Histourismus

Suffragetten weltweit

Für Emanzipation haben nicht nur Frauen in Europa und den USA gekämpft, sondern Aktivistinnen überall auf der Welt. Ein Zwischenruf zum Weltfrauentag am 8.März.

Was haben Sri Lanka, Kuba, die Mongolei und Brasilien gemeinsam? In allen Ländern gab es früher als in Frankreich das Frauenwahlrecht. Während in unserem Nachbarland Bürgerinnen erst seit 1944 an die Urne durften, hatten Frauen in der Mongolei zum Beispiel schon zwanzig Jahre früher ihr Wahlrecht erkämpft. Dennoch erscheinen, wenn man Suffragetten googelt, vor allem Bilder weißer Frauen in den USA und Europa, darunter von Legenden wie der Irin Mary Molony, die 1908 auf einer Nachwahl in Dundee jedes Mal eine mitgebrachte Glocke läutete, wenn Winston Churchill versuchte, sich Gehör zu verschaffen.

Aber auch auf dem Rest des Globus entflammte die Suffragetten-Bewegung. In ihrem Buch Feminisms. A Global History stellt die Cambridge-Historikerin Lucy Delap einige dieser Heldinnen vor. Zum Beispiel die japanische Feministin Hiratsuka Raichô: „Sie plünderte das Geld, das ihre Mutter beiseite gelegt hatte, um für Hiratsukas Hochzeit zu bezahlen, und verwendete es, um 1911 die japanische feministische Gruppe Seitosha (Blaue Strümpfe) und deren Zeitschrift Seito zu gründen“, schreibt Delap. 

In ihrem Magazin gab Hiratsuka, deren selbstgewählter Beiname Raichô Donnervogel bedeutet, nicht nur Schriftstellerinnen und Denkerinnen ein Forum, sondern besprach auch damals skandalöse Themen wie weibliche Sexualität. Die Gruppe war maßgeblich an der Abschaffung eines Paragraphen beteiligt, der japanischen Frauen die Mitgliedschaft in politischen Organisationen verbot.

An anderer Stelle berichtet Delap vom „Women’s War“ in der damaligen englischen Kolonie Nigeria 1929. Tausende nigerianische Frauen protestierten gegen die Kolonialregierung, die die lokal übliche weibliche Teilhabe an politischer und wirtschaftlicher Macht unterdrückte. Die Briten verhandelten zum Beispiel nur mit männlichen Anführern und nicht mit weiblichen. Als die Kolonialregierung immer mehr Steuern vom Volk der Igbo verlangte, organisierten sich die Frauen zum Widerstand. Sie versammelten sich vor den Gebäuden der britischen Verwaltung, bewarfen die Männer dort mit Erde und provozierten sie mit nach britischen Moralstandards schwer …

Titelblatt der Zeitschrift Seito von Chieko Naganuma (li.), die japanische Feministin Hiratsuka Raichô (re.), Fotos: National Diet Library

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