwindende Feuchtgebiete, häufigere Dürreperioden und industrielle Bewässerungen beschleunigen die Wasserknappheit. So wird das flüssige Lebenselixier für die wachsende Weltbevölkerung ein immer knapperes Gut.

Mithilfe der Elektrodialyse könnte sich das ändern. Dahinter verbirgt sich ein Verfahren, bei dem Salz aus Meerwasser herausgefiltert wird und das ähnlich wie die Hämodialyse zur Blutfilterung bei Nierenversagen funktioniert. Die Blutwäsche ersetzt die Nierenfunktion und reinigt das Blut von Schadstoffen mithilfe einer dünnen Filtermembran. Hierin besteht der entscheidende Unterschied zwischen den beiden Dialyseverfahren. Der Nierenersatz macht sich das physikalische Prinzip der Diffusion zunutze. Das natürliche Konzentrationsgefälle von Schadstoffen wird ausgeglichen; schädliche Teilchen dadurch aus dem Blut gefiltert. Bei der Elektrodialyse wird das Meerwasser in einer Anlage mit elektrischem Strom aufgeladen. Dadurch löst sich das Salz im Wasser auf und ionisiert: Elektronen werden aus der Hülle der Salzatome entfernt, die entstandenen Salzionen nehmen elektrische Ladung an. Nun werden diese geladenen Teilchen aus der Flüssigkeit gezogen. Ähnlich wie bei der Hämodialyse, aber mit dem Unterschied, dass die Elektrodialyse mit elektromagnetisch geladenen Membranen arbeitet, welche die Salzionen aus dem Wasser lösen. Am Ende fließen die hochkonzentrierte Salzlauge und das weiter aufzubereitende Wasser in zwei verschiedene Tanks.

Ein häufiges Problem: Die Filter-Membranen verstopfen mit der Zeit. Die belgische Firma Hydro Volta löst es, indem sie ihre Elektrodialyseanlage mit einem Selbstreinigungssystem kombiniert. Die Anlage wird mit Ultraschallwellen bestrahlt, was die Magnetmembranen in Schwingung versetzt und durchlässiger macht für Ablagerungen. Aus 100 Litern Salzwasser lassen sich so zurzeit 70 Liter Süßwasser gewinnen. Setzt sich das Verfahren durch, dürfte man von dem Begriff Elektrodialyse bald häufiger hören.

Foto: IMAGO / Thomas Trutschel

Die belgische Firma Hydro Volta hat eine Lösung gegen die Wasserknappheit: Sie kombiniert die Elektrodialyse mit einem Selbstreinigungssystem. Aus 100 Litern Salzwasser lassen sich so zurzeit 70 Liter Süßwasser gewinnen.

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