Longyearbyen, gut 1.300 Kilometer vom Nordpol entfernt: Hier, wo früher Braun- und Steinkohle abgebaut wurden, lagert in einem eisigen Berg ein Schatz: knapp 1,2 Millionen Samenproben von Mais, Reis, Hirse und anderen Nutzpflanzen. Hinter Stahltüren gesichert, in Plastikboxen verpackt, geschützt vor Erdbeben, saurem Regen und radioaktiver Strahlung. Der „Svalbard Global Seed Vault“ (SGSV) ist ein Backup für den Katastrophenfall, falls eine der etwa 1.700 Saatgutbanken weltweit vernichtet wird. Zum Beispiel durch bewaffnete Konflikte wie in Syrien, durch Hochwasser oder Vulkanausbrüche. Danach könnten die betroffenen „Pflanzenspezies mit Sicherungskopien“ aus dem arktischen Saatgut-Tresor nachgezogen werden.
Ein Mitarbeiter des „Global Crop Diversity Trust“, kurz Crop Trust, öffnet die zweiflügelige Stahltür am Eingang. Dahinter befindet sich ein erster betonierter Vorraum. Der „Welttreuhandfonds für Kulturpflanzenvielfalt“ ist zuständig für die Anlage. Die unabhängige internationale Stiftung sitzt in Bonn.
„Weltweiter Saatgut-Tresor Spitzbergen“ lautet die offizielle, übersetzte Bezeichnung für den Bunker in der norwegischen Arktis. Kühle, aber trockene Luft schlägt einem entgegen. Nach 10 Metern folgt die zweite bombensichere Stahltür. Dahinter führt ein röhrenartiger 120 Meter langer, sanft nach unten abfallender Tunnel waagerecht in den Berg. Neonlicht, das von der Decke kommt, wird von Gitterrosten am Boden reflektiert. Die Schritte hallen an den Wänden aus Beton wieder. Auf der linken Seite befinden sich grüne Leitungen, die über ein silbrig schimmerndes Haltesystem geführt werden. Unter der Decke hängen Kühlaggregate. Die Temperatur beträgt das gesamte Jahr konstant -17,9 Grad Celsius.
2006 hatte Norwegen mit dem Bau der Anlage begonnen, 2008 wurde sie in Betrieb genommen. Als erstes Land brachte Estland Saatgut ein. Der Ort ist nicht gedacht, um Pflanzen zu lagern. Hier wird ausschließlich S…
Der Eingang zum „Svalbard Global Seed Vault“: Hier in Norwegens Arktis lagern 1,2 Millionen Samenproben.