Tourismus-Expertin über „Mampreneure“

„Digitale Reise-Plattformen befeuern die Gleichberechtigung“

Mehr als die Hälfte der Mitarbeitenden im Tourismus sind weiblich. Dennoch stehen an der Spitze vieler Unternehmen Männer. Expertin Claudia Brözel erklärt, wie gerade Online-Portale und Buchungssoftware dabei helfen, alte Muster aufzubrechen.

Der Tourismus gilt als Frauenbranche. Wie weiblich ist das Business tatsächlich? 

Im Studium sind Frauen gut vertreten. Vier bis fünf von 40 Plätzen in Tourismusstudiengängen sind mit Männern besetzt, der Rest mit Frauen. Doch danach wandelt sich das Bild, vor allem in den Führungsjobs. Die Welttourismusorganisation UNWTO hat 2019 den zweiten Global Report on Women in Tourism herausgegeben. Demnach sind zwar gut 54 Prozent der Mitarbeitenden im Tourismus weiblich. Aber die meisten arbeiten in weniger qualifizierten Jobs, sie stehen an der Rezeption, kellnern, putzen Zimmer. Im Schnitt verdienen sie 14,7 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. An der Spitze von Reise-Unternehmen stehen meist Männer, von TUI bis zum Robinson-Club. Sie haben übrigens nur in Ausnahmefällen Tourismus studiert, sondern meist allgemeine Betriebswirtschaft. 20 Prozent der Mitarbeitenden im Tourismus arbeiten Teilzeit, fast immer Frauen, viele sind selbstständig, leiten zum Beispiel kleine Reiseunternehmen, Hotels oder Pensionen.

Warum haben es Frauen in der Tourismusbranche schwerer?

Weil die Branche alten Mustern folgt, Gender-Stereotypen halten sich beharrlich. In der muslimischen Welt etwa dürfen Frauen nach wie vor nicht als Tour-Guides arbeiten. Auch in der westlichen Welt sind alte Muster verbreitet. Ich erinnere mich etwa an eine Tourismus-Veranstaltung im vergangenen Jahr im Berliner Hotel Adlon: Nur weiße alte Herren saßen auf dem Podium. Als ich den Pressesprecher des Events darauf ansprach, sagte er: „Wir haben alles versucht, aber einfach keine Frau aus der Branche gefunden, die auf der Bühne sprechen wollte.“ Ich glaube das nicht. Nein, sondern man rekrutiert einfach immer wieder dieselben Topmanager. Und da gibt es halt fast keine Frau. Aber warum nicht in der Riege unter dem CEO anfragen? Es ist Zeit, dass die Branche nach rechts und links sieht: auf Online-Plattformen nach interessanten Frauen suchen, mal kleinere Tourenunternehmen einbinden. Bei Visit Berlin etwa ist die zweite Position im Laden mit einer Frau besetzt. Oder Frauen aus der Hotellerie ansprech…

Bild: imago images / Westend61

Auch die Arbeit aus dem Homeoffice mache es Frauen weltweit einfacher, eine Berufstätigkeit in der Tourismusbranche aufzuziehen, sagt Expertin Claudia Brözel.

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